Dienstag, 24. Juli 2012

Die wahrscheinlich letzten Schulferien meines Lebens


Angefangen haben sie am 2. Juli mit einem Kindertag für die Schulkinder ab der 1. Klasse. (So schnell waren wir die Kinder dann doch nicht los =P). Dabei mussten wir Lehrer jedoch sehr wenig organisieren, weil wir mal wieder ein Team von US-Koreanern zu Besuch hatten, die sich um das Programm gekümmert haben. Dieses Mal bestand das Team aus etwa 20 jungen Leuten (2 Mädels und der Rest Jungs) der Jugendgruppe der koreanischen Kirche in Boston und alle waren so etwa in Larissas und meinem Alter =D. Somit hatten wir auch unseren Spaß und konnten unser Englisch mal wieder bisschen üben. Es kamen sogar einige Kinder, obwohl ja schon Ferien waren, und waren ebenso begeistert dabei. Die Koreaner hatten extra für den Tag Theaterstücke einige spanische Kinderlieder mit Tanz eingeübt, die sie uns dann vorführten und beibrachten. Wir waren viel fürs Übersetzen zuständig, da sie nur einige Worte Spanisch konnten und die Verständigung mit Lehrern und Kindern nicht so einfach war =D. Nach einem leckeren Hamburger zum Mittagessen ging es in Kleingruppen, wo die Kinder verschiedene Farben und Tiere auf Englisch lernen sollten und jedes Kind durfte anschließend stolz auf Englisch vortragen mit welchen Farben es welches Tier angemalt hatte. Gegen 4 Uhr nachmittags wurden sie dann mit einem kleinen Geschenk wirklich in die Ferien verabschiedet. Ein spaßiger Tag für Lehrer und Schüler!
Gleich am nächsten Tag hatten wir Lehrer nochmals das Vergnügen mit den Koreanern diesmal aber ohne Kinder. Es wurden lustige Spiele gespielt zum Kennenlernen und dann ein wenig Englisch geübt. Ich hab stattdessen ein wenig Koreanischunterricht bekommen, wobei bis auf 2 Sätze nicht viel hängen geblieben ist =P. Den Rest des Tages haben wir auf dem hinteren Teil des Schulgeländes beim „Urwaldfällen“ verbracht, um irgendwann einmal ein Fußballfeld daraus machen zu können. Obwohl wir alle über einige Stunden hart gearbeitet haben, war das Ergebnis doch ein wenig ernüchternd. Die Vegetation wächst einfach viel zu schnell und mit der Machete kam man gegen die kleine Bäume kaum an. Eine kleine Veränderung war am Abend aber doch sichtbar. Ich hoff, dass der Traum vom Fußballfeld auch eines Tages mal wahr wird.
Nach zwei weiteren Tagen eher trockener Lehrerseminare (ohne interessante Besucher) war die Hochzeit am 6.Juli von Juan Carlos und Gina, die beide zur JuCUM-Base in Cartagena gehören, ein weiterer Höhepunkt. Die Feier an sich war sehr einfach, weil es auch nur die standesamtliche Hochzeit war(die kirchliche findet erst im September in Bogotá statt). Aber schön war es trotzdem und vor allem waren viele unserer Freunde auch dort. Im Gegensatz zu unseren Erwartungen war alles aber schon um halb 11 Uhr abends vorbei und alle gingen nach Hause. Ich hatte mehr Programmpunkte erwartet und mehr tanzen, aber naja =). War eine Erfahrung wert!
Das folgende Wochenende verbrachten wir auf Bocachica, um noch ein letztes Mal die Insel zu besuchen =). Zwei Nächte in einem richtigen Bett mit Blick aufs Meer und für nichts (weder kochen noch putzen) verantwortlich sein, war richtig entspannend. Dort war ich auch zum ersten Mal in meinem Leben Klippenspringen! Auch wenn der erste Sprung ziemlich Überwindung gebraucht hat, ist es schon ein unglaubliches Gefühl =D.
In der nächsten Woche waren Larissa und ich dann alleine im Colegio, weil Farron in ihrer letzten Woche noch ein bisschen von Kolumbien sehen wollte und deshalb nach Bogotá verreist war und Hugo und Lourdes eine Woche Freunde in Pereira (Kaffeezone) besuchten. Das Gute daran war aber, dass die Ferien unseres staatlichen Kindergartens schon wieder zu Ende waren und wir so den Vormittag frei hatten und das Colegio verlassen durften. Außerdem wurde auch noch Mittagessen für uns gekocht :D! Diese Freiheit haben wir natürlich genutzt und waren oft in der Altstadt oder haben den Morgen am Strand verbracht. Dort wurden wir mal wieder von einem besonderen Freund heimgesucht. Aber der Dieb muss sich bestimmt gefreut haben als aus der gestohlenen Plastiktüte nur 2 dreckige Tops und kurze Hosen und 2 Wasserflaschen mit warmem Wasser zum Vorschein kamen. Immerhin hat er uns unsere Strandtücher und die Sonnencreme dagelassen =). Sehr freundlich!
Weil am Wochenende aber kein Kindergarten ist, fiel uns an dem folgenden Wochenende schon ein wenig das Dach auf den Kopf vor lauter Langweile =P Aber Larissa steckt meistens immer voller verrückter Ideen und so wussten wir uns zu helfen =D. Farrons Abschied am darauffolgenden Montagmorgen war ziemlich schmerzlos, da sie es kaum erwarten konnte zurück in die „zivilisierte“ USA zurückzukehren und deshalb auch nicht traurig war. Ein bisschen schade war, dass außer Larissa und ich niemand im Colegio war und sie auch sonst keine Freunde zum Abschied besuchten. Naja, ich wünsche ihr, dass sie jetzt wieder glücklich bei sich zu Hause ist.
Als Hugo und Lourdes am Montagabend wieder zurückkamen, fing Larissas und mein Urlaub dann richtig an =). Am Mittwochmorgen um halb 6 Uhr morgens ging es endlich zusammen mit Julia entlang der Küste Richtung Norden. Nach 7,5 Stunden Busfahrt vorbei am Tayronapark und unserer geliebten Los-Angeles-Finca kamen wir schließlich in Riohacha im Bundestaat „La Guajira“ an, der an Venezuela grenzt. Unsere Mentorin Marianella hatte uns mit einer Freundin bekannt gemacht, in deren Haus wir bleiben durften. Ein Cousin dieser Freundin wiederum organisierte für uns eine Tour an den Cabo de la Vela (Kap der Kerze), den fast nördlichsten Punkt Kolumbiens und unser eigentliches Ziel. Zunächst durften wir aber Riohacha bei einem Krabbencocktail und einer Kokosnuss am Strand kennenlernen =). Eine Besonderheit ist außerdem der Landungssteg der Schiffe, die zur Erdgasplattform im Meer vor der Stadt fahren und die Gründungsgeschichte der Stadt, da diese deutsche Wurzeln hat à Wikipedia =P.

Am nächsten Morgen stand dann mit einer Stunde Verspätung der Geländewagen mit unserem Fahrer Chiche und unseren drei Mitabenteurern (ein junger Mann aus Cali und ein Paar auch Medellín) vor der Türe. Bepackt mit insgesamt 20 Liter Wasser für uns drei Mädels ging es dann los ins Land der Ureinwohner Wayuu. Auf einer endlosen scheinbar schnurgeraden Straße durch die Steppe ließen wir die Zivilisation hinter uns. Die erste Station waren die riesigen Salzminen von Manaure. Dort haben mich vor allem die weiten „Salzfelder“ und die verschiedenen Farben der Salzbecken mit dem Kontrast des tiefblauen Himmels und des türkisen Meeres. Nach einer Fotosession allerdings alle froh wieder in das klimatisierte Auto einsteigen zu können. Riohacha ist um einiges heißer als Cartagena und die Sonne ist wirklich erbarmungslos, wobei aber die Luftfeuchtigkeit geringer ist.
Die Weiterfahrt erfolgte nun nicht mehr auf einer geteerten Straße, sondern auf einem Schotterweg und die Vegetation wurde immer karger und kleinwüchsiger. Ab und zu überquerten ein paar abgemagerte Ziegen die Straße und in kleinen Wayuusiedlungen (Rancherías genannt) wurde Ziegenrippen mit Maisfladen angeboten. Nach und nach lösten Kakteen das Gestrüpp ab bis wir uns in einem Kakteenwald wiederfanden und alte Jeep-Reifenspuren als Wegweiser dienten.
Doch die Kakteen verließen uns auch irgendwann und plötzlich war einfach nichts mehr da. Außer Sand weit und breit nichts. Wir waren in der Wüste angekommen. Auch der vermeintliche große See am Horizont entpuppte sich nur als eine Fata Morgana und war nichts weiter als noch mehr Sand. Obwohl ich nur eine Viertelstunde außerhalb des Autos aufgehalten hatte, überkam mich durch die sengende Hitze doch schon ein ziemlicher Durst!
Nach insgesamt etwa drei Stunden Fahrt erreichten wir dann unsere Ranchería am Cabo de la Vela, wo mich ein Reis mit Garnelen mit einer frisch zubereiteten Limonade als Mittagessen erwartete. Seeehr lecker!! Außer der Ziege und der Chicha de Maíz (ein Maisgetränk, das nach Rauch schmeckt und man schon nach einem Schluck einen Hustenanfall bekommt) haben mir dort auch alle anderen Gerichte, die ich probiert habe geschmeckt.
Den Sonnenuntergang überm Meer betrachteten wir von einem kleinen Hügel mit einem kleinen Leuchtturm aus =). Ebenso unbeschreiblich schön war der Sternenhimmel nachts, den ich aus meinem schönen warmen Chinchorros (besondere Hängematten der Wayuu), der etwa 5 Schritte vom Meer entfernt aufgehängt war, beobachten konnte.
Am nächsten Tag schauten wir kurz bei den roten Dünen vorbei bevor wir den Cerro Kamachi, einen wichtigen Berg der Ureinwohner, mit der Form einer Pyramide bestiegen. Die Aussicht von oben war wirklich atemberaubend, egal in welche Richtung man schaute: Meer, Wüste, das Kap, Dünen, Salzsee, Berge, tiefe Schluchten und der Himmel. Generell waren die Landschaften während dieser Tour unglaublich beeindruckend und alle Versuche sie mit der Kamera scheiterten einfach, weil die Bilder nie so schön sind wie die Wirklichkeit! Am liebsten hätte ich euch alle mitgenommen, damit ihr das mit eigenen Augen hättet sehen können!
Überraschend kalt war das Meer allerdings an dieser Stelle. Mittlerweile bin ich daran gewöhnt, stundenlang im Meer zu bleiben, weil es so angenehm warm ist. An dem Strand hab ich es aber nur ganz kurz durchgehalten =P.
Gegen Nachmittag packten wir unsere Siebensachen und die übriggebliebenen 5 Liter wieder in den Geländewagen und  machten uns auf die Rückfahrt in die Zivilisation durch dieselben Landschaften bloß alles rückwärts. Larissa und ich saßen ganz hinten und hatten unseren Spaß beim Beobachten unserer schlafenden Mitreisenden. Hihi

Nach einer weiteren Nacht in Riohacha ging es mit einem kurzen aber schönen und mangoreichen Abstecher nach Barranquilla zu Marianella und ihrer Familie wieder zurück nach Cartagena, da am Montag (gestern, 23. Juli) die Schule wieder losging.
Jetzt ist schon der zweite Schultag vorbei und das Gedächtnis der Kinder wieder ein wenig aufgefrischt =). Ich musste schon wieder sehr viel mit ihnen zusammen lachen und ganz stolz haben wir mal wieder zusammen das schwere König-der-Löwen-Puzzle hinbekommen, das die Mama mir geschickt hat.

Momentan liege ich im Bett und werde gerade von den Mücken zerstochen, während ich auf das Abendessen von Angie warte =). Ich wünsche euch  noch eine gute Nacht!

Ganz liebe Grüße
Anka



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