Schon wieder fast ein Monat seit dem
letzten Blogeintrag. Vor genau einem Monat ist Krissi zurück nach Deutschland
geflogen.
Die Schule ist mittlerweile ganz normaler Alltag eingekehrt
ohne Besuch und ohne Examen. Meine Kinder können jetzt schon zusammen auf
dreizehn in Englisch zählen, was wir jeden Morgen während unserer Morgenrunde üben,
indem immer ein Kind zählt, wie viele Kinder heute da sind. In Mathe habe ich
letzte Woche die Familie der 10 mit dem Zahlenzug eingeführt, wo jede Zahl
einen festen Sitzplatz hat.
Eine besondere Mathestunde für mich und die Kinder war, als
wir so etwas wie Kaufladen gespielt haben, um zählen zu üben. Jedes Kind musste
seine Münzen selbst ausschneiden und durfte dann in der Tienda alemana
(deutscher Laden) bei mir an der Tafel Papierfrüchte einkaufen gehen. Da hatten
wir alle unseren Spaß!
Auch Jimmy und Megan machen Fortschritte. Letzte Woche kam
sie her und hat ganz alleine den Satz: Mi mamá vende jugo (Meine Mama verkauft
Saft) gesagt. Das war der erste vollständige Satz ohne Hilfe aus ihrem Mund und
ich war seeeehr stolz auf sie =), weil sie sich wirklich arg anstrengt und die
Worte leider meistens nicht vollständig aus ihrem Mund kommen.
Jimmy hat letzte Woche 5 Minuten vor Unterrichtsende versucht,
seine Wasserflasche mit den Zähnen zu öffnen und sich natürlich prompt einen
Zahn rausgeschlagen. Aber es sind ja wenigstens noch die Milchzähne. Er kam nur
plötzlich auf Margarita und mich zu und hat den Boden vollgeblutet. Ich bin ja
echt abgehärtet, aber so Zahn- oder Mundgeschichten find ich immer noch
ziemlich eklig. Wir haben ihm dann Klopapier in den Mund gestopft und in so der
Mama übergeben. Am nächsten Morgen kam er aber schon wieder gut gelaunt wie
immer mit seinem immensen Stimmorgan und hat stolz seine Zahnlücke gezeigt. Oh
Jimmy =P
Meine Mama hat mir so Holz-Klapperpuppen geschickt, mit
denen wir jetzt fleißig die Wörter in Silben trennen und Willy, die schwarze englischsprachige
Rabenhandpuppe, begleitet uns im Englischunterricht und verwuschelt gerne die
Haare der Kinder =).
Aber es gibt auch nicht so gute Unterrichtstage, wo einfach
gar nichts klappt, alle viel zu beschäftigt sind, sich gegenseitig zu ärgern und
Quatsch zu machen, anstatt aufzupassen und ich alles 13x erklären muss und
immer noch meine Anweisung nicht befolgt wird und ich heilfroh bin, wenn
endlich 12:40 Uhr ist und ich meine Ruhe habe =P.
Am 27. April hat uns Rosita nach vier Monaten in Kolumbien
leider verlassen und ist zurück zu ihrer Mama nach Perú gegangen. Lourdes hat
sie nach Perú begleitet, da sie noch keine 12 Jahre alt ist und nicht alleine
reisen darf. Sie hat die Gelegenheit dann genutzt, um mal wieder ihre
Schwiegereltern und Schwager in Arequipa zu besuchen. An Rositas letztem Abend
sind wir alle zusammen ins Caribe Plaza (Einkaufszentrum) gegangen und haben Pizza
gegessen =). Es ist sehr ruhig im Colegio geworden, seit Rosita weg ist. Wir
hatten wirklich viel Spaß zusammen und der Abschied fiel keinem von uns leicht,
aber Hugo plant mit ihr nach Deutschland zu reisen, wenn sie 16 Jahre alt ist,
dann werden wir uns hoffentlich wiedersehen.
Die letzten zweieinhalb Wochen ohne Lourdes hier im Colegio
waren sehr interessant und Larissa und ich haben sehr viel über Perú und Hugos
Leben während der Mahlzeiten erfahren =D. Es war lustig, weil Lourdes
normalerweise die ist, die während dem Essen die ganze Zeit redet und erzählt
und fragt. Aber da sie nicht da war, hat Hugo sehr viel von sich erzählt. Wir
saßen oft nach dem Essen noch eine halbe bis dreiviertel Stunde zusammen und
haben uns über alles Mögliche unterhalten.
Das war schon eine besondere Erfahrung, da die Hierarchie
zwischen Leiter und Mitarbeiter hier in Kolumbien schon ziemlich heftig ist und
er sich deshalb noch nicht so oft so auf unsere Ebene eingelassen hat. Diese
Hierarchie ist einfach Teil der lateinamerikanischen Kultur und gehört zu
Kolumbien dazu wie Reis oder Arepa =), auch wenn sie für mich als Deutsche
nicht immer leicht zu akzeptieren war und auch zu Unsicherheit geführt hat.
Auch für Farron gab es eine Veränderung, denn sie hat eine
Zimmerkameradin bekommen. Angie, die Kunst-, Musik- und Spanischlehrerin ist
vor zwei Wochen bei uns eingezogen, ist aber aufgrund ihrer vielen Energie fast
nie hier anzutreffen =D.
Larissa, Julia und ich machen gerade eine
Mini-Missionsschule von JuCUM und haben 3x pro Woche abends zwei Stunden
Unterricht in der JuCUM-Base im Stadtviertel Manga. Die Schule geht über 6
Wochen und die erste Woche haben wir schon hinter uns und es ist echt gut mit
coolen Leuten und Leitern und ich lern viel =). Aber Schule bedeutet natürlich
auch Arbeit. Ich muss ein Buch lesen, jedes Kapitel zusammenfassen, die
Bedeutung für mein Leben und für meine Gemeinde herausarbeiten, ein Projekt
erarbeiten und vorstellen, wie ich Mission in meinem Umfeld einbringen kann und
noch ein Land vorstellen, wofür gebetet werden soll.
Es ist ja nicht so, dass ich sonst nichts zu tun hätte =D.
Aber es macht mir Spaß, mal wieder selbst Schülerin, anstatt immer nur Lehrerin
zu sein, mich weiterzubilden und mein
Gehirn anzustrengen. Irgendwie hab ich das Lernen schon vermisst =P.
Ohhh schon wieder 17
Uhr und die Küche ruft zum Abendessen kochen. Wenn ich Glück hab, gibt es heute
sogar Hamburger oder Hot Dog, dann dauert es nicht so lange =).
Ahhh und noch was: das Klima hat sich geändert. Es weht kein
Lüftchen mehr, die Luftfeuchtigkeit steigt ins Unerträgliche und ich bin nur am
Schwitzen. Haha. Wenn dann die Brühe an einem herunterläuft und es dazu auch
noch kein Wasser gibt, dann heißt es mal wieder: Willkommen in San Francisco!
=D
Ich wünsch euch eine gute Woche!