Montag, 20. August 2012

Abschied nehmen


Der Abschied steht jetzt unmittelbar bevor und seit letzter Woche weint der Himmel schon jeden Nachmittag mit uns, weil die Regenzeit begonnen hat.  =) Ja, Abschied nehmen nach einem Jahr ist nicht leicht, aber zum Glück findet dieser in Etappen statt. Am Freitagabend haben wir mit dem Schulchor in der Reunión familiar (JuCUM-Gottesdienst) in der Base gesungen. Angie leitet den Chor echt hervorragend! Zwölf Kinder und  Larissa, Yarina (unsere Sekretärin) und ich haben mitgesungen und es war sehr schön und alle waren begeistert =). Danach wurden wir von Hugo und Lourdes dort verabschiedet: traurig, aber trotzdem schön. Unsere Abchiedsfeier gestern im Colegio ist leider ins Wasser gefallen und da sich San Francisco im Regen in einen Fluss verwandelt, konnten nur sehr wenige kommen. Letztendlich war es aber trotzdem schön und wir hatten unseren Spaß!
Der schwerste Abschied steht mir aber noch bevor und das wird der von den Lehrern und vor allem von den Kindern sein. In ihrem Alter können sie das noch gar nicht richtig begreifen. Katerine hat mich vor kurzem gefragt, wann wir denn den Ausflug nach Deutschland machen, um mich und die Kristina zu besuchen.
Seit zwei Wochen verbringe ich die halbe Stunde, die wir zum Spielen jeden Tag haben mit Uno und Memory spielen. Besonders für Jimmy und Megan habe ich das Uno-spiel als Training für die Farben und Zahlen eingesetzt.  Aber die Regeln durchzusetzen ist wirklich ein harter Kampf und ich bin nach der halben Stunde fertiger als nach 3 Stunden unterrichten, aber macht trotzdem riesigen Spaß. Es fehlt den Kindern wahnsinnig schwer zu warten bis sie an der Reihe sind und auszuhalten, nicht als Erster zu gewinnen. (Gewinnen tun wir nämlich immer alle, bloß halt zu unterschiedlichen Zeitpunkten =P).  Da passiert es schön öfters, dass die Karten über den Tisch fliegen oder sehr sehr dreist geschummelt wird. Aber in solchen Fällen wird man einfach für den nächsten Tag gesperrt und darf nicht mitspielen. Diese Maßnahme hat gewirkt und es ist sehr witzig das Ringen um Selbstbeherrschung heimlich zu beobachten. Einmal haben wir es sogar geschafft alle zusammen zu vierzehnt Uno zu spielen =D.
Zoel ist ab jetzt der Verantwortliche für das schwere König-der-Löwen-Puzzle und muss dafür sorgen, dass immer alle Teile in die rote Tüte aufgeräumt werden. Mittlerweile bekommen sie das Puzzle wirklich beinahe alleine hin. Die Zahlen bis 39 und Rechnen am Zahlenstrahl beherrschen sie alle bloß Megan und Jimmy haben noch immer größere Probleme damit. Bis 13 zählen machen geht sogar auch auf Englisch und Deutsch! Unglaublich, was für Fortschritte sie gemacht haben, wenn man sich die Situation vor einem halben Jahr in Erinnerung ruft. Manchmal bin ich ja echt verzweifelt und habe gedacht, dass es überhaupt nicht vorangeht. Aber wenn man das ganze „Werk“ betrachtet, gab es doch große Veränderungen.
Letzten Mittwoch haben Margarita und ich in der letzten Schulstunde eine Überraschungsgeburtstagsfeier für alle Kinder aus der Vorschule vorbereitet. Katerine hatte an diesem Tag Geburtstag, aber wir haben einfach alle Geburtstage vor- und nachgefeiert mit Torte, Soft-Drink, Chips, Süßigkeiten, Luftballons, Seifenblasen, Spielen und Liedern. Es war laut, lustig, schön und anstrengend. Die Torte war am Ende im strahlenden Gesicht eines jeden Kindes verschmiert  =).
Am Freitag bin ich in der Musikstunde mit den Kindern in die Bibliothek gegangen und habe ihnen dort über Beamer Bilder und Videos von ihnen gezeigt. Zusammen haben wir in Erinnerungen geschwelgt und viel gelacht. Die Stimmung war hervorragend und die Kinder konnten es einfach nicht fassen, dass sie auf einmal auf der Wand zu sehen waren. Die Beamertechnik war für sie echt das größte Wunder. =D
Heute ist Feiertag in Kolumbien und wir haben unser letztes Mentorentreffen mit Marianella und dann noch zwei Tage Schule.
Mein Koffer ist größtenteils schon gepackt, weil wir nur gestern die Chance hatten in zu wiegen. Hier ist nämlich weit und breit keine Waage, deswegen hat uns Julia gestern die aus dem Refugio ausgeliehen. Zu meiner großen Freude habe ich bis jetzt nur 13kg und somit noch 10kg frei =D!!!!
Das zwischenzeitliche Megachaos in unserem Zimmer ist gestern auch einer halbwegs Ordnung gewichen und man berührt wieder den Boden, wenn man läuft =P.  Zum Glück haben wir alle Abschiedsgeschenke schon fertig und können so die letzten zweieinhalb Tage einfach noch genießen!

Ganz ganz liebe letzte Grüße aus Kolumbien. Vielen Dank für eure Unterstützung in jeglicher Hinsicht, die mir dieses Jahr möglich gemacht haben und dass ihr so fleißig Blog gelesen habt! (Bei Blogger wird mir nämlich die Statistik über meinen Blog bis ins kleinste Detail angezeigt: z. B. 7596 Seitenaufrufe in einem Jahr =). Danke, dass ihr meine Erfahrungen auf diese Weise mit mir geteilt habt!
Bis bald in Deutschland, genießt die Hitzewelle!
Eure Seño Anka



Dienstag, 7. August 2012

Ein besonderer Schultag für die Transición


Da mir noch einige Spendengelder für Material und Aktivitäten mit den Kindern zur Verfügung standen, hatte ich mich schon vor den Ferien auf den Weg zur Feuerwehr von Cartagena gemacht, um anzufragen, wie es denn mit einem Besuch mit der Transición aussehen würde. Ich wurde damals von einem etwas brummigen aber netten Feuerwehrkommandant empfangen, der mir überraschenderweise sofort einen Termin für den 27. Juli gab. Anscheinend wäre das nämlich immer eine etwas langwierige Angelegenheit, aber manchmal ist es doch gar nicht so schlecht durch mein Aussehen hier so aufzufallen, weil einem schon so manche Türen dadurch offen stehen. =P
Zwei Tage vor dem großen Tag stand dann auch mal das Transportmittel fest und nachdem ich allerlei Mütter abgewehrt hatte, die auch alle auf den bezahlten Ausflug mitwollten, konnte es endlich losgehen. =)
Den Kindern hatte ich es am ersten Schultag nach den Ferien (23. Juli) verraten und die Vorfreude war riesengroß. Am 27. Juli kamen dann auch alle mit ihrer sauberen Schuluniform, einer Flasche Wasser und einem Snack pünktlich zur Schule. Bloß der arme Jimmy konnte leider nicht mit, weil er krank war und das beschäftigt ihn bis heute noch =(.
Die erste Hürde war die 12 Kinder plus 4 Lehrerinnen (Margarita, Larissa, Lourdes und ich) plus Fahrer in das Colectivo (Jeep) zu verfrachten. Während Larissa und Lourdes auf der Vorderbank saßen, wurden Margarita und ich auf den zwei Rückbänken mit den Kindern gestapelt. Wurde schön kuschelig warm mit zwei Kindern auf dem Schoß und geschlossener Hintertüre. Haha.
Die Fahrt durch unser Barrio war schon das erste Highlight, weil uns so viele Kinder ganz stolz und aufgeregt zeigen konnten, wo sie wohnen. Aber das zweite Highlight folgte auch sogleich als auf einmal eine große Brücke in Sicht kam und das Colectivo doch wirklich auf die Brücke hinauffuhr und das Meer zu sehen war =D. Da konnten sie vor lauter Begeisterung gar nicht mehr aufhören zu kreischen. =D. Den Rest der Strecke legten wir fröhlich singend am Strand entlangfahrend bis zum Feuerwehrhaus am Eingang zum Luxusviertel Bocagrande ankamen.
Die Feuerwehrmänner haben dann etwas verdutzt geschaut als auf einmal ein Colectivo voller Kinder vor der Türe stand und es schien mir ganz so als hätten sie keine Ahnung mehr von dem vereinbarten Termin. Aber sie haben ihr Bestes gegeben, um dies zu überspielen. =P Mittlerweile überrascht mich sowas schon nicht mehr und außerdem hatte ich die unterschriebene Bestätigung für diesen Tag bei mir. Die diensthaben Feuerwehrmänner haben uns dann auch gleich ganz freundlich begrüßt und unter ein Pavillon mit Palmenwedeldach geführt, wo es zunächst eine kleine Einleitung über die Arbeit der Feuerwehr gab. Diese war leider wenig kreativ und nicht so interessant für fünfjährige Kinder, aber als dann die Feuerwehrkleidung (Stiefel, feuerfester Anzug, Helm und Handschuhe) angeschleppt wurde, war ihre Aufmerksamkeit wieder hergestellt =). Jeder, der wollte durfte den Helm anprobieren und der Höhepunkt war natürlich als die „Seños“ (Lehrerinnen) die ganze heiße und schwere Uniform anzogen und wie Astronauten verkleidet durchs Pavillon stolperten =D. Nachdem auch noch die richtig schwere Wasserdüse ? (Ich weiß nicht, ob man das so nennt) vom Wasserschlauch herumgereicht wurde und die Kinder uns ihre Kraft beim Herumtragen dieses Teils bewiesen hatten, statten wir den Feuerwehrmännern, die sich gerade im Fitnessstudio in Form hielten, noch einen kurzen Besuch ab.
Und dann durften wir zum Abschluss sogar noch in das riesige rote Feuerwehrauto einsteigen und haben mit eingeschalteter Sirene eine Runde durch Bocagrande gedreht. Da wurden die Augen (und Ohren) schon seeehr groß und der Feuerwehrbesuch hat sich so auch richtig gelohnt.
Doch unser Ausflug war noch nicht zu Ende, anstatt zurück ins Colegio zu fahren, ist das Colectivo noch weiter nach Bocagrande hineingefahren bis er vor einem großen gelben „M“ Halt machte. (Santiago kannte es als einziges Kind!!) Aus der Hitze des Colectivos überfielen wir den sehr klimatisierten McDonalds, um den besonderen Schultag noch mit einem leckeren Schokoladeneis abzuschließen. Nachdem das Eis verputzt war, musste ich erst einmal mit ein paar schlotterten Kindern vor die Türe gehen, um wieder aufzutauen! (Jaa, ich war dieses Mal nicht die einzige, die gefroren hat! =D). Aber Auftauen geht bei der cartagenerischen Mittagshitze ratzfatz und schon bald war der McDonalds Innen-Spielplatz mit Röhrensystem und einer langen Rutsche mit 12 Kindern wirklich ausgelastet.
Die Rutsche war so lang, dass der kleine Jhon schluchzend unten wieder herauskam, weil er sich in den Röhren verlaufen und Angst vor der Rutsche hatte. Aber Moisés hat ihn dann an der Hand genommen und zusammen haben sie das verschlungene System erkundigt und so war die Angst schnell vergessen. =) Überraschenderweise haben sich alle Kinder wirklich gut verhalten! Sogar eine Frau hat uns angesprochen, weil sie so überrascht war, dass sich eine Schulklasse so vorbildlich verhält!
Als wir uns so langsam auf den Rückweg machten, hat sich Carolina in den Kopf gesetzt unbedingt einen McDonalds-Luftballon zu bekommen. Überhaupt nicht auf den Mund gefallen, wie sie halt ist, hat sie den Luftballonaufblasmann, der einen für den Nachmittag angesetzten Kindergeburtstag vorbereitete, so lange genervt bis schließlich jedes Kind einen bekam =D.
Die Heimfahrt war dann noch enger und heißer, weil zu den 17 Personen nun auch noch 12 Luftballons in unserem Gefährt untergebracht werden mussten, aber wir hatten unseren Spaß und die strahlenden Gesichter sagten alles =D. Und ganz kurz bevor dann alle von ihren Mamis abgeholt wurden, kam Yazmeiri zu mir her und flüsterte mir ganz schüchtern: „Seño Anka, danke, heute hast du mich glücklich gemacht!“ ins Ohr.  

Dienstag, 24. Juli 2012

Die wahrscheinlich letzten Schulferien meines Lebens


Angefangen haben sie am 2. Juli mit einem Kindertag für die Schulkinder ab der 1. Klasse. (So schnell waren wir die Kinder dann doch nicht los =P). Dabei mussten wir Lehrer jedoch sehr wenig organisieren, weil wir mal wieder ein Team von US-Koreanern zu Besuch hatten, die sich um das Programm gekümmert haben. Dieses Mal bestand das Team aus etwa 20 jungen Leuten (2 Mädels und der Rest Jungs) der Jugendgruppe der koreanischen Kirche in Boston und alle waren so etwa in Larissas und meinem Alter =D. Somit hatten wir auch unseren Spaß und konnten unser Englisch mal wieder bisschen üben. Es kamen sogar einige Kinder, obwohl ja schon Ferien waren, und waren ebenso begeistert dabei. Die Koreaner hatten extra für den Tag Theaterstücke einige spanische Kinderlieder mit Tanz eingeübt, die sie uns dann vorführten und beibrachten. Wir waren viel fürs Übersetzen zuständig, da sie nur einige Worte Spanisch konnten und die Verständigung mit Lehrern und Kindern nicht so einfach war =D. Nach einem leckeren Hamburger zum Mittagessen ging es in Kleingruppen, wo die Kinder verschiedene Farben und Tiere auf Englisch lernen sollten und jedes Kind durfte anschließend stolz auf Englisch vortragen mit welchen Farben es welches Tier angemalt hatte. Gegen 4 Uhr nachmittags wurden sie dann mit einem kleinen Geschenk wirklich in die Ferien verabschiedet. Ein spaßiger Tag für Lehrer und Schüler!
Gleich am nächsten Tag hatten wir Lehrer nochmals das Vergnügen mit den Koreanern diesmal aber ohne Kinder. Es wurden lustige Spiele gespielt zum Kennenlernen und dann ein wenig Englisch geübt. Ich hab stattdessen ein wenig Koreanischunterricht bekommen, wobei bis auf 2 Sätze nicht viel hängen geblieben ist =P. Den Rest des Tages haben wir auf dem hinteren Teil des Schulgeländes beim „Urwaldfällen“ verbracht, um irgendwann einmal ein Fußballfeld daraus machen zu können. Obwohl wir alle über einige Stunden hart gearbeitet haben, war das Ergebnis doch ein wenig ernüchternd. Die Vegetation wächst einfach viel zu schnell und mit der Machete kam man gegen die kleine Bäume kaum an. Eine kleine Veränderung war am Abend aber doch sichtbar. Ich hoff, dass der Traum vom Fußballfeld auch eines Tages mal wahr wird.
Nach zwei weiteren Tagen eher trockener Lehrerseminare (ohne interessante Besucher) war die Hochzeit am 6.Juli von Juan Carlos und Gina, die beide zur JuCUM-Base in Cartagena gehören, ein weiterer Höhepunkt. Die Feier an sich war sehr einfach, weil es auch nur die standesamtliche Hochzeit war(die kirchliche findet erst im September in Bogotá statt). Aber schön war es trotzdem und vor allem waren viele unserer Freunde auch dort. Im Gegensatz zu unseren Erwartungen war alles aber schon um halb 11 Uhr abends vorbei und alle gingen nach Hause. Ich hatte mehr Programmpunkte erwartet und mehr tanzen, aber naja =). War eine Erfahrung wert!
Das folgende Wochenende verbrachten wir auf Bocachica, um noch ein letztes Mal die Insel zu besuchen =). Zwei Nächte in einem richtigen Bett mit Blick aufs Meer und für nichts (weder kochen noch putzen) verantwortlich sein, war richtig entspannend. Dort war ich auch zum ersten Mal in meinem Leben Klippenspringen! Auch wenn der erste Sprung ziemlich Überwindung gebraucht hat, ist es schon ein unglaubliches Gefühl =D.
In der nächsten Woche waren Larissa und ich dann alleine im Colegio, weil Farron in ihrer letzten Woche noch ein bisschen von Kolumbien sehen wollte und deshalb nach Bogotá verreist war und Hugo und Lourdes eine Woche Freunde in Pereira (Kaffeezone) besuchten. Das Gute daran war aber, dass die Ferien unseres staatlichen Kindergartens schon wieder zu Ende waren und wir so den Vormittag frei hatten und das Colegio verlassen durften. Außerdem wurde auch noch Mittagessen für uns gekocht :D! Diese Freiheit haben wir natürlich genutzt und waren oft in der Altstadt oder haben den Morgen am Strand verbracht. Dort wurden wir mal wieder von einem besonderen Freund heimgesucht. Aber der Dieb muss sich bestimmt gefreut haben als aus der gestohlenen Plastiktüte nur 2 dreckige Tops und kurze Hosen und 2 Wasserflaschen mit warmem Wasser zum Vorschein kamen. Immerhin hat er uns unsere Strandtücher und die Sonnencreme dagelassen =). Sehr freundlich!
Weil am Wochenende aber kein Kindergarten ist, fiel uns an dem folgenden Wochenende schon ein wenig das Dach auf den Kopf vor lauter Langweile =P Aber Larissa steckt meistens immer voller verrückter Ideen und so wussten wir uns zu helfen =D. Farrons Abschied am darauffolgenden Montagmorgen war ziemlich schmerzlos, da sie es kaum erwarten konnte zurück in die „zivilisierte“ USA zurückzukehren und deshalb auch nicht traurig war. Ein bisschen schade war, dass außer Larissa und ich niemand im Colegio war und sie auch sonst keine Freunde zum Abschied besuchten. Naja, ich wünsche ihr, dass sie jetzt wieder glücklich bei sich zu Hause ist.
Als Hugo und Lourdes am Montagabend wieder zurückkamen, fing Larissas und mein Urlaub dann richtig an =). Am Mittwochmorgen um halb 6 Uhr morgens ging es endlich zusammen mit Julia entlang der Küste Richtung Norden. Nach 7,5 Stunden Busfahrt vorbei am Tayronapark und unserer geliebten Los-Angeles-Finca kamen wir schließlich in Riohacha im Bundestaat „La Guajira“ an, der an Venezuela grenzt. Unsere Mentorin Marianella hatte uns mit einer Freundin bekannt gemacht, in deren Haus wir bleiben durften. Ein Cousin dieser Freundin wiederum organisierte für uns eine Tour an den Cabo de la Vela (Kap der Kerze), den fast nördlichsten Punkt Kolumbiens und unser eigentliches Ziel. Zunächst durften wir aber Riohacha bei einem Krabbencocktail und einer Kokosnuss am Strand kennenlernen =). Eine Besonderheit ist außerdem der Landungssteg der Schiffe, die zur Erdgasplattform im Meer vor der Stadt fahren und die Gründungsgeschichte der Stadt, da diese deutsche Wurzeln hat à Wikipedia =P.

Am nächsten Morgen stand dann mit einer Stunde Verspätung der Geländewagen mit unserem Fahrer Chiche und unseren drei Mitabenteurern (ein junger Mann aus Cali und ein Paar auch Medellín) vor der Türe. Bepackt mit insgesamt 20 Liter Wasser für uns drei Mädels ging es dann los ins Land der Ureinwohner Wayuu. Auf einer endlosen scheinbar schnurgeraden Straße durch die Steppe ließen wir die Zivilisation hinter uns. Die erste Station waren die riesigen Salzminen von Manaure. Dort haben mich vor allem die weiten „Salzfelder“ und die verschiedenen Farben der Salzbecken mit dem Kontrast des tiefblauen Himmels und des türkisen Meeres. Nach einer Fotosession allerdings alle froh wieder in das klimatisierte Auto einsteigen zu können. Riohacha ist um einiges heißer als Cartagena und die Sonne ist wirklich erbarmungslos, wobei aber die Luftfeuchtigkeit geringer ist.
Die Weiterfahrt erfolgte nun nicht mehr auf einer geteerten Straße, sondern auf einem Schotterweg und die Vegetation wurde immer karger und kleinwüchsiger. Ab und zu überquerten ein paar abgemagerte Ziegen die Straße und in kleinen Wayuusiedlungen (Rancherías genannt) wurde Ziegenrippen mit Maisfladen angeboten. Nach und nach lösten Kakteen das Gestrüpp ab bis wir uns in einem Kakteenwald wiederfanden und alte Jeep-Reifenspuren als Wegweiser dienten.
Doch die Kakteen verließen uns auch irgendwann und plötzlich war einfach nichts mehr da. Außer Sand weit und breit nichts. Wir waren in der Wüste angekommen. Auch der vermeintliche große See am Horizont entpuppte sich nur als eine Fata Morgana und war nichts weiter als noch mehr Sand. Obwohl ich nur eine Viertelstunde außerhalb des Autos aufgehalten hatte, überkam mich durch die sengende Hitze doch schon ein ziemlicher Durst!
Nach insgesamt etwa drei Stunden Fahrt erreichten wir dann unsere Ranchería am Cabo de la Vela, wo mich ein Reis mit Garnelen mit einer frisch zubereiteten Limonade als Mittagessen erwartete. Seeehr lecker!! Außer der Ziege und der Chicha de Maíz (ein Maisgetränk, das nach Rauch schmeckt und man schon nach einem Schluck einen Hustenanfall bekommt) haben mir dort auch alle anderen Gerichte, die ich probiert habe geschmeckt.
Den Sonnenuntergang überm Meer betrachteten wir von einem kleinen Hügel mit einem kleinen Leuchtturm aus =). Ebenso unbeschreiblich schön war der Sternenhimmel nachts, den ich aus meinem schönen warmen Chinchorros (besondere Hängematten der Wayuu), der etwa 5 Schritte vom Meer entfernt aufgehängt war, beobachten konnte.
Am nächsten Tag schauten wir kurz bei den roten Dünen vorbei bevor wir den Cerro Kamachi, einen wichtigen Berg der Ureinwohner, mit der Form einer Pyramide bestiegen. Die Aussicht von oben war wirklich atemberaubend, egal in welche Richtung man schaute: Meer, Wüste, das Kap, Dünen, Salzsee, Berge, tiefe Schluchten und der Himmel. Generell waren die Landschaften während dieser Tour unglaublich beeindruckend und alle Versuche sie mit der Kamera scheiterten einfach, weil die Bilder nie so schön sind wie die Wirklichkeit! Am liebsten hätte ich euch alle mitgenommen, damit ihr das mit eigenen Augen hättet sehen können!
Überraschend kalt war das Meer allerdings an dieser Stelle. Mittlerweile bin ich daran gewöhnt, stundenlang im Meer zu bleiben, weil es so angenehm warm ist. An dem Strand hab ich es aber nur ganz kurz durchgehalten =P.
Gegen Nachmittag packten wir unsere Siebensachen und die übriggebliebenen 5 Liter wieder in den Geländewagen und  machten uns auf die Rückfahrt in die Zivilisation durch dieselben Landschaften bloß alles rückwärts. Larissa und ich saßen ganz hinten und hatten unseren Spaß beim Beobachten unserer schlafenden Mitreisenden. Hihi

Nach einer weiteren Nacht in Riohacha ging es mit einem kurzen aber schönen und mangoreichen Abstecher nach Barranquilla zu Marianella und ihrer Familie wieder zurück nach Cartagena, da am Montag (gestern, 23. Juli) die Schule wieder losging.
Jetzt ist schon der zweite Schultag vorbei und das Gedächtnis der Kinder wieder ein wenig aufgefrischt =). Ich musste schon wieder sehr viel mit ihnen zusammen lachen und ganz stolz haben wir mal wieder zusammen das schwere König-der-Löwen-Puzzle hinbekommen, das die Mama mir geschickt hat.

Momentan liege ich im Bett und werde gerade von den Mücken zerstochen, während ich auf das Abendessen von Angie warte =). Ich wünsche euch  noch eine gute Nacht!

Ganz liebe Grüße
Anka



Samstag, 30. Juni 2012

Inselabenteuer


Vom 9. bis zum 11. Juni hatten wir zum Abschluss unserer Mini-Missionsschule einen Praxiseinsatz im Inseldorf Barú auf der gleichnamigen Insel und dieser begann schon mit einer aufregenden und abenteuerlichen Hinfahrt =).
Dorthin brachte uns am Samstagmorgen ein Jeep, der aber mit zwölf Personen plus Fahrer und unserem ganzen Gepäck (darunter auch Verpflegung, Wasser und Matratzen), das teils auf dem Schoß und teils auf dem Dach transportiert wurde, ziemlich überladen war. Nachdem dann mal alles gut verstaut und alle einigermaßen bequem saßen, konnte es endlich losgehen. Aber schon kurz außerhalb der Stadt musste der Fahrer erst einmal tanken gehen und da beim Tanken in Kolumbien niemand im Fahrzeug sitzen darf, mussten alle wieder aussteigen und danach den Jeep von neuem beladen.
Um auf die Insel zu gelangen, muss man natürlich auch das Wasser überqueren, das sie umgibt. Die Fähre dafür glich eher einem großen Metallblech auf das so viele Busse, Autos, Motos und Menschen geladen wurden, wie nur irgendwie drauf gepasst haben. Zum Glück dauerte die Überfahrt aber weniger als 5 Minuten! Danach ging die Fahrt weiter auf einer für mich nicht erkenntlichen Straße direkt am Meer im Sand, wobei wir mehrmals beinahe stecken blieben und der Jeep sich gefährlich Richtung Wasser neigte. Die Hitze im Auto war schon ziemlich extrem und bei unserem Fortbewegungstempo kam auch nicht richtig Fahrtwind auf. Der letzte Teil der Strecke glich für mich eher einer Motocross-Rennstrecke als dass sie für einen überladenen Jeep gemacht wäre, aber nach drei Stunden kamen wir tatsächlich in Barú an und waren wir alle ziemlich froh, endlich aus dem Auto aussteigen zu können, wobei es auch nicht kühler war =P.
Auf der Insel durften wir dann die Leute und wie sie leben kennenlernen, dazu sind wir einfach in kleinen Gruppen von Haus zu Haus gegangen und haben uns vorgestellt. Oft wurden wir eingeladen, uns zu setzen. Die Offenheit der Menschen in Barú hat mich echt überrascht. Die meisten arbeiten als Fischer oder verkaufen Schmuck an die vielen Touristen in Playa Blanca und den Islas del Rosario. Das größte Problem, was sie haben, ist das Süßwasser, denn es gibt kein fließend Wasser auf der Insel gibt. Das Süßwasser wird vom Festland dorthin gebracht und wird in kleinen Tanks gekauft. Deshalb werden sobald es regnet, so viele Gefäße wie möglich nach draußen geschafft, um das kostbare Regenwasser aufzusammeln.
Außerdem haben wir die Kirche vor Ort bei drei Gottesdiensten unterstützt, Kinderprogramm gemacht und Theaterstücke aufgeführt (5 Minuten vorher haben wir das mir unbekannte Stück geprobt bei dem ich die Hauptrolle spielen sollte =P). Ja, die kolumbianische Spontanität fordert mich ab und zu noch sehr heraus, aber ich glaube mittlerweile bin ich schon ziemlich gut im Improvisieren =P.
„Gewohnt“ haben wir Frauen in einem kleinen einfachen Holzhaus, das eigentlich nur aus einem Zimmer bestand und durch Vorhänge in drei Zimmer aufgeteilt wurde. Das „Bad“ war draußen zu finden =P,. Geschlafen wurde auf dem Boden, in der Hängematte oder zu zweit oder zu dritt in den zwei vorhandenen Betten.
Ich habe die zwei Tage auf der Insel sehr genossen, auch wenn sie mit viel Arbeit verbunden waren und die Menschen haben mich wirklich beeindruckt!
Am Montagmorgen mussten Larissa, Julia, ich und Francisco die Gruppe früher verlassen, weil wir Deutschen ein Mentorentreffen auf Bocachica hatten und Francisco im Refugio (Julias Projekt) bei einem Familientag helfen musste. Das bedeutete für uns, um 4.30 Uhr aufzustehen, um eine Lancha zur Insel Tierrabomba zu bekommen. Das frühe Aufstehen hat sich aber mehr als gelohnt, weil wir so einen der schönsten Sonnenaufgänge bei einer etwa 1,5-stündigen Bootsfahrt miterleben konnten. Da um die Uhrzeit der Seegang noch relativ stark ist, war ich froh, nicht gefrühstückt zu haben!
Das Mentorentreffen mit Marianella, die diesmal ihren Mann und ihre zwei kleinen Kinder mitbrachte, haben wir an einem schönen Strand gehalten und gleichzeitig Marias Geburtstag gefeiert und konnten uns so noch ein bisschen erholen bevor es am Dienstag wieder zurück ins Colegio ging. Ich glaube, ich habe schon einmal erwähnt, dass in der Base in Bocachica eine amerikanische Familie mit sieben Kindern wohnt. Auf jeden Fall bauen die sich gerade selber ein Haus auf einem Hügel, wo wir am Montagabend ein Überraschungsgrillen für Maria vorbereitet haben mit Würstchen und Stockbrot  und einer herrlichen Sicht bis nach Cartagena bei Nacht! =D
In den letzten drei Schultagen dieser Woche habe ich meine Kinder für die zweite Examensphase vorbereitet und nur wiederholt und bis auf die üblichen zwei haben mich alle in der folgenden Woche bei der Mathe- und Englischarbeit wirklich überrascht. Ich war sehr stolz auf sie! Auch Jimmy und Megan haben sich beim Nachschreiben verbessert, haben aber vor allem in Mathe und Lesen und Schreiben noch großen Aufholbedarf. Ich hoffe, die Eltern nutzen die Ferien aus.
Da Larissa und ich letztes Wochenende frei hatten, mussten wir das natürlich ausnutzen und sind am Samstag mit Julia und Cesar, einem Freund, in den botanischen Garten gegangen, der auf dem Weg nach Arjona liegt. Dieser Garten gleicht eher einem großen Urwald und im Vergleich zu der riesigen Vegetation habe ich mich wie eine kleine Ameise gefühlt. Die Luftfeuchtigkeit war durch die Pflanzen wirklich extrem hoch!  Zu sehen gab es aber viele kleine schwarzgelbe Giftfrösche, Termitenbauten in den Bäumen, einen Geier, kleine und große Eidechsen und drei große bunte Papageien =D. Die Affen haben sich leider nicht gezeigt.
Nach dem botanischen Garten haben wir einen kurzen Abstecher zu „Los Lagos“ gemacht. Was genau das ist weiß ich auch nicht. Auf jeden Fall gibt es einen See mit einer kleinen Insel in der Mitte, wo ein Affe wohnt, ein Swimmingpool und ein edles Restaurant und alles ist sehr schön angelegt. Für mich hatte es ein bisschen Freibadcharakter hat bis auf das picksende Gras, das hier einfach nicht so schön weich wie in Deutschland ist =P.
Den Nachmittag verbrachten wir gemütlich in Arjona beim Cesar zu Hause mit Mango essen und Kokosnussmilch trinken und danach das Fruchtfleisch auslöffeln =). Nach einem vorzüglichen Abendessen mit Kokosreis, Hühnchen, Gemüse, Erbsensalat und Lulosaft ging es mit vollem Bauch und einer Tüte voller Mangos wieder zurück nach Cartagena.
Ganz langsam schleicht sich auch schon ein bisschen Abschiedsstimmung ein: meine letzten Examen sind geschrieben und korrigiert, ich musste zum letzten Mal die Zeugnisse schreiben, gestern war der letzte Elternnachmittag und die nächsten drei Wochen werden die letzten Ferien sein.
Momentan ist es etwas stressig, da ich das Gefühl habe, gerade in zwei Welten gleichzeitig leben zu müssen, weil ich jetzt schon wieder einiges für die Zeit danach in Deutschland planen muss, gleichzeitig aber hier meine letzten knappen zwei Monate ausnutzen möchte und auch noch viel zu tun habe.
Jetzt sind aber zum Glück erst einmal drei Wochen Ferien! In der ersten Woche haben wir noch einen Tag Kinderprogramm und die restlichen Tage irgendwelche Lehrerbesprechungen und pädagogischen Tage, aber dann zwei Wochen freiiiii =).