Vom 9. bis zum 11. Juni hatten wir zum Abschluss unserer
Mini-Missionsschule einen Praxiseinsatz im Inseldorf Barú auf der gleichnamigen
Insel und dieser begann schon mit einer aufregenden und abenteuerlichen Hinfahrt
=).
Dorthin brachte uns am Samstagmorgen ein Jeep, der aber mit
zwölf Personen plus Fahrer und unserem ganzen Gepäck (darunter auch Verpflegung,
Wasser und Matratzen), das teils auf dem Schoß und teils auf dem Dach
transportiert wurde, ziemlich überladen war. Nachdem dann mal alles gut
verstaut und alle einigermaßen bequem saßen, konnte es endlich losgehen. Aber
schon kurz außerhalb der Stadt musste der Fahrer erst einmal tanken gehen und
da beim Tanken in Kolumbien niemand im Fahrzeug sitzen darf, mussten alle
wieder aussteigen und danach den Jeep von neuem beladen.
Um auf die Insel zu gelangen, muss man natürlich auch das
Wasser überqueren, das sie umgibt. Die Fähre dafür glich eher einem großen
Metallblech auf das so viele Busse, Autos, Motos und Menschen geladen wurden,
wie nur irgendwie drauf gepasst haben. Zum Glück dauerte die Überfahrt aber
weniger als 5 Minuten! Danach ging die Fahrt weiter auf einer für mich nicht
erkenntlichen Straße direkt am Meer im Sand, wobei wir mehrmals beinahe stecken
blieben und der Jeep sich gefährlich Richtung Wasser neigte. Die Hitze im Auto
war schon ziemlich extrem und bei unserem Fortbewegungstempo kam auch nicht
richtig Fahrtwind auf. Der letzte Teil der Strecke glich für mich eher einer
Motocross-Rennstrecke als dass sie für einen überladenen Jeep gemacht wäre,
aber nach drei Stunden kamen wir tatsächlich in Barú an und waren wir alle
ziemlich froh, endlich aus dem Auto aussteigen zu können, wobei es auch nicht
kühler war =P.
Auf der Insel durften wir dann die Leute und wie sie leben
kennenlernen, dazu sind wir einfach in kleinen Gruppen von Haus zu Haus
gegangen und haben uns vorgestellt. Oft wurden wir eingeladen, uns zu setzen.
Die Offenheit der Menschen in Barú hat mich echt überrascht. Die meisten
arbeiten als Fischer oder verkaufen Schmuck an die vielen Touristen in Playa
Blanca und den Islas del Rosario. Das größte Problem, was sie haben, ist das
Süßwasser, denn es gibt kein fließend Wasser auf der Insel gibt. Das Süßwasser
wird vom Festland dorthin gebracht und wird in kleinen Tanks gekauft. Deshalb
werden sobald es regnet, so viele Gefäße wie möglich nach draußen geschafft, um
das kostbare Regenwasser aufzusammeln.
Außerdem haben wir die Kirche vor Ort bei drei
Gottesdiensten unterstützt, Kinderprogramm gemacht und Theaterstücke aufgeführt
(5 Minuten vorher haben wir das mir unbekannte Stück geprobt bei dem ich die
Hauptrolle spielen sollte =P). Ja, die kolumbianische Spontanität fordert mich
ab und zu noch sehr heraus, aber ich glaube mittlerweile bin ich schon ziemlich
gut im Improvisieren =P.
„Gewohnt“ haben wir Frauen in einem kleinen einfachen Holzhaus,
das eigentlich nur aus einem Zimmer bestand und durch Vorhänge in drei Zimmer
aufgeteilt wurde. Das „Bad“ war draußen zu finden =P,. Geschlafen wurde auf dem
Boden, in der Hängematte oder zu zweit oder zu dritt in den zwei vorhandenen
Betten.
Ich habe die zwei Tage auf der Insel sehr genossen, auch
wenn sie mit viel Arbeit verbunden waren und die Menschen haben mich wirklich
beeindruckt!
Am Montagmorgen mussten Larissa, Julia, ich und Francisco
die Gruppe früher verlassen, weil wir Deutschen ein Mentorentreffen auf
Bocachica hatten und Francisco im Refugio (Julias Projekt) bei einem
Familientag helfen musste. Das bedeutete für uns, um 4.30 Uhr aufzustehen, um
eine Lancha zur Insel Tierrabomba zu bekommen. Das frühe Aufstehen hat sich aber
mehr als gelohnt, weil wir so einen der schönsten Sonnenaufgänge bei einer etwa
1,5-stündigen Bootsfahrt miterleben konnten. Da um die Uhrzeit der Seegang noch
relativ stark ist, war ich froh, nicht gefrühstückt zu haben!
Das Mentorentreffen mit Marianella, die diesmal ihren Mann und
ihre zwei kleinen Kinder mitbrachte, haben wir an einem schönen Strand gehalten
und gleichzeitig Marias Geburtstag gefeiert und konnten uns so noch ein
bisschen erholen bevor es am Dienstag wieder zurück ins Colegio ging. Ich
glaube, ich habe schon einmal erwähnt, dass in der Base in Bocachica eine
amerikanische Familie mit sieben Kindern wohnt. Auf jeden Fall bauen die sich
gerade selber ein Haus auf einem Hügel, wo wir am Montagabend ein
Überraschungsgrillen für Maria vorbereitet haben mit Würstchen und Stockbrot und einer herrlichen Sicht bis nach Cartagena bei Nacht!
=D
In den letzten drei Schultagen dieser Woche habe ich meine
Kinder für die zweite Examensphase vorbereitet und nur wiederholt und bis auf
die üblichen zwei haben mich alle in der folgenden Woche bei der Mathe- und
Englischarbeit wirklich überrascht. Ich war sehr stolz auf sie! Auch Jimmy und
Megan haben sich beim Nachschreiben verbessert, haben aber vor allem in Mathe
und Lesen und Schreiben noch großen Aufholbedarf. Ich hoffe, die Eltern nutzen
die Ferien aus.
Da Larissa und ich letztes Wochenende frei hatten, mussten
wir das natürlich ausnutzen und sind am Samstag mit Julia und Cesar, einem
Freund, in den botanischen Garten gegangen, der auf dem Weg nach Arjona liegt.
Dieser Garten gleicht eher einem großen Urwald und im Vergleich zu der riesigen
Vegetation habe ich mich wie eine kleine Ameise gefühlt. Die Luftfeuchtigkeit
war durch die Pflanzen wirklich extrem hoch! Zu sehen gab es aber viele kleine schwarzgelbe
Giftfrösche, Termitenbauten in den Bäumen, einen Geier, kleine und große
Eidechsen und drei große bunte Papageien =D. Die Affen haben sich leider nicht
gezeigt.
Nach dem botanischen Garten haben wir einen kurzen Abstecher
zu „Los Lagos“ gemacht. Was genau das ist weiß ich auch nicht. Auf jeden Fall
gibt es einen See mit einer kleinen Insel in der Mitte, wo ein Affe wohnt, ein
Swimmingpool und ein edles Restaurant und alles ist sehr schön angelegt. Für
mich hatte es ein bisschen Freibadcharakter hat bis auf das picksende Gras, das
hier einfach nicht so schön weich wie in Deutschland ist =P.
Den Nachmittag verbrachten wir gemütlich in Arjona beim
Cesar zu Hause mit Mango essen und Kokosnussmilch trinken und danach das
Fruchtfleisch auslöffeln =). Nach einem vorzüglichen Abendessen mit Kokosreis,
Hühnchen, Gemüse, Erbsensalat und Lulosaft ging es mit vollem Bauch und einer
Tüte voller Mangos wieder zurück nach Cartagena.
Ganz langsam schleicht sich auch schon ein bisschen
Abschiedsstimmung ein: meine letzten Examen sind geschrieben und korrigiert, ich
musste zum letzten Mal die Zeugnisse schreiben, gestern war der letzte Elternnachmittag
und die nächsten drei Wochen werden die letzten Ferien sein.
Momentan ist es etwas stressig, da ich das Gefühl habe, gerade
in zwei Welten gleichzeitig leben zu müssen, weil ich jetzt schon wieder einiges
für die Zeit danach in Deutschland planen muss, gleichzeitig aber hier meine
letzten knappen zwei Monate ausnutzen möchte und auch noch viel zu tun habe.
Jetzt sind aber zum Glück erst einmal drei Wochen Ferien! In
der ersten Woche haben wir noch einen Tag Kinderprogramm und die restlichen
Tage irgendwelche Lehrerbesprechungen und pädagogischen Tage, aber dann zwei
Wochen freiiiii =).
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