Ich bin gerade mal wieder viel zu früh für einen
Sonntagmorgen aufgewacht und dachte, ich nutze die Zeit, um einen neuen
Blogeintrag zu schreiben.
Muttertag wird hier in Kolumbien viel größer gefeiert als
in Deutschland. Mit den Kindern zusammen haben wir Herzkarten gebastelt und sie
haben ganze alleine „Feliz Día Mamá“ (Alles Gute zum Muttertag) und ihren Namen
geschrieben =). Die Karte durften sie
dann mit nach Hause nehmen und ihrer Mama am Muttertag überreichen.
In der Schule haben wir den Muttertag erst am 18. Mai mit
einer Feier am Nachmittag, wo nur die Mütter kommen durften (ohne Kinder und
Mann) gefeiert. Dafür bastelten wir die schönen Moosgummibilderrahmen und verzierten
sie mit Pailletten (Danke Oma für die Pailletten, sie stießen überall auf
Begeisterung!). Die Feier war wirklich lustig und laut und es gab viel zu
lachen, weil auch die Erwachsenen sich hier gerne lächerlich machen und so gab
es eine Modenschau (alle Mamas hatten sich nämlich ziemlich herausgeputzt),
verrückte Spiele und Tänze und Wettbewerbe, wer zum Beispiel die Schuhe mit den
höchsten Absätzen trägt, die jüngste Mutter ist oder die längsten Haare hat. Die
Interaktion zwischen dem Publikum und dem „Moderator“ ist hier in Kolumbien
einfach sehr viel stärker, denn alle kommentieren, diskutieren und mischen eifrig
mit =).
Auch Larissa und
ich mussten natürlich was vorführen und haben uns für einen typisch deutschen
Schuhplattler entschieden. Nur gut, dass wir weder aus Bayern kommen noch
Männer sind, aber dank Youtube-Videos haben wir uns dann noch schnell einen solchen
Tanz beigebracht und für viele Lacher gesorgt =D. Nach einem leckeren arroz
cubano (kubanischer Reis) mit Eistee und mit kleinen Präsenten ging es für die
Mütter dann wieder nach Hause und für uns hieß es Aufräumen, aber es war
wirklich ein gelungener Nachmittag.
Eines Morgens, ich glaube, es war in derselben Woche,
während ich die Kinder wir jeden Morgen am Schultor empfangen habe, wurde ich
vom kleinen Camilo mit einer großen roten Rose und einem Schokoriegel zum Tag
des Lehrers begrüßt. Das war eine schöne morgendliche Überraschung und die Rose
hängt immer noch getrocknet an meinem Spiegel =). Ich wusste gar nicht, dass es
diesen Tag überhaupt gibt, aber da ist Lehrer sein doch gar nicht so schlecht.
Es gab dann noch mehr Schokoriegel von meinen kleinen Schülern und sogar eine
Bodylotion hab ich von der Ingrid geschenkt bekommen. Am Montag wurde das ganze
Kollegium dann sogar noch etwas verspätet von einigen Müttern mit „gaseosa“ (in
dem Fall Apfel-Fanta) und Kuchen überrascht. Und jeder hat ein kleines, super
kitschiges Geschenk bekommen (ein großes rotes Rosenarmband und ein großer
rot-goldener Ring =P) Aber Geschenk ist Geschenk!
Wie wir von unserer Mitbewohnerin Angie erfahren hatten,
ist jeder letzte Sonntag im Monat „Día del Patrimonio“ (Tag des Kulturguts), was bedeutet, dass die meisten Eintritte in die Museen
und sonstige Sehenswürdigkeiten kostenlos sind. Nachdem wir die letzten zwei
vergangenen Monate nie Zeit hatten, um den Tag auszunutzen, haben wir es im Mai
endlich geschafft. Nach dem Mittagessen (wir hatten nämlich eigentlich
Wochenenddienst und somit keinen Ausgang) sind wir drei, Larissa, Angie und ich
gleich losgezogen und haben uns zuerst das Haus von einem früheren Präsidenten
mit Namen Rafael Nuñez angeschaut. Da es in Restauration ist, haben wir nicht
viel von der Einrichtung gesehen, aber das Haus war trotzdem sehr schön
anzuschauen. Danach ging es weiter in den Palacio de la Inquisición, wo die
Hexenverfolgung auf ziemlich grausige
Art durchgeführt wurde und auch heute noch ziemlich anschaulich dargestellt
wird mit allen echten Foltergeräten und Galgen usw. Danach waren das Haus und
die große Kirche von Pedro Claver an der Reihe, einem katholischen Mönch, der
sich um die afrikanischen Sklaven hier in Cartagena gekümmert hat und auch als „Sklave
der Sklaven“ bekannt war. Das Haus hat auf mich einen sehr düsteren Eindruck
gemacht und der Geruch war sehr modrig aufgrund der hohen Luftfeuchtigkeit,
aber im Hof des Hauses gab es zwei große Papageien =).
Nächste Station war ein Schiff der venezolanischen
Flotte, wo die Marineleute ausgebildet werden, das gerade an diesem Wochenende
im Hafen von Cartagena lag und zur Besichtigung zur Verfügung stand. Weil
Larissa und ich als Deutsche so etwas Besonderes waren, haben wir sogar eine
Privatführung und einen Venezuelasticker, der jetzt ganz provokant an unserer
Zimmertür klebt von einem netten Marinesoldaten bekommen. (Aufzufallen hat
manchmal auch seine guten Seiten =P).
Eigentlich sollte die Tour danach noch weiter ins
Castillo San Felipe gehen (die Festung in Cartagena), aber wegen der
unerträglichen Hitze haben wir uns dann doch für einen Crepes mit Eis im
klimatisierten Crepes&Waffles entschieden =).
Letzten Samstag (2.Juni) wurde unser Leiter Hugo 45 Jahre
alt und da Larissa und ich mal wieder Lust auf eine Party hatten, haben wir
einfach eine hier im Colegio organisiert. Da unsere Dampfnudeln, die wir zwei
Wochen davor einmal ausprobiert hatten, auf große Begeisterung gestoßen
waren, sollten wir dann anstatt eine
Torte zu kaufen, Dampfnudeln für alle 30 Gäste machen. Es war ein Risiko, das
aber Gott sei Dank gelungen ist, bloß ziemlich zeitaufwendig war es. Die
Topfdeckel schließen nämlich nicht richtig ab, weil wir keine zusammenpassende Deckel
und Töpfe haben, aber wenn man ein Handtuch dazwischen klemmt, bleibt der Dampf
halbwegs im Topf und einen anderen Deckel unter den Topf legt, um die
Dampfnudeln vor der starken Gasflamme abzuschirmen. Vanillesoße und Kirschen im
Glas gibt es auch nicht in Cartagena, aber Maismehlpudding mit Vanillekonzentrat
und Bocadillo waren ein akzeptabler Ersatz. Somit hätten wir den
Geburtstagskuchen schon einmal. Zum Trinken gab es Eistee und das Abendessen
war ein Büffet, wo jeder was mitgebracht hat. Genug Essen war also vorhanden.
Mit etwa einer Stunde Verspätung trudelten dann auch die Gäste ein und ein Freund
aus JuCUM war für die Unterhaltung mit Spielen und lustigen Aktivitäten zuständig.
Sogar die amerikanische Band „The Mamas and the Papas“ hat uns einen Besuch
abgestattet und „California Dreamin‘“ mit Blockflötensolo vorgetragen. Haha =D
Aber noch einmal wird sie nicht auftreten!
Wir hatten alle unseren Spaß und Hugo hat sich gefreut,
weil es das erste Mal hier in Kolumbien war, dass man seinen Geburtstag richtig
gefeiert hat, doch es war auch anstrengend alles zu organisieren und für alles
verantwortlich zu sein =P.
Mittlerweile ist schon Mittwochabend und ich hab meinen
Blogeintrag immer noch nicht fertig geschrieben. Es tut mir wirklich leid, dass
die Abstände zwischen meinen Blogeinträgen werden immer größer werden. Die
letzten Wochen waren ziemlich vollgepackt und jetzt sind es nur noch weniger
als drei Monate bis ich wieder zurück nach Deutschland komme und es gibt noch
so viel zu machen. Manchmal müssten die Tage einfach ein paar Stunden mehr
haben, damit ich alles hinbekomme, was ich mir vorgenommen habe. Pero bueno,
así es la vida =).
Gerade bin ich schon wieder am Klassenarbeiten
vorbereiten, die ich Anfang nächster Woche zum Korrigieren abgeben muss. Ich
hab festgestellt, dass ich doch ziemlich gut in meinem Lehrplan liege, was ich
gar nicht erwartet habe. Die lieben Kinderleins bringen mich sehr oft zum
Lachen und auch öfters mal zum Verzweifeln. Aber meistens haben sie sehr viel
Spaß am Lernen und fragen, wann sie endlich wieder Matheunterricht bei der Seño
Anka haben oder wann der Rabe Willy wieder zu Besuch kommt.
Ansonsten ist ganz Cartagena gerade schon über 24 Stunden
ohne Wasser, wegen irgendwelchen Arbeiten am Wasserrohr und wir müssen noch
mindestens 24 bis 48 Stunden warten bis es wiederkommt. Sogar in Bocagrande,
dem Luxus- und Hotelviertel von Cartagena, gibt es kein Wasser!
Gestern Abend um 10:30 Uhr ist die Tochter von Percy und
Aura zur Welt gekommen! Percy ist ein Bruder von Hugo und die beiden haben bis
letzten November hier im Colegio gearbeitet, bevor sie nach Perú gezogen sind.
Das Kind trägt den deutschen Namen Heidi =D. Die Ärzte waren sich nicht einig,
wann der Geburtstermin sein sollte und wollten es schon vor einem Monat per
Kaiserschnitt auf die Welt bringen, aber es hat doch alles wunderbar auf
natürlichem Wege geklappt.
Der Blogeintrag ist diesmal etwas unzusammenhängend, weil
ich ihn nicht in einem Zug durchgeschrieben habe, aber ich hoffe, ihr habt
Verständnis dafür =). Ich werde jetzt noch ein bisschen Englischunterricht
vorbereiten, bevor ich dann auch bald
schlafen gehe.
Gute Nacht!
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