Freitag, 16. Dezember 2011

Urlaubsstress


In der letzten Zeit war irgendwie doch ziemlich viel los, auch wenn kein Unterricht mehr stattgefunden hat. Da ich am Samstag für drei Wochen auf Kolumbienreise gehen werde, fange ich einfach mal mit unserer „Urlaubsplanung“ an.
Nach unserer ursprünglichen Planung wollten wir die erste Januarwoche in Leticia am Amazonas (Grenze zu Perú und Brasilien) verbringen und haben im Oktober schon den Flug gebucht. War also alles schon fest geplant bis dann Anfang November der Anführer der kolumbianischen Guerilla FARC vom Militär ermordet wurde. Daraufhin hat nämlich die FARC Rache angedroht und da das Amazonasgebiet ziemlich unzugänglich ist und sich die Guerilla dorthin zurückgezogen hat, wurde uns verboten dorthin zu reisen. Das Amazonasgebiet ist an sich sehr groß und Leticia soll eigentlich sehr sicher sein, weil es einen Militärstützpunkt vor Ort hat. Aber man weiß nie, was die Guerilla plant.
Also haben wir unseren Urlaub einfach komplett umgeplant. Das Problem war jetzt bloß noch, dass die Flüge schon gebucht waren. Auf der Internetseite von „aires“(dort habe ich die Flüge für Larissa, Julia und mich gebucht) gab es aber die Möglichkeit, Flüge umzubuchen. Leider wurde „aires“ genau an dem Tag, an dem ich umbuchen wollte, an eine andere Fluggesellschaft (LAN) verkauft und somit gab es auch die Internetseite nicht mehr. Auf der Seite von LAN konnte ich zwar unsere Flüge sehen, aber ein Umbuchen war nicht mehr möglich. Daraufhin haben wir im Telefonbuch die Adresse des nächsten Aires-Büros herausgesucht und sind nach Bocagrande (gehobenes Viertel von Cartagena), um entweder die Flüge stornieren oder umbuchen zu lassen. Dort angekommen war weit und breit kein Büro von aires in Sicht und auf Nachfrage wurde uns mittgeteilt, dass das Büro schon vor längerer Zeit geschlossen worden war.
Immerhin haben wir herausgefunden, dass ein LAN-Büro mehr oder weniger in der Nähe zu finden war. Mit den Adressen in Kolumbien ist das immer so eine Sache: Eine Adresse besteht immer aus drei Zahlen. Die erste Zahl gibt die Straße an, in der sich das Haus befindet. Die zweite Zahl gibt die Querstraße an, die dem Haus am nächsten ist und die dritte Zahl steht für die Schritte, die man von der Kreuzung mit der Querstraße gehen muss bis man am Haus angelangt.
Zum einen ist das ganz cool, weil man sich keine Straßennamen merken muss. Aber die Nummerierung der Straßen ist nicht immer so ganz logisch durchgeführt worden, was zu manchen Verwirrungen führt und selbst Taxifahrer finden nicht unbedingt jede Adresse.
Aber wir haben das LAN-Büro glücklicherweise problemlos zu Fuß gefunden. Die Angestellten waren sehr freundlich und waren bereit, den Flug ohne Umstände in einen Flug Cartagena-Bogotá umzubuchen. Die Differenz zwischen den beiden Flügen bekamen wir als Restguthaben bei der Airline gutgeschrieben.
Aufgrund der Umstellung von aires auf LAN, die erst vor einem Tag stattgefunden hatte, war die Sache nicht ganz so einfach durchzuführen. Julias Ticket wurde als erstes bearbeitet und alles verlief wie am Schnürchen, weil noch eine Frau von aires im Büro anwesend war, die die ganzen Codes kannte. Diese musste dann aber zum Flughafen gehen und das Chaos ging los. Bei der Bearbeitung meines Tickets hat sich dann zunächst der Computer aufgehängt, danach das gesamte System und zuletzt der Ticketdrucker. Es ging also gar nichts mehr =P
Mittlerweile war Larissa und mir wegen der Klimaanlage so kalt, dass wir immer abwechselnd vor die Tür gegangen sind, um wieder ein bisschen aufzutauen.
Nach mehreren Anrufen bei der Airline-Hotline (wobei sie die meiste Zeit in der Warteschleife hing) konnte sich dann schließlich einer in ihren Computer einhacken und versuchen das Ding wieder zum Laufen zu bringen. Als dann endlich nach 4 Stunden! mein Ticket aus dem Drucker kam, hat das ganze Büro gejubelt. Larissas Ticket konnte dann auch ohne Probleme gedruckt werden und wir konnten endlich den „Kühlschrank“ wieder verlassen.

Von Donnerstag bis Sonntag hatten wir Freiwillige aus Cartagena/ Bocachica unser Mentorentreffen in Barranquilla (2 Stunden mit dem Bus) im Haus von Marianella, unserer Mentorin. Sie unterrichtet Deutsch an der Universität Atlántico in Barranquilla und hat uns mit in die Uni genommen, um uns ihren Studenten vom 2. und 6. Semester vorzustellen. Die Studenten haben uns dann das Universitätsgelände gezeigt, was wirklich riesig ist und nachmittags gab es eine kleine Stadtführung.

Es war auch mal wieder sehr schön, kleine Kinder herumzutragen und in den Schlaf zu schaukeln =) Hier gibt es nämliche eigentlich in fast jedem Haus mindestens einen Schaukelstuhl und die sind seeeehr bequem.

Ab Montag waren wir dann nur noch zu dritt im Colegio, weil diese Woche ein Seminar für die Leiter aller Projekte von unserer Organisation auf Bocachica stattfindet.
Die Woche hatte ich mir eigentlich sehr entspannt vorgestellt, aber es gab so viele Dinge zu erledigen, dass es eher ziemlich stressig war.
Da war zu sechst bzw. später dann nur noch zu fünft verreisen werden, musste ich die Hostels alle im Voraus  buchen und bei zwei auch eine Anzahlung leisten. Es war also viel Herumtelefonieren nötig und zwei Mal musste ich zur Bank, um Geld auf das Hostelkonto zu überweisen und heute muss ich nochmal in die Stadt, um die Anzahlung bei einem Hostel in Cartagena für ein Hostel in San Gil zu leisten. Aber jetzt steht unser Urlaubsplan wenigstens fest und ich bin mal gespannt, ob wir den auch so einhalten können =P
Am Mittwoch hat uns leider unsere geliebte Alejandra für immer verlassen und wir waren sehr traurig (sind es immer noch, weil sie wirklich eine gute Freundin geworden ist)!
Viel Zeit zum Verabschieden blieb leider auch nicht, weil am Mittwochnachmittag die ganze Leitergruppe aus Bocachica im Colegio zu Besuch war und alles deshalb tiptop sauber sein musste.
Aber es war wirklich mal ganz interessant die Leiter von unseren Mitfreiwilligen in Perú, Argentinien, Medellín und Bogotá kennenzulernen.
Gegen Mittag erhielten wir auch noch einen Anruf, dass am Donnerstag unsere Schule von Bienestar Familiar besichtigt wird. Die Kinder bekommen von uns ja jeden Tag Milch und Kekse, die von Bienestar Familiar verteilt werden und die wollten kontrollieren, wie wir mit der Milch und den Keksen umgehen. Deshalb mussten wir also nochmal alles gründlich putzen und Lourdes hat dann auch die Nacht auf Donnerstag hier übernachtet.
Am Donnerstagmittag kam ein zweiter Anruf von Bienestar Familiar, dass sie doch nicht kommen können =P Jetzt kommen sie halt irgendwann unangekündigt, aber hoffentlich, wenn wir im Urlaub sind!
Lourdes ist dann wieder zurück auf die Insel und Larissa und ich sind jetzt ganz alleine im Colegio, da sie erst Samstagmittag wieder zurückkommen kann und wir schon morgens um halb 9 Uhr nach Bogotá abfliegen.
Jetzt muss nur noch der Koffer gepackt werden und dann kann es losgehen =D! YEEEEY

Ich wünsche euch ein ganz tolles Weihnachtsfest und ein frohes neues Jahr im kalten Deutschland =)
Ich vermisse den Schnee schon ein bisschen!!
(Hier hat es gerade nur 26°C wegen dem Regen und ich hab mich richtig erkältet =P)

Bis im neuen Jahr!
Eure Anka

Samstag, 3. Dezember 2011

Das Schuljahr neigt sich dem Ende zu

Hallo ihr =)
Die Klausuren sind mittlerweile schon lange geschrieben und auch korrigiert. Seit dem 26. November haben die Kinder auch keinen Unterricht mehr, denn das Schuljahr neigt sich dem Ende zu. Meine Englischklausuren für die Transición fielen ziemlich gut aus, was mich sehr gefreut hat!
Auch wenn die Kinder keine Schule mehr hatten, hieß das noch lange nicht, dass die Lehrer frei hatten. Am 28. Und 29. November haben wir lange Stunden in der Bibliothek mit einer „Autoevaluación“ (Selbstbewertung) der schulischen Einrichtung, die vom Staat vorgeschrieben ist, verbracht. Alle möglichen Aspekte (Direktion, Lehrer, Gebäude usw.) mussten mit einer Skala von 1 bis 10 von jedem bewertet werden. Eine ziemlich langweilige Angelegenheit (hab mich wie in der Schule gefühlt), deshalb hat Larissa nebenher versucht herauszufinden, wie Tage, Monate, Jahre und Jahreszeiten entstehen. Als Hilfsmittel dienten Radiergummis, Papiere, Stifte und ein Miniglobus, den wir in der Bibliothek gefunden haben. Ich hab währenddessen irgendwelche Englisch-Grammatik-Bücher gelesen und der Merly die deutsche Aussprache erklärt =P. Eigentlich waren wir genauso schlimm wie unsere Schüler, bloß dass wir im Gegensatz zu ihnen sowas heimlich und leise machen können!
Da die Margarita am 28. November Geburtstag hatte und wir es eigentlich alle vergessen haben, wurden am folgenden Tag einfach alle Geburtstage des vergangenen Vierteljahres mit einer (gekauften) Torte, CocaCola und vielen Geburtstagsliedern nachgefeiert =D

Für den ersten Dezember war die „Clausura anual“ angesetzt, wo die Kinder nochmal für 3 Stunden in die Schule kommen, um das Schuljahresende ein bisschen zu feiern und die zwei besten Schüler jeder Klasse sollten ihr Lob und einen kleinen Preis erhalten. Doch die Aktivität fiel buchstäblich ins Wasser (die Regenzeit ist leider immer noch nicht zu Ende, aber die Abstände zwischen den Regengüssen werden immer größer) und wurde auf den 22. Dezember verlegt.
Da am nächsten Tag die graduación (Abschlussfeier) der Transición stattfinden sollte und typisch kolumbianisch noch nichts geplant war, haben wir Lehrer den Vormittag genutzt um ein Theaterstück für die Schüler und Eltern einzuüben. Ich hab natürlich prompt eine der drei Hauptrollen zugeteilt bekommen, aber da es sich eher um ein Improvisationstheater gehandelt hat und man sich nicht darauf vorbereiten konnte, war es nicht ganz so schlimm =P.
Den Rest des Tages habe ich damit verbracht, die Zeugnisse der Transición fertigzustellen, da Margarita mit anderen Sachen beschäftigt war (z.B. endlich mal ihre graduación zu planen, denn irgendwie fangen die Leute hier erst an zu arbeiten, wenn es  5 vor 12 ist.
Zeugnisse schreiben ist ein ziemlicher Aufwand, da hier nämlich kaum mit dem Computer gearbeitet wird, sondern noch alle Noten und schriftliche Bewertungen von Hand geschrieben. Man darf sich also kein bisschen verschreiben, wenn man nicht das ganze Zeugnis nochmal von vorne schreiben möchte. Die Noten bestehen aus Buchstaben und Dezimalzahlen und pro Fach sind es ca. 5 Noten, die ausgerechnet und notiert werden müssen.
Als ich dann endlich mit der zweifachen Ausführung fertig war, musste ich leider feststellen, dass der Zeugnisvordruck einen ziemlich groben Fehler enthielt. Hugo hatte zwei Fächer vertauscht und so stimmten die Noten nicht mit der Erklärung des Faches übereinander, was bedeutete, dass ich die 26 Zeugnisse alle nochmal schreiben durfte =P Da kam Freude auf! (Hätte ich mal bloß den Mund gehalten, weil den anderen wäre der Fehler nämlich gar nicht aufgefallen =P)

Am Tag der graduación war der Himmel zum Glück strahlend blau und den ganzen Vormittag haben wir mit Putzen, Dekorieren und Kochen verbracht. Kurz bevor die ersten Eltern mit Kindern eingetrudelt kamen, mussten wir uns noch ziemlich herausputzen, da in Kolumbien generell sehr viel Wert auf das äußere Erscheinungsbild gelegt wird. Zum Glück habe ich eine weiße, schicke Bluse mit hierher gebracht, denn weiß ist die Farbe von Cartagena und damit nie verkehrt =). Meine weißen Ballerinas hatte ich am Abend davor noch mit Sagrotanspray entschimmelt =P und Lourdes und Alejandra waren zufrieden mit meinem Aussehen =).
Die Feier war dann wirklich sehr schön. Die Kindergarten-Kinder haben ein Lied vorgesungen, ein Mädchen aus der ersten Klasse hat die Transición mit einer auswendiggelernten Rede in der Grundschule begrüßt und ihr Bruder hat passend dazu die Abschlussrede der Transición gehalten =D. Strahlend in ihrer blau-gelben Robe mit dem viereckigen Hut (wie die College-Absolventen in den USA) hat die Transición stolz ihre Zeugnisse entgegengenommen. Mit Eistee in Plastikweingläsern wurde dann auf den Abschluss der Vorschule angestoßen und Margarita hielt ihre Abschlussrede. Auch unser Theaterstück war ein voller Erfolg und mit einem Hotdog-Essen wurde die Feier dann abgeschlossen.

Letzten Samstag und Sonntag sind Hugo und Percy & Aura abgereist. Hugo besucht in Perú seine Familie und wird Mitte Dezember wieder zurückkommen, während Percy & Aura erst für zwei Wochen in Bogota bei ihrer Familie bleiben werden und dann für unbestimmte Zeit in Peru bleiben werden. Nun sind wir nur noch vier Frauen im Colegio, aber wir nehmen es locker und lassen es uns gut gehen. Außerdem haben wir ja auch noch die Hunde, die auf uns aufpassen.
Die dürfen allerdings gerade nicht aus dem Garten raus, weil wir unter einer Ratten-Mäuse-Invasion leiden und Lourdes überall Gift verteilt hat, was auch für die Hunde gefährlich ist.
Die Mäuse fressen einfach alles an und kommen in jeden Schrank in der Küche. Jede von uns außer Larissa stand schon schreiend in der Küche, weil einem beim Öffnen eine Maus aus dem Schrank entgegengesprungen ist. In der Küche und im Büro werden außerdem die Kartons mit den Milchtüten, den Keksen und dem Bienestarina (Pulver zum Anrühren gegen Unterernährung) gelagert. Egal wie gut wir die Sachen verpackt haben, die Ratten und Mäuse fanden immer einen Weg alles anzufressen und wir mussten die Sauerei aufputzen.
Das Gift zeigt bis jetzt immer noch keine Wirkung, ganz im Gegenteil scheinen es jede Nacht mehr Tiere zu werden und auch unsere super Klebefalle hilft nichts. Bis jetzt finden sich darin nur festgeklebte Geckos =P.
Der einzige sichere Ort ist der Kühlschrank, der aber langsam echt voll mit lauter Lebensmitteln ist, die eigentlich gar nicht gekühlt werden müssen.
Gerade in diesem Moment habe ich sogar noch eine Fledermaus in der Küche herumfliegen sehen. Aaaahh irgendwie müssen wir ziemlich schnell eine Lösung finden, um die Situation wieder unter Kontrolle zu bekommen! Die Situation wird nämlich von Nacht zu Nacht immer schlimmer.

Dienstag, 22. November 2011

Langweilig wird's nie


Das letzte Wochenende war unser erstes freies Wochenende seit langem und das haben wir auch wirklich ausgenutzt.
Gleich am Freitag sind wir abends mit ein paar Freunden Billard spielen und Hamburger essen gegangen und haben bis um halb 2 nachts dann zum Abschluss des Tages noch einen Film im Bett geguckt (normalerweise fallen einem hier schon zwischen 9 und 10 Uhr die Augen zu, aber diesmal war die Vorfreude auf das Wochenende so groß, dass wir jede Minute ausnutzen mussten =)).
Am Samstagmorgen sind wir schon um 9 Uhr losgezogen ins Zentrum, um dort ein zweites Frühstück einzunehmen und ein bisschen nach besonderen Souvenirs Ausschau zu halten.
Mit Julia und den drei Bocachica-Mädels haben wir uns dann einen superleckeren Sandwich und frische, selbstgemachte Limonade gegönnt, während wir uns mal wieder ausführlich über unsere Kolumbien-Erlebnisse austauschen konnten. Danach sollte es eigentlich weiter in eine deutsche Bäckerei gehen, um einen Kuchen als Nachtisch einzunehmen (ja, Essen ist wichtig! =D). Leeeider gab es aber nicht mal dort guten Kuchen, weswegen wir uns entschieden haben, „Juan Valdez“ (so etwas wie ein kolumbianischer Starbucks) einen Besuch abzustatten und uns einen leckeren Oreo-Käsekuchen schmecken zu lassen.
Nachdem Larissa und ich den restlichen Nachmittag noch in der Stadt haben ausklingen lassen, waren wir pünktlich zum Abendessen wieder im Colegio =) und ich hab danach sogar noch im Dunkeln Wäsche gewaschen mit einer springenden, schwarzen Spinne als Zuschauerin.
Am Sonntagmorgen sind wir noch früher losgezogen, da wir viel vor hatten und Sonntage sehr schön sind in Cartagena. Kaum jemand ist auf der Straße, da die meisten Einwohner noch schlafen, man kann tolle Bilder von den wunderschönen Häuserfassaden machen und die relative Ruhe genießen. Zuerst sind wir einfach ein bisschen durch die Gassen gezogen und haben uns die Waren (hauptsächlich Schmuck) der Straßenverkäufer angeschaut und um die Preise gefeilscht. Ein Straßenverkäufer hielt uns sogar schon für Argentinierinnen :D Das haben wir dann mal als Kompliment aufgefasst, da wir sonst immer nur als „gringas“, die Bezeichnung für US-Amerikanerinnen, betitelt werden.
Da wir danach an den Strand gehen wollten und deshalb nur ein Kleid anhatten und so wenig los war, haben wir jedoch ziemlich viel Aufmerksamkeit erregt und es war nicht ganz so entspannt, wie ich es mir vorgestellt hatte.
Das Zentrum von Cartagena kann wirklich ein Labyrinth sein, das uns an diesem Tag öfters mal gefangen hielt. (Larissas und mein fabelhafter Orientierungssinn hat nämlich irgendwann komplett versagt und wir waren mehr als verwirrt =P) Dafür haben wir aber wunderschöne Plätze entdeckt =).
Als langsam Wolken aufzogen, wollten wir die Sonne noch am Strand genießen, doch leider gelang es uns einfach nicht einen Weg auf die anderen Seite der Stadtmauer zu finden, weshalb wir uns einfach auf die Stadtmauer gesetzt und den grandiosen Blick aufs Meer plus einen großen Schoko-Brownie genossen haben.
Nach einem kurzen, heftigen Regenschauer und einem Abstecher zu Crepes&Waffles waren wir endlich fähig, das Labyrinth zu lösen und zum ziemlich überfüllten Strand zu gelangen.
Dort angekommen mieteten wir uns eine Art Zeltüberdachung mit zwei Stühlen. Abwechselnd konnte immer eine von uns ins Meer gehen, während die andere auf unsere Rucksäcke aufpassen musste. Bis dahin war das Wochenende wunderbar verlaufen und wir haben es aus vollen Zügen genossen. Als Larissa gerade im Meer war und ich mit einer Hand auf den Rucksäcken für einen Blick die Augen geschlossen hab und gedacht habe „Heute kann ich endlich in meinen Blog schreiben, dass ich endlich einen wirklich entspannten Nachmittag am Strand hatte“, bewegt sich etwas an meiner Hand und mein Rucksack war weg mit meiner Kamera, meinem Handy und Geldbeutel mit kolumbianischen Personalausweis. Tja, Ironie des Schicksals .
Meine erste Reaktion war so laut zu schreien, wie ich konnte. Ich war so wütend und konnte einfach nicht glauben, dass jemand so böse sein kann. Dann hab ich nach Larissa geschrien, aber sie war zu weit weg, weswegen ich ihren Rucksack geschnappt hab und wie wild am Strand herumgerannt bin und die Leute angeschrien habe, ob sie etwas gesehen haben. Mittlerweile wurden immer mehr Leute auf mich aufmerksam und ich hab einfach immer weiter wütend herumgeschrien und den Mann, der unter dem Zelt neben uns saß an den Schultern gepackt und angeschrien habe, dass es ja wohl nicht sein kann, dass er nichts gemerkt habe =P Ich war einfach nur soooo unendlich wütend und entsetzt. Wegen der immer größeren Menschenmenge wurde Larissa auf mich aufmerksam und von ihrem Handy konnten wir dann auch auf meinem Handy anrufen, aber der Dieb hat es kurz später ausgeschaltet. Mehrere Männer hatten einen Mann mit meinem Rucksack wegrennen sehen, aber es waren zu viele Menschen am Strand. Ein Mann war so nett und hat die Polizei gerufen, die dann auch mit 3 Motos kam (also 6 Polizisten), denen ich die Geschichte kurz erzählt hab. Meine Idee war ja mit dem Moto, die Straße, die direkt am Strand entlang führt, in die Richtung, in die der Dieb gerannt ist, entlang zu fahren und nach ihm Ausschau zu halten. Diese Idee fanden die auch gut, bloß haben sie sich einfach nicht auf das Moto gesetzt, sondern angefangen, es zu putzen. Ich war ja sowieso schon wütend und das hat mich nur noch mehr wütend gemacht, was sie auch zu spüren bekommen haben, sodass sie schließlich doch losgefahren sind. Leider ohne mich, da nur 2 Personen mitfahren dürfen und es immer zwei Polizisten sein müssen =( Ohne zu wissen wie mein Rucksack aussieht, war die Aktion also ziemlich sinnlos.
In der Zwischenzeit wurden meine „Personalien aufgenommen“: auf einem zerknitterten Schmierzettel, den einer der Polizisten aus seiner Hosentasche herausgekramt hat. Zusätzlich zu unserer Festnetznummer wollte der eine dann noch unbedingt meine Handynummer wissen (falls mal niemand ans Festnetz geht HAHAHA). Ich hab ihn dann nur angeschnauzt, dass die Nummer ihm sehr wenig bringen wird, da mein Handy weg ist, wie ich ihm schon 5 Mal erzählt hab, wenn er mir zugehört hätte.
(Von den kolumbianischen Polizisten halte ich im Allgemeinen sehr wenig, da die mehr an Flirts interessiert sich als jeder andere und Korruption ziemlich weit verbreitet ist).
Larissas Daten wollten sie natürlich auch noch wissen und ihre Handynummer haben sie dann auch bekommen. Nachdem wir vor Ort nichts mehr tun konnten, wollte ich nur noch zurück ins colegio.
Wenigstens war einer der Polizisten so freundlich, uns ein Taxi zu suchen, das mich mitnahm, obwohl ich nur einen Bikini anhatte, da alle meine Kleider und mein Handtuch auch in meinem Rucksack waren.
Zum Glück waren Beni und meine Familie noch bei Skype online und ich konnte mich erstmal richtig ausheulen =P Mittlerweile habe ich mich aber wieder eingekriegt =) Ändern kann ich es sowieso nicht und diese Erfahrung gehört wahrscheinlich einfach zu Kolumbien dazu.
Die Polizei hat sich gestern auch mal auf Larissas Handy gemeldet, aber „einfach nur so“. Sie wüssten anscheinend, wo der Dieb wohnt, aber sie hätten ihn noch nicht zuhause angetroffen. Haha, wer’s glaubt wird selig. Die Polizei kann man hier echt in der Pfeife rauchen!

Mittwoch, 16. November 2011

Karneval

Mein erster Blogeintrag, der wieder vom colegio-eigenen Internet gesendet wird :D Da war die Freude wirklich riesengroß!!
Aaaalso dann will ich euch mal wieder auf dem Laufenden halten mit den neuesten Ereignissen in Cartagena.
Vom 4. bis zum 6. November hatten wir ein „campamento infantil“ (Kinderfreizeit) für die Schüler ab der zweiten Klasse bis zur fünften und es kamen auch einige ehemalige Schüler. Die Kinder haben das Wochenende hier im Colegio gewohnt und in den Klassenzimmern übernachtet. Es hat auf der einen Seite echt viel Spaß gemacht, aber auf der anderen Seite war es waaaahnsinnig anstrengend.
Mit der Planung haben wir am Freitag (4. November) angefangen =P Und die Vorbereitung ging dann Freitagnachmittag zwei Stunden bevor die Kinder gekommen sind los. Stress pur!
Ich war mit der Alejandra die Leiterin der einen Mädchen -Kleingruppe von 9 Mädels und war für die Technik (Mikrophone, Lautsprecher, Beamer und Laptops jeden Tag aufbauen und anschließen und alles abends wieder aufräumen) zuständig. Außerdem sollte ich den zwei jungen Frauen, welche die Lehreinheiten während des Camps gehalten, zur Seite stehen (also Snacks und Trinken zwischendurch und jegliche Materialen besorgen, die sie benötigten). Als am Sonntag unsere Küchenhilfe wegen Kopfschmerzen ausfiel, mussten Larissa und ich auch noch in der Küche einspringen. Es gab also kaum eine Verschnaufpause das ganze Wochenende über. Wenigstens „durfte“ ich nicht bei den Kindern im Klassenzimmer schlafen, wegen den Mücken und Dengue-Gefahr. Von 11 Uhr nachts bis morgens um 5 Uhr hatte ich somit meine Ruhe um Kraft für den nächsten Tag zu tanken.
Am Sonntagnachmittag um 4 Uhr als alle Kinder gegangen waren und das meiste Aufräumen erledigt war, war mein Krafttank aber sehr sehr leer =P Doch die Rettung war nahe =D Von einem Rallye-Spiel waren noch etwa 300g Weizenmehl übrig geblieben und Alejandra hatte die fabelhafte Idee deutsche Pfannkuchen daraus zu machen =D Diese haben dann auch wirklich grandios geschmeckt!

Zu unserem großen Glück war die folgende Woche schulfrei wegen dem Karneval von Cartagena. Da scheint die ganze Stadt verrückt zu werden. Die Leute sperren mit Seilen die Straße ab und verlangen Geld fürs Passieren-Lassen oder stehen mit Eimer voller dreckigem Wasser am Straßenrand und erfrischen jeden (egal ob auf dem Moto, im colectivo, im Taxi oder zu Fuß), der nicht zahlt, mit einem Schuss Wasser. San Francisco war eins der schlimmsten Viertel =P Auf Spanisch: „Es pura locura“
Im Zentrum fanden jeden Tag mehrere Umzüge statt, wo man sich gegenseitig mit Schaum aus Sprühdosen einsprüht und sich nass macht und mit Mehl bewirft. Ist eigentlich ganz witzig :)
Am Donnerstag hat uns Katherine eingeladen mit ihr zur Batalla de las Flores (einer der größten Umzüge der Stadt) zu gehen. Ihre Ratschläge waren: keine Wertsachen und Kleider, die man danach wegwerfen kann.
Ein Taxi zu Katherines Wohnung war erstaunlicherweise schnell gefunden, aber beim Aussteigen gings dann schon los. Kaum aus dem Taxi draußen, stand plötzlich ein komplett mit Motoröl schwarz angemalter Mann vor mir (samt Haaren und Hose, einfach ganz schwarz), der mir mit einem breiten Grinsen drohte, mich zu umarmen, wenn ich ihm kein Geld gebe. Meine erste Reaktion war einfach ganz schnell auf die andere Straßenseite zu rennen. Leider ohne Erfolg, denn er war schneller und all mein Bitten und Betteln hat nichts gebracht, weshalb ich ihm doch lieber seine „moneda de amor“ gegeben hab. Ich wollte nicht schon schwarz sein, bevor richtig losging =P
Beim „Batalla de las flores“ –Umzug werden die 27 Kandidatinnen für die Miss Colombia Wahl auf verschiedenen Wagen vorgeführt und von ganz unterschiedlichen traditionellen Tanz- und Musikgruppen begleitet.
Zusammen mit Katherine haben wir uns ziemlich nah am Startpunkt der Parade platziert. Obwohl wir eine Weile zu früh da waren, war schon alles voller schaumsprühender, perückentragender, wasserverwerfender Leute. Da es uns zu blöd war uns mitten ins Chaos zu stürzen, entschieden wir, das Ganze erstmal vom Rand aus anzuschauen und auf dem Boden sitzend den Umzug zu erwarten. Leider hat das nicht sehr viel gebracht, weil Larissa und ich durch unsere Größe und die hellen Haare einfach aus einer Menschenmenge dunkelhäutiger, schwarzhaariger Menschen herausstechen und somit zur Zielscheibe der Karnevalsverrückheiten wurden =P
Zu Beginn handelte es sich noch um harmloses Wasser, Schaum und Maisstärke und wir dachten, wir sähen schon schlimm aus. Dooooch es kam schlimmer! Von hinten kamen immer mehr „Farbüberfälle“. Während also von hinten die lila und blaue Farbe in meinem Gesicht verteilt wurde, wurde mir der Schaum auf die Haare, in den Nacken und in die Ohren gesprüht. Wenn man Glück hatte, schaffte man es noch, die Augen und den Mund zu schließen. Mir ist es aber nicht immer gelungen =P Meine Zähne waren irgendwann dann auch blau und die lila Farbe verteilte sich in meinem Ohr, ganz zu schweigen von meiner Kleidung. Als die kolumbianischen Schönheiten dann endlich vorbeifuhren, war nicht mehr viel von meiner Hautfarbe zu sehen. =D Wir waren wirklich ganz schön angeschmiert worden und immer noch hatte keiner Erbarmen mit uns.
Nach dem Umzug ging es dann zu einem kleinen Stadtrundgang mit Katherine und jeder Kolumbianer, dem wir begegnet sind, konnte sich ein Lachen und ein Schaumspritzer nicht verkneifen. So viel Aufsehen habe ich glaube ich noch nie erregt.
Als wir zufällig an einem Mann mit einer Spritzpistole vorbeigekommen sind, hatte Katherine die grandiose Idee, dass er doch mein Gesicht damit ein bisschen von der Farbe befreien konnte. Da die Spritzpistole anscheinend nicht den gewünschten Erfolg lieferte, wurde mir einfach kurzerhand (bevor ich widersprechen konnte) einfach ein ganzer Eimer Wasser über den Kopf gekippt. Triefend nass und immer noch voller Farbe, die jetzt noch mehr verteilt war, rief ich nun noch mehr Lachanfälle hervor. =D Ich sah wirklich so schlimm aus, dass ich selber jedes Mal in Lachen ausbrach, wenn ich mich mein Spiegelbild in einer Fensterscheibe sah.
Nach einer gefühlten Ewigkeit hatte ich dann endlich die Möglichkeit mich in der Universitätstoilette zu waschen. Doch leider bewahrheitete sich meine Befürchtung: die Farbe war trotz kräftigem Schrubben nicht ganz so einfach aus meinem Gesicht zu entfernen. Das Blau ging relativ leicht weg, doch das Lila war sehr hartnäckig. Doch draußen wurde es schon langsam dunkel und so fiel ich nicht mehr so arg auf =D
Wieder zurück im Colegio bin ich sofort unter die Dusche gehüpft und hat geschrubbt und geschrubbt bis mein Gesicht ganz wund war. Zwei Tage später war mein Hals jedoch immer noch leicht lila und meine Kleider sind bis heute noch nicht wieder sauber, obwohl ich sie in Chlorbleichmittel eingeweicht habe.
Es das war‘s wert! Schließlich ist das der einzige Karneval von Cartagena, wir miterleben!
Aber ich bin auch froh, dass das ganze Chaos am Montag (14. November) mit der Miss Wahl zu Ende ging und man wieder ohne Angst auf die Straße kann und auch sauber wieder zurückkehrt =D
Die Schule hat gestern gleich mit den letzten Klausuren für dieses Schuljahr begonnen und am Freitag werde ich die erste eigens erstellte Englischklassenarbeit mit meinen Kindern aus der Transición schreiben und bin sehr gespannt, wie diese dann ausfallen wird =D

Mittwoch, 9. November 2011

Von Mäusen, Zecken und Termiten

Mittlerweile haben wir Bekanntschaft mit sämtlichen Untermietern unseres Zimmers gemacht.
Zum einen gibt es da unsere Zimmermaus, die ich an anderer Stelle schon einmal erwähnt hatte. Zu Beginn führten wir eigentlich eine ganz gute Beziehung voller gegenseitiger Toleranz und die nächtlichen Besuche störten weder mich noch Larissa sonderlich. Doch in der Zwischenzeit ist die Stimmung ein wenig umgeschlagen. Angefangen hat alles damit, als ich ein bisschen von meiner kostbaren Milka-Schokolade auf meinem Bett liegen gelassen habe und dann kurz das Zimmer verlassen musste. Bei der Rückkehr in unser Zimmer etwa eine halbe Stunde später musste ich leider feststellen, dass die Schokolade mit lauter kleinen Knabberspuren versehen war. Und los ging die Mäusejagd.
Es wurden alle Möbelstücke im Zimmer verrückt (sind zwar nur 4, aber war trotzdem viel Arbeit) und mit Bretten sämtliche Wege versperrt bis auf den Weg zur Türe. Bretter stellen für Mäuse nur leider keine Hindernisse dar, wie wir feststellen mussten =P Auf diese Weise haben wir aber wenigstens herausgefunden, auf welchem Wege die Maus immer in unser Zimmer gelangt. Nämlich durch ein Loch in einem Moskitonetz vor „Belüftungslöchern“ in der Außenwand unseres Zimmers. Mit Brettern wurde das Loch natürlich gleich abgedichtet, doch am nächsten Morgen war ein neues Loch im Moskitonetz =P War wohl nichts.
Das zweite Verbrechen der Maus war, dass sie sich in unserer Kommode häuslich eingerichtet hat, meine Kleider angefressen hat!! und überall ihre Hinterlassenschaften zu finden waren.
Eines Nachts bin ich von Tütengeraschel aufgewacht und war schon voller Panik, da sich unsere Essensvorräte in Tüten an einem Haken oben in der Wand befinden. Mit meiner Stirnlampe hab ich mich vorsichtig angeschlichen, um zum Glück herauszufinden, dass das Geraschel von der Türe her kommt, an deren Klinke unsere Mülltüte hängt. Viel Liebe hatte ich für die Maus nicht mehr übrig, aber sie zu töten habe ich auch nicht übers Herz gebracht. Deswegen wurde die Tüte einfach zugeknotet und nach draußen in den großen Mülleimer verfrachtet.
Mäuse sind aber ziemlich schlau und irgendwie hat sie es da wieder herausgeschafft, weil ich sie am Abend schon wieder im Zimmer herumflitzen gesehen hab.
Als sie dann aber eines Nachts das Nutella angeknabbert hat, das mir Mama und Papa in so kleinen Plastikbehältern geschickt haben, war wirklich Schluss mit lustig.
Nachdem eine zweite Mäusejagd erneut erfolglos verlief, musste eine Mäusefalle her! Mit einem Stück Brot sollte die Maus in die Falle gelockt werden. Doch am nächsten Morgen war das Brot verschwunden und die Falle noch gespannt. Als ich dann zufällig in die unterste Schublade unserer Kommode geschaut habe, saß da die Maus vor Schreck erstarrt (genauso wie ich, ich konnte nicht mal mehr schreien) mit den Brotkrümmeln auf meinem Handtuch.
Ich weiß nicht, wie sie es geschafft hat, aber in den folgenden zwei Nächten gelang es der Maus, die mit Milka-Schokolade versehene Falle leerzuräumen ohne gefangen zu werden. =(  Ich hab die Falle selber mal ausprobiert und bei mir schnappte sie schon zu, als ich mit einem Blatt Papier drangestoßen bin.  Es musste also eine neue Falle her.
Im Supermarkt fanden wir einen Superkleber, der die Mäuse lebend fangen sollte. Den verteilten wir großzügig auf einem Brett und legten ein Stück Schokolade genau in die Mitte. Die erste Nacht verging ohne dass etwas geschah. Doch als ich gestern Abend in unser Zimmer kam, hörte ich ein seltsames Kratzen und nach einigem Überlegen fiel mir unsere Falle wieder ein. Und tatsächlich, auf dem Brett saß die Maus mitten im Kleber fest und versuchte mit aller Kraft wieder freizukommen. Eigentlich war sie ja nur eine kleine, süße Maus, die uns mit großen Augen anstarrte und uns packte das Mitleid. Aber dann kamen mir meine Schokolade und mein Nutella wieder in den Sinn. Die Maus musste wirklich verschwinden!
Plötzlich hatte es den Anschein, als würde die Maus langsam vom Kleber loskommen und es musste schnell gehen. Mit sehr sehr viel Überwindung nahm ich das Brett in die Hand und brachte es nach draußen, wo Larissa es übernehmen musste. Durch unser Geschrei waren mittlerweile auch Alejandra und Lourdes anwesend und teilten uns mit, dass wir die Maus töten müssen, damit sie nicht zurückkommen kann. Dazu war ich nur leider nicht fähig, aber letztendlich wurde die arme Maus im Garten mit einem großen Stock erschlagen und im Mülleimer-Friedhof begraben. Obwohl die Geschichte mit der Maus nun endlich vorbei war, war ich doch nicht ganz so erleichtert, wie ich es mir erhofft hatte.

Die Maus war jedoch nicht unsere einzige Untermieterin. Hinter Larissas Bett entdeckten wir eines Tages ein etwas seltsames Gebilde an der Wand: komische braune verzweigte Linien, die mit jedem Tag mehr und länger wurden. Lourdes Rat wurde herbeigezogen und es stellte sich heraus, dass es sich um Termiten handelte, die anscheinend fähig sind, so ziemlich alles (Möbel, Kleidung, Wände) zu zerstören. Deswegen müssen wir ab jetzt eigentlich täglich die Linien von den Wänden kratzen, um die Termiten so zu vertreiben, wobei ich mir nicht sicher bin, ob das was bringt, weil ich glaube, dass die schon in der Wand drin sind. Aber Termiten sind nicht so mein Fachgebiet und wir tun wie uns geheißen. =P

In dem Sicherungskasten in der Wand und auch in allen möglichen anderen Wandlöchern haben sich einige Geckos eingenistet. Gegen Geckos habe ich (bis jetzt) noch nichts einzuwenden und von mir aus dürfen die gerne dort wohnen, denn sie machen keine Geräusche, zerstören nichts und gehen auch nicht an unser Essen! Außerdem wäre es, glaube ich, ziemlich unmöglich, gegen sie vorzugehen, weil es unzählbar viele davon gibt =P.

Es gibt aber noch eine Art Mitbewohner, gegen die ich sehr wohl etwas einzuwenden habe. Zecken finde ich nämlich richtig eklig. Unsere drei Hunde sind immer über und über mit ihnen in verschiedenen Stadien übersäht. Sogar schon die kleine Babyhündin Fiona, die von den drei noch übrig geblieben ist, ist ein Opfer der widerlichen Tierchen. Ich weiß nicht, wie die in unser Zimmer kommen, aber ich hab leider schon einige davon entdeckt und getötet.
Um unseren Essplatz vor der Küche herum lassen sich die vollgesaugten Zecken fallen und liegen dann zappelt auf dem Rücken und sehen wirklich widerlich aus. Richtig eklig wird’s dann, wenn man ausversehen auf eine Zecke drauf steht und das Blut in alle Richtungen spritzt, was schon öfters mal vorkommt. Zum Glück hatte ich hier noch keine Zecke und ich hoffe auch, dass das so bleiben wird!

Soo, außer tausenden Moskitos und vielen Spinnen fallen mir keine weiteren Untermieter mehr ein und ich bin eigentlich auch ganz froh drum =P. Mir reichen die genannten nämlich vollkommen! :)

Montag, 7. November 2011

semana cultural

Eigentlich sollte die ganze letzte Woche eine „Woche der Kulturen“ für die Kinder und Eltern im colegio stattfinden, aber da wegen dem Regen in der Woche davor zwei Tage ausgefallen sind, fand die Woche nur von Mittwoch bis Freitag statt.

Die erste Klasse und die transición waren zusammen mit Larissa und mir für Deutschland zuständig. Wir haben uns entschieden die vier Jahreszeiten und ein dazugehöriges besonderes Fest wie z.B. Ostern, Weihnachten und das Oktoberfest vorzustellen. Den ganzen Dienstagnachmittag haben Larissa und ich gebastelt, gezeichnet und unser Klassenzimmer dekoriert. Unser Hauptwerk war ein großer Baum, an dem wir die vier Jahreszeiten gezeigt haben und der ist uns auch ziemlich gut gelungen =P Die Kinder haben viele künstliche Blumen, vertrocknete Blätter und Watte mitgebracht, die dann für Frühling, Herbst und Winter verwendet wurden.
Außerdem mussten wir einen deutschen Tanz vorführen, was aber nicht ganz so einfach für uns war, weil in Deutschland nicht so getanzt wird wie hier in Kolumbien und die Leute das hier einfach nicht nachvollziehen können. Jede Region in Kolumbien hat ihren eigenen Tanz und schon die kleinsten Kinder können Tänze wie Salsa, Merengue oder Cumbia tanzen. Aber wir haben den Schneewalzer im Internetcafé herunterladen und dann einfach eine Choreografie erfunden.
Bei unserer „Tanzprobe“ in einem leeren Klassenzimmer hat uns dann ein kleiner Nachbarsjunge aus dem Kindergarten zugeschaut. Hihi Aber er fand unseren Tanz soo peinlich, dass er sich die Augen zuhalten musste und immer wieder das Zimmer verlassen musste. Zwischendurch hat er öfters den Satz „Ihr braucht Männer!“ losgelassen =D Er konnte einfach nicht mitansehen, wie zwei Frauen einen Partnertanz zusammentanzen, aber uns blieb ja nichts anderes übrig. Und als wir ihm vorgeschlagen haben, dass er dann halt mit uns tanzen muss, ist er schreiend davongelaufen =D Unsere Choreografie wurde auch wirklich nicht schlecht, auch wenn wir nur den Walzergrundschritt konnten und einfach noch ein paar Volkstanzelemente eingebaut haben=P
Nach dem Abendessen haben wir dann noch einen deutschen Kartoffelsalat für den Verkauf am Mittwoch zubereitet und der hat sogar ziemlich deutsch geschmeckt. Lieber hätten wir gebrannte Mandeln oder Plätzchen gemacht, aber leider sind Mandeln wahnsinnig teuer und wir haben keinen Ofen. Backen ging also auch nicht.
Jedenfalls war es ein sehr langer Tag und wir sind erst um halb 12 Uhr ins Bett gekommen und am nächsten Morgen ging es um 5 Uhr schon wieder weiter mit Büro putzen, Frühstück machen und dekorieren.
Margarita und Ethel kamen auf die glorreiche Idee Watte und Styropor auf dem gesamten Boden als Schnee zu verteilen, von der ich nicht sonderlich begeistert war, aber naaja. Bevor die Kinder in die Klassenzimmer kamen sah es auch echt gut aus, danach eher weniger =P
Die Präsentationen von den einzelnen Ländern waren letztendlich sehr chaotisch (aber da wir in Kolumbien hab ich auch nichts anderes erwartet =P) und trotzdem wirklich interessant.
Unser Schneewalzer war natürlich grandios! =D Und unser Kartoffelsalat ging auch ganz weg (wir hatten aber auch nur 2kg Kartoffeln verwendet)
Nachdem für den Tag alles geschafft war, waren wir dann noch zu dritt eine halbe Stunde beschäftigt, das Styropor und die Watte zusammenzufegen. Jippiieh =P

Am Donnerstag hat jede Klasse ein „Experiment“ vorgestellt, also z.B. mit Bildern gezeigt, wie aus einem Samen eine Pflanze wächst oder das Sonnensystem erklärt. Larissa und ich wollten den Cola-Mentos-Vulkan zeigen, aber leider konnten wir keine Mentos auftreiben und mit den kolumbianischen Mentos hat es leider nicht funktioniert =( Außerdem gab es eine Talenteshow, wo die Kinder vorgetanzt, gesungen und geturnt haben. Am Ende wurden noch gebastelte Kunstwerke der Kinder versteigert und alle haben eifrig ersteigert und die Preise gingen manchmal doch ziemlich in die Höhe :D Larissa und ich haben auch ein paar Zeichnungen beigesteuert :P

Der Freitag hat mit Aerobic für die Eltern begonnen und wir kamen in der einen Stunde kräftig ins Schwitzen. Vor allem, weil es hier nachts auch nicht wirklich abkühlt und es morgens immer noch knapp 30°C hat. Unserem lieben Sportlehrer Henry hat es so richtig Spaß gemacht uns Frauen bis ans Ende unserer Kräfte zu bringen. Aber ich hab die Zähne zusammengebissen und durchgehalten! =D
Zum Abschluss der semanacultural wurde ein Sancocho (eine Art Suppeneintopf mit Fleisch, Kochbananen, Yuca, Mais und Kartoffeln) für alle gekocht. Hat jetzt nicht sehr überragend geschmeckt und die Art des Servierens hat mir den Appetit wirklich verdorben. Erstens gab es nicht genug Teller und Löffel für alle und deshalb wurden die schon benutzten Plastikteller einfach ohne abzuspülen für die nächsten Portionen wiederverwendet und gegen Ende wurden auch die Kartoffeln, Bananen und Yuca knapp, weswegen in der Küche wirklich unglaublicherweise die Reste, die die Vorgänger übriggelassen haben dem Nächsten nochmal serviert. Es war so eklig, dass ich irgendwann aus der Küche rausgehen musste, weil ich das nicht mehr mitansehen konnte.
Als mir meine Suppe dann auch auf so einem Plastikteller serviert wurde, war mir schon so schlecht, dass ich kaum einen Löffel runterbekommen habe und es dann lieber ganz gelassen habe.
Die Hygieneverhältnisse in Kolumbien sind wirklich öfters eine Herausforderung. =P
Aber alles, was nicht unmittelbar zum Tod führt, härtet ab. =P 

Mittwoch, 26. Oktober 2011

Kurzurlaub „Tayrona-Nationalpark“

Das verlängerte Wochenende vom 13. bis zum 16. Oktober wollten Larissa und ich natürlich ausnutzen und haben einen Trip zum Tayrona-Nationalpark geplant. Ich hatte den heißen Tipp bekommen, uns auf einer Finca names „Los Angeles“ 2 Plätze zu reservieren, die ganz in der Nähe des Parks sein sollte.

Um 6.30 Uhr morgens ging es dann mit 6,5 Liter Wasser und Essen für die 4 Tage im Gepäck (Toastbrot, Würstchen &Thunfisch in Konservendosen, Kekse und Müsliriegel)  los ins Unbekannte. Der Park liegt in der Nähe von Santa Martha, was wiederum 5 Stunden mit dem Bus von Cartagena entfernt ist. Kolumbianer haben ein anderes „Distanzempfinden“ und Santa Martha ist quasi gleich um die Ecke, doch für mich hat sich  die Fahrt in dem ziemlich unterkühlten Mini-Bus (18°C) schon ein bisschen länger hingezogen =P

Die erste Hürde war dann in Santa Martha einen Bus zu finden, der zur Finca „Los Angeles“ fährt. Die einzige Information, die ich hatte, war, dass wir zur Carrera 11 gehen sollten. Glücklicherweise war der Busfahrer so nett und hat sich mit seinem Bus durch die ganzen engen Gassen von Santa Martha gequetscht, um uns an der Carrera 11 rauszulassen. Dort wollte gerade ein Bus losfahren und nachdem uns mit einem Nicken bestätigt wurde, dass der Bus zur Finca Los Angeles fährt, sind wir einfach eingestiegen und haben gehofft, dass wir irgendwie und irgendwann auch ankommen. (Es war nämlich so laut, dass ich mir nicht einmal sicher war, ob der Busfahrer mich verstanden hat und zudem wird oft einfach genickt auch wenn die Richtung nicht stimmt, nur damit man mitfährt und zahlt.) Aber nach etwa 45 Minuten standen wir erstaunlicherweise wirklich vor einem Holzschild mit der Aufschrift „Finca Los Angeles“. =D

Die Finca ist ein absoluter Karibik- Traum. Ich konnte meinen Augen kaum trauen, als wir nach ein paar Minuten aus dem Palmenwald getreten sind und eigentlich direkt am Strand standen. Unsere reservierten Hängematten wurden unter einem Dach aus Palmenblättern mit Blick aufs Meer aufgehängt und das Meeresrauschen war für die nächsten drei Nächte unsere Einschlafmusik.
Nach dem Mittagessen haben wir natürlich erstmal den endlosen, weißen, einsamen Sandstrand genossen und bis ca. 17 Uhr im Meer gebadet (ohne zu frieren!!). Das Meer ist wirklich so warm als wäre es eine riesengroße Badewanne. Karibik vom Feinsten und das für 15.000 Pesos pro Nacht (6 €)!!

Da es zwischen 18.00 und 18.30 Uhr stockdunkel wird und man dann nicht mehr wirklich viel machen kann, sind wir einfach um 19.00 Uhr ins Bett. Leider war die Nacht in der Hängematte nicht ganz so bequem wie erwartet =P In der Nacht hat es zudem noch richtig heftig geregnet und ich hab wirklich gefroren. Ich hatte nur ein Top und Boxershorts zum Schlafen mitgenommen. Der dünne Baumwollschlafsack und ein Leintuch haben auch nicht wirklich geholfen. Als dann endlich der Hahn um 5 Uhr morgens gekräht hat, war ich ziemlich froh, dass die Nacht überstanden war. =D
Doch paar Minuten später beim Strandspaziergang und Seeigel und Muscheln sammeln bin ich langsam wieder aufgetaut. Leider war es ziemlich bewölkt und so war der Sonnenaufgang überm Meer nicht so spektakulär, aber schlecht war er trotzdem nicht.^^

Nach dem Frühstück haben wir uns dann auf den Weg in den offiziellen Tayrona-Park gemacht. Nach fünfminütiger Busfahrt waren wir auch schon angelangt und haben unsere 35.000 Pesos Eintritt bezahlt. Das erste Stück des Weges bis zur Mitte des Parks haben wir auf der Ladefläche eines Pickups von drei Estländern mit ziemlich hoher Geschwindigkeit trotz sehr unebenem, matschigem Boden zurückgelegt, aber ich hab die Fahrt aus vollen Zügen genossen :D Und daaann ging es für die nächsten zweieinhalb Stunden zu Fuß und ganz alleine durch den tiefen Dschungel unter Mega-palmen und Lianen, wohin man hinsah, durch kleinere Flüsse, über Felsen und Straßen von Riesenameisen und an einer recht großen Spinne vorbei. Aufgrund des Regens waren die „Wege“ eigentlich unbegehbar, aber wir haben es trotzdem gewagt und sind auch ein paar Mal im Matsch versunken :D (So dreckig waren meine Wanderschuhe glaube ich noch nie! Zum Glück hatte ich eine lange Hose an, sonst wär mir die ganze Soße in die Schuhe gelaufen :P)  Das Klima war wie im Tropenhaus und irgendwann war es wirklich nicht mehr schön mit den vom Matsch schweren Stiefeln und der langen Kleidung, die wegen der Luftfeuchtigkeit überall am Körper geklebt hat, weiterzulaufen.
Aaaber dann kam glücklicherweise wieder die schöne Karibik zum Vorschein und die letzte halbe Stunde sind wir im Bikini und barfuß an einem wunderschönen Strand entlang gewandert. Eigentlich wollten wir weiter zu einem Eingeborenendorf mitten im Dschungel aber unsere Kräfte waren ziemlich am Ende und die Anziehungskraft des Meeres hat überwogen. (Später hab ich herausgefunden, dass die Wanderung zu dem Dorf etwa 8 Stunden dauert =P )  Es war also eine sehr gute Entscheidung drei Stunden einfach am Strand zu liegen (leider mit ziemlich vielen anderen Touristen) und uns dann wieder auf den Rückweg zu machen. Wir haben zum Abschluss sogar noch eine große Affenfamilie in den Riesenbäumen über uns gesehen (wahrscheinlich Meerkatzen oder sowas, auf Spanisch „micotití“)

Wenn man die vielen anderen Tiere sehen will, muss man mehrere Tage im Tayrona-Park verbringen und noch weiter in den Dschungel vordringen, aber mir hat der eine Tag vorerst gereicht. =P Die Beine waren abends schon ziemlich schlapp und der nächste Tag wurde dann ein reiner Strand-Tag =) In der Zwischenzeit wurde uns auch erklärt, wie man sich richtig in die Hängematte legt, um der Bananenform entgegenzuwirken und somit waren die letzten zwei Nächte etwas angenehmer =P
Etwa 10 Minuten zu Fuß am Strand entlang von der Finca fließt hinter ein paar großen Felsen ein größerer Fluss ins Meer, wo wir den größten Teil des Tages verbrachten. Doch der Fluss war ziemlich kalt, deswegen hab ich es bevorzugt in den Riesenwellen in der Karibik zu baden, ohne zuviel Salzwasser zu schlucken. =D Morgens waren wir noch ganz alleine am Strand außer 2 Fischern, die in der Nähe ihr Netz ausgeworfen hatten und einem Pelikan, der ebenfalls auf Fischsuche war. Aber gegen Nachmittag kamen immer mehr Kolumbianer zur Finca und die letzte Nacht haben wir dann zu zehnt statt zu zweit in Hängematten unter unserem Palmendach verbracht.

Gestärkt mit einem großen „arepaconqueso“ (Maisfladen mit Käse) wurde die Heimreise am nächsten Morgen angetreten. Der Rucksack war um einige Kilo leichter, aber dafür voller stinkiger, dreckiger, feuchter Kleidung und Handtücher =P Ein vorbeifahrender Bus hat uns aufgegabelt und nach Santa Martha gebracht, bloß hatten wir dort keine Ahnung, wo wir aussteigen mussten und wie wir wieder nach Cartagena kommen. Unsre Sitznachbarn im Bus hatten auch keine Ahnung, also blieb uns nichts anderen übrig, als einfach irgendwann auszusteigen und ein Taxifahrer zu fragen. Dieser hat uns dann zu einem Terminal gebracht, von dem die Busse in viele Städte fahren. Unser Bus kam nach mehr als fünf Stunden endlich in Cartagena an, aber leider nur am Terminal, was ziemlich weit außerhalb liegt.

Die Taxifahrt von dort zum Colegio war ziemlich denkwürdig, da der Taxifahrer mir sehr, sehr suspekt und auch noch einen Unfall mit einem Moto-Taxi gebaut hat, während er mir von einem Unfall erzählt hat, den er vorherige Woche mit einem Krankenwagen hatte. Glücklicherweise ist dem Moto-Fahrer und der Frau, die hinten drauf saß trotz einem Sturz nichts passiert, aber ich war unendlich froh, als ich aus dem Taxi wieder aussteigen konnte!

Das barrio „San Francisco“ hat uns dann gebührend empfangen: kein Wasser schon seit 4 Tagen, selbst der Wasser-Tank für die Küche war bis auf den letzten Tropfen leer. Immerhin war der Strom nach 2 Tagen wiedergekommen. Aber blöderweise konnten wir so weder duschen noch unsere stinkende Wäsche waschen, aber das ist San Fransisco =P

Montag (17.Oktober) war noch offiziell schulfrei und am Dienstag sollte der Unterricht theoretisch wieder beginnen. Leeeeeider (=P) hatte es die ganze Nacht so unglaublich geregnet, dass unser Viertel komplett überschwemmt und an Schule nicht zu denken war. Alles stand unter Wasser und selbst unser Zimmer (eins der trockensten im colegio) stand zur Hälfte unter Wasser.  Wir haben mehr als fünf Liter Wasser mit dem Wischmopp aufgesammelt. Mittwoch hat es immer noch geregnet und die Überschwemmung wurde immer größer. Mittlerweile waren 12 Stadtviertel von Cartagena komplett überflutet (San Francisco mit eingeschlossen =P) Da wir konträrer Weise aber immer noch kein fließendes Wasser hatten, haben wir den Regen einfach in Mülltonnen und riesigen Töpfen gesammelt und damit gekocht und abgespült.

Ab Montag war ein Team von vier koreanischen Amerikanern tagsüber im Colegio, um unsere Bibliothek auszubauen. Es wurden mehrere Wände herausgerissen, Fliesen gelegt, Wände verputzt und eine Decke eingezogen (meiner Meinung nach ziemlich sinnlos, weil das Wellblechdach nicht dicht ist und die Decke aus Gips ist und sich bei dem Regen schon wieder halb aufgelöst hat =P).  Da es mehrere kleinere Verletzungen gab, wurde ich einfach kurzerhand zur Krankenschwester auserkoren und war für das Verarzten der Wunden zuständig =P Haha, ich bin bestimmt die Richtige, um mit einer Nagel-Schießpistole durchlöcherte Finger zu versorgen, aber ich habs hinbekommen und der Koreaner waren begeistert. Die Unterhaltungen auf Englisch waren anfangs bisschen verwirrend, weil mein Kopf Spanisch und Englisch ziemlich durcheinander gebracht hat, und erst recht, als einer der Koreaner anfing mit mir auf Deutsch zu reden =P Er hat mich auf Deutsch begrüßt und ich hab ihn dann voller Begeisterung ausversehen auf Spanisch zugelabert, während er mich mit großen Augen angestarrt hat. Ups =P

Am Mittwochnachmittag hat der Regen dann endlich mal aufgehört und wir durften beim Bücherregale-Bauen helfen. Anscheinend ist es eher ungewöhnlich, dass kolumbianische Frauen bei so etwas mithelfen und für Koreanerinnen erst recht. Ich wurde allen Ernstes gefragt, ob ich die Zahlen auf einem Meterstab lesen kann. Haahaa! Als Hugo mir dann später etwas misstrauisch eine Schleifmaschine in die Hand gegeben hat, waren die Koreaner ziemlich aus dem Häuschen und standen um mich herum, haben Fotos gemacht und meine Arbeit gelobt. =P Oh mann. Die Situation war schon ziemlich herrlich :D

Sodele, jetzt seit ihr mal wieder einigermaßen auf dem neusten Stand. Ich habe leider bis jetzt immer noch kein Internet und in den Internetcafés gibt es wegen dem häufigen Regen oft auch kein Internet =P Ahhh bin ich froh, wenn die Regenzeit vorbei ist!!
Am Mittwoch (26. Oktober) beginnt die semanacultural (Kulturwoche) in der Schule und Larissa und ich müssen zusammen mit der Transición und der ersten Klasse Deutschland vorstellen. Bin mal gespannt, wie es so läuft, weil mal wieder alles ziemlich spontan laufen wird. ^^ Komischerweise klappt`s aber doch meistens :P
Ganz liebe Grüße an alle und hoffentlich bis bald! Fotos werden nachgeliefert, wenn ich wieder Internet hab. 

Mittwoch, 12. Oktober 2011

Mein kolumbianischer Geburtstag

Der Tag hat mit einem Geburtstagsständchen von Larissa morgens um 7 Uhr als wir beide noch im Bett lagen angefangen :)
Da wir dieses Wochenende wieder Wochenenddienst hatten, ging es dann gleich in die Küche, um das Frühstück zu machen. Allerdings waren Percy und Aura, die während der Abwesenheit unserer Leiter für das Einkaufen zuständig waren, seit über einer Woche nicht mehr einkaufen und so gab es weder genug Schokolade für unsere „heiße Schokolade“ (3 Stückchen Schokolade in 2 Liter Wasser aufgelöst) noch Kekse, Marmelade, Brot, Cornflakes, Milch oder Butter.
Aber in der hintersten Ecke unseres fast leergeräumten Kühlschranks fanden wir noch ein bisschen Maismehlteig für Arepas. Yeey :D Das Frühstück wurde so doch noch ziemlich fürstlich, weil jeder sogar zwei kleine frittierte Arepas (Maisfladen) und 2 Scheiben Mortadella bekommen hat und die Alejandra hat ein bisschen von ihrem Kabapulver gespendet, so dass auch die Schokolade trinkbar wurde =D.
Danach ging es ans Geschenke auspacken =D Zwei große Päckchen von Oma und Opa und von meiner Tante Ike mit ganz vielen tollen Sachen drin =D
Da unser Internet ja in der Nacht kaputt gegangen war, war Kontakt nach Hause leider nicht möglich und es schien ein sehr ruhiger Tag zu werden. Der Regen hielt immer noch an und somit fiel auch das Putzen flach :)
Als es Zeit war mit dem Mittagessen anzufangen, holte Larissa mich aus unserem Zimmer und mein einziger Gedanke war, mit was wir denn kochen sollen, wenn wir nichts im Haus haben.
Aaaaaber in der Küche gab es dann eine super geburtstagsliedsingende Überraschung =D Ohne dass ich irgendwas geahnt oder gemerkt hatte, hatte Larissa die anderen Freiwilligen aus Bocachica und Julia mit den Zutaten für Nudeln mit Tomatensoße in unsere Küche eingeschlichen. Wow, ich war so perplex, weil ich von der ganzen Aktion absolut nichts mitbekommen hatte =P
Das Essen war dann superlecker und es war mehr als genug für alle da, wobei unsere kolumbianischen Freunde mal wieder nicht besonders angetan waren, obwohl wir diesmal kein Ketchup, sondern Tomatenmark verwendet haben!
Danach ging es los ins Kino. Wir hatten keine Ahnung, welche Filme gerade in den kolumbianischen Kinos laufen, aber da mittlerweile schon zwei Uhr war und die Bocachica-Mädels abends noch ein Boot zurück zur Insel erwischen mussten, sind wir einfach an die Kinokasse und haben einfach blind Karten für den nächstbeginnenden Film gekauft. Mit Schrecken haben wir erstmal festgestellt, dass es sich um „gigantes de acero“ (auf Englisch heißt der, glaube ich, Real Steel) handelte. Genau der richtige Film für einenMädelsnachmittag =P Hihi
Aber obwohl ich weder Boxen noch Roboter noch Science Fiction sonderlich mag, war der Film wirklich gut! Und mit unseren reingeschmuggelten Keksen und Cola umso besser =D
Zum Abschluss des Tages gab es abends noch ein Feuerwerk in unserem barrio. Zwar nicht extra wegen meinem Geburtstag, sondern wegen einer politischen Kampagne, da Ende Oktober wichtige Wahlen in Kolumbien und Cartagena stattfinden. Aber wir haben es als ein zusätzliches Geburtstagsgeschenk betrachtet.
Es war wirklich ein unvergesslicher Geburtstag!

Erste Hilfe auf Kolumbianisch und der mysteriöse Unterwäsche-Dieb

In der Nacht zum Sonntag ist unser Internet wahrscheinlich wegen eines heftigen Regenschauers kaputt gegangen und wird hoffentlich aber bis Ende der Woche (16.10) wieder funktionieren. =P
Deswegen gibt’s den Bericht jetzt bisschen verspätet übers Internetcafé (wenn das Hochladen dort klappt).

Am 12. Oktober wird in Lateinamerika die Entdeckung Amerikas durch Kolumbus im Jahr 1492 als „Día de la raza“ (Tag der Rasse) gefeiert. Da jedoch die Schüler nun eine Woche Schulferien haben, haben wir diesen Tag schon am Freitag im Kindergottesdienst gefeiert. Es gab zum Beispiel ein Theaterstück über die erste Begegnung zwischen den Ureinwohnern (indios) und den Weißen und ich habe zum ersten Mal die kolumbianische Hymne gehört.
Die meisten Feiertage in Kolumbien werden, wenn sie auf einen Arbeitstag unter der Woche fallen, sehr arbeitnehmerfreundlich einfach auf den folgenden Montag verlegt, damit man ein verlängertes Wochenende hat. :D Finde ich sehr gut!
In den Schulferien werden für uns Lehrer Seminare und Fortbildungen (desarrolloinstitucional) stattfinden, da bin ich mal gespannt, was auf mich zukommt :)
Am Freitag hat die Schule schon um 11 Uhr für die Schüler geendet, während wir Lehrer einen Erste-Hilfe-Kurs hatten. Es war wirklich sehr witzig, weil ich mich eher wie bei den Pfadfindern gefühlt hab. :D Unser Thema war: „Was tut man in einem Notfall“, also z.B. bei einem Knochenbruch, Muskelkrampf oder wenn man sich den Arm auskugelt. In Kolumbien ist es nicht so, dass man einfach einen Krankenwagen ruft, der einen dann ins Krankenhaus bringt. Deshalb haben wir gelernt, wie man einen Arm mit Karton und Dreieckstüchern so schient, damit er, wenn man z.B. auf einem Pferd ins Krankenhaus gebracht wird, am wenigstens Bewegungsspielraum hat. :D (Super, also ich hab ganz bestimmt nicht vor, mir in Kolumbien irgendwas zu brechen =P)
Um die Dreieckstücher zu verknoten, war ein bestimmter Knoten notwendig, der aber dem „deutschen“ ganz normalen Knoten sehr sehr ähnlich ist. Allerdings hatten unsere kolumbianischen Lehrer hier etwas größere Schwierigkeiten damit und wir haben etwa eine halbe Stunde unter sehr viel Gelächter mit Knotenüben verbracht, da vor allem ein Lehrer bis zum Schluss den Knoten noch nicht richtig hinbekommen hat :D (Ich weiß nicht, was für Knoten die hier in Kolumbien normalerweise machen, aber anscheinend nicht den gleichen wie in Deutschland =P)
Nachdem wir dann noch gelernt hatten, wie man eine Person mit gebrochenen Beinen „verknotet“ und kurze Strecken transportiert, war der lustige Erste-Hilfe-Kurs schon wieder zu Ende und wir haben sehnsüchtig das Mittagessen erwartet.

Im Laufe des Nachmittags hat Larissa festgestellt, dass ihre Tasche mit der schmutzigen Wäsche verschwunden war. Zusammen haben wir dann unser kleines Zimmer auf den Kopf gestellt, unsre einzigen drei Schubladen durchwühlt und unterm Bett nachgeschaut. Die Suche blieb jedoch erfolglos. Die Tasche war spurlos verschwunden und unsere einzige Verdächtige, die Zimmermaus, war für die Tasche einfach eine Nummer zu klein und durch das Mauseloch hätte die Tasche auch nicht gepasst.
Auch am Samstagmorgen war die Tasche noch nicht wieder aufgetaucht und Larissa hatte sich langsam damit abgefunden, einen Schwung neue Unterwäsche zu kaufen bis ich dann am Samstagnachmittag in unser Zimmer kam und meine Tüte mit der schmutzigen Wäsche ziemlich zerfetzt und nassgeschlabbert vor der Zimmertüre lag. Der Inhalt der Tüte war auf dem Boden verteilt  und mit meiner Unterwäsche war eine Spur bis den Garten hinterm Haus gelegt. Dort habe ich dann zufällig in einer Ecke auch Larissas rote Tasche entdeckt.
Mittlerweile wusste ich dann auch, wer der Übeltäter war: unsere Hündin Mota, die wohl ein Faible für Damenunterwäsche hat.
Unsere Zimmertüre kann man nämlich nicht abschließen oder verriegeln, sondern man zieht die einfach nur zu und so kann Mota die Türe auch einfach aufschieben und sich in unserem Zimmer vergnügen. Ich bin ja eigentlich sehr tierlieb, aber auch meine Tierliebe hat ihre Grenzen.
Ihre drei kleinen Hundebabys sind aber wirklich süß. Sie können mittlerweile schon laufen, zwar noch etwas tapsig und unbeholfen, und lernen gerade zu bellen und Milch von einer Untertasse zu schlabbern. Das jüngste der drei Mädels ist am neugierigsten und unternimmt schon größere Unternehmungstouren ohne die Mama. Es macht ihr am meisten Spaß, mit Flipflops und Füßen zu spielen und während sie auf den Zehen herumkaut spürt man ihre kleinen spitzen Zähnchen schon sehr deutlich =P
Am Samstagvormittag mussten Larissa, Alejandra und ich zusammen mit Percy einen ungenutzten Raum auf dem Schulgelände ausräumen. Der Raum wurde als Abstellkammer genutzt und es kam wahnsinnig viel Gerümpel zum Vorschein. Dabei kamen auch Unmengen an Büchern in verschiedenen Sprachen zu Tage, die meisten jedoch von Mäusen angefressen. Wir Mädels waren dafür verantwortlich die komplett verstaubten Bücher in die Büros zu transportieren. Warum wir ungefähr eine halbe Stunde davor die Büros geputzt haben, war mir nicht ganz verständlich. Aber, na gut =P Man muss nicht alles verstehen.
Zusammen mit Percy und noch einem anderen Helfer haben wir dann auch die schweren kaputten Schränke und Glasvitrinen aus dem Raum in ein Klassenzimmer transportiert.
Den Sinn der ganzen Aktion habe ich noch nicht ganz verstanden, da in einer Woche die Schule ja wieder anfängt und das ganze Gerümpel und die Bücher bis dahin wieder verräumt sein müssen.
Aber, man wird sehen. Ich hoff nur, dass nicht wir dafür verantwortlich sind, die ganzen Sachen wieder zurück zu transportieren.