Mittwoch, 26. Oktober 2011

Kurzurlaub „Tayrona-Nationalpark“

Das verlängerte Wochenende vom 13. bis zum 16. Oktober wollten Larissa und ich natürlich ausnutzen und haben einen Trip zum Tayrona-Nationalpark geplant. Ich hatte den heißen Tipp bekommen, uns auf einer Finca names „Los Angeles“ 2 Plätze zu reservieren, die ganz in der Nähe des Parks sein sollte.

Um 6.30 Uhr morgens ging es dann mit 6,5 Liter Wasser und Essen für die 4 Tage im Gepäck (Toastbrot, Würstchen &Thunfisch in Konservendosen, Kekse und Müsliriegel)  los ins Unbekannte. Der Park liegt in der Nähe von Santa Martha, was wiederum 5 Stunden mit dem Bus von Cartagena entfernt ist. Kolumbianer haben ein anderes „Distanzempfinden“ und Santa Martha ist quasi gleich um die Ecke, doch für mich hat sich  die Fahrt in dem ziemlich unterkühlten Mini-Bus (18°C) schon ein bisschen länger hingezogen =P

Die erste Hürde war dann in Santa Martha einen Bus zu finden, der zur Finca „Los Angeles“ fährt. Die einzige Information, die ich hatte, war, dass wir zur Carrera 11 gehen sollten. Glücklicherweise war der Busfahrer so nett und hat sich mit seinem Bus durch die ganzen engen Gassen von Santa Martha gequetscht, um uns an der Carrera 11 rauszulassen. Dort wollte gerade ein Bus losfahren und nachdem uns mit einem Nicken bestätigt wurde, dass der Bus zur Finca Los Angeles fährt, sind wir einfach eingestiegen und haben gehofft, dass wir irgendwie und irgendwann auch ankommen. (Es war nämlich so laut, dass ich mir nicht einmal sicher war, ob der Busfahrer mich verstanden hat und zudem wird oft einfach genickt auch wenn die Richtung nicht stimmt, nur damit man mitfährt und zahlt.) Aber nach etwa 45 Minuten standen wir erstaunlicherweise wirklich vor einem Holzschild mit der Aufschrift „Finca Los Angeles“. =D

Die Finca ist ein absoluter Karibik- Traum. Ich konnte meinen Augen kaum trauen, als wir nach ein paar Minuten aus dem Palmenwald getreten sind und eigentlich direkt am Strand standen. Unsere reservierten Hängematten wurden unter einem Dach aus Palmenblättern mit Blick aufs Meer aufgehängt und das Meeresrauschen war für die nächsten drei Nächte unsere Einschlafmusik.
Nach dem Mittagessen haben wir natürlich erstmal den endlosen, weißen, einsamen Sandstrand genossen und bis ca. 17 Uhr im Meer gebadet (ohne zu frieren!!). Das Meer ist wirklich so warm als wäre es eine riesengroße Badewanne. Karibik vom Feinsten und das für 15.000 Pesos pro Nacht (6 €)!!

Da es zwischen 18.00 und 18.30 Uhr stockdunkel wird und man dann nicht mehr wirklich viel machen kann, sind wir einfach um 19.00 Uhr ins Bett. Leider war die Nacht in der Hängematte nicht ganz so bequem wie erwartet =P In der Nacht hat es zudem noch richtig heftig geregnet und ich hab wirklich gefroren. Ich hatte nur ein Top und Boxershorts zum Schlafen mitgenommen. Der dünne Baumwollschlafsack und ein Leintuch haben auch nicht wirklich geholfen. Als dann endlich der Hahn um 5 Uhr morgens gekräht hat, war ich ziemlich froh, dass die Nacht überstanden war. =D
Doch paar Minuten später beim Strandspaziergang und Seeigel und Muscheln sammeln bin ich langsam wieder aufgetaut. Leider war es ziemlich bewölkt und so war der Sonnenaufgang überm Meer nicht so spektakulär, aber schlecht war er trotzdem nicht.^^

Nach dem Frühstück haben wir uns dann auf den Weg in den offiziellen Tayrona-Park gemacht. Nach fünfminütiger Busfahrt waren wir auch schon angelangt und haben unsere 35.000 Pesos Eintritt bezahlt. Das erste Stück des Weges bis zur Mitte des Parks haben wir auf der Ladefläche eines Pickups von drei Estländern mit ziemlich hoher Geschwindigkeit trotz sehr unebenem, matschigem Boden zurückgelegt, aber ich hab die Fahrt aus vollen Zügen genossen :D Und daaann ging es für die nächsten zweieinhalb Stunden zu Fuß und ganz alleine durch den tiefen Dschungel unter Mega-palmen und Lianen, wohin man hinsah, durch kleinere Flüsse, über Felsen und Straßen von Riesenameisen und an einer recht großen Spinne vorbei. Aufgrund des Regens waren die „Wege“ eigentlich unbegehbar, aber wir haben es trotzdem gewagt und sind auch ein paar Mal im Matsch versunken :D (So dreckig waren meine Wanderschuhe glaube ich noch nie! Zum Glück hatte ich eine lange Hose an, sonst wär mir die ganze Soße in die Schuhe gelaufen :P)  Das Klima war wie im Tropenhaus und irgendwann war es wirklich nicht mehr schön mit den vom Matsch schweren Stiefeln und der langen Kleidung, die wegen der Luftfeuchtigkeit überall am Körper geklebt hat, weiterzulaufen.
Aaaber dann kam glücklicherweise wieder die schöne Karibik zum Vorschein und die letzte halbe Stunde sind wir im Bikini und barfuß an einem wunderschönen Strand entlang gewandert. Eigentlich wollten wir weiter zu einem Eingeborenendorf mitten im Dschungel aber unsere Kräfte waren ziemlich am Ende und die Anziehungskraft des Meeres hat überwogen. (Später hab ich herausgefunden, dass die Wanderung zu dem Dorf etwa 8 Stunden dauert =P )  Es war also eine sehr gute Entscheidung drei Stunden einfach am Strand zu liegen (leider mit ziemlich vielen anderen Touristen) und uns dann wieder auf den Rückweg zu machen. Wir haben zum Abschluss sogar noch eine große Affenfamilie in den Riesenbäumen über uns gesehen (wahrscheinlich Meerkatzen oder sowas, auf Spanisch „micotití“)

Wenn man die vielen anderen Tiere sehen will, muss man mehrere Tage im Tayrona-Park verbringen und noch weiter in den Dschungel vordringen, aber mir hat der eine Tag vorerst gereicht. =P Die Beine waren abends schon ziemlich schlapp und der nächste Tag wurde dann ein reiner Strand-Tag =) In der Zwischenzeit wurde uns auch erklärt, wie man sich richtig in die Hängematte legt, um der Bananenform entgegenzuwirken und somit waren die letzten zwei Nächte etwas angenehmer =P
Etwa 10 Minuten zu Fuß am Strand entlang von der Finca fließt hinter ein paar großen Felsen ein größerer Fluss ins Meer, wo wir den größten Teil des Tages verbrachten. Doch der Fluss war ziemlich kalt, deswegen hab ich es bevorzugt in den Riesenwellen in der Karibik zu baden, ohne zuviel Salzwasser zu schlucken. =D Morgens waren wir noch ganz alleine am Strand außer 2 Fischern, die in der Nähe ihr Netz ausgeworfen hatten und einem Pelikan, der ebenfalls auf Fischsuche war. Aber gegen Nachmittag kamen immer mehr Kolumbianer zur Finca und die letzte Nacht haben wir dann zu zehnt statt zu zweit in Hängematten unter unserem Palmendach verbracht.

Gestärkt mit einem großen „arepaconqueso“ (Maisfladen mit Käse) wurde die Heimreise am nächsten Morgen angetreten. Der Rucksack war um einige Kilo leichter, aber dafür voller stinkiger, dreckiger, feuchter Kleidung und Handtücher =P Ein vorbeifahrender Bus hat uns aufgegabelt und nach Santa Martha gebracht, bloß hatten wir dort keine Ahnung, wo wir aussteigen mussten und wie wir wieder nach Cartagena kommen. Unsre Sitznachbarn im Bus hatten auch keine Ahnung, also blieb uns nichts anderen übrig, als einfach irgendwann auszusteigen und ein Taxifahrer zu fragen. Dieser hat uns dann zu einem Terminal gebracht, von dem die Busse in viele Städte fahren. Unser Bus kam nach mehr als fünf Stunden endlich in Cartagena an, aber leider nur am Terminal, was ziemlich weit außerhalb liegt.

Die Taxifahrt von dort zum Colegio war ziemlich denkwürdig, da der Taxifahrer mir sehr, sehr suspekt und auch noch einen Unfall mit einem Moto-Taxi gebaut hat, während er mir von einem Unfall erzählt hat, den er vorherige Woche mit einem Krankenwagen hatte. Glücklicherweise ist dem Moto-Fahrer und der Frau, die hinten drauf saß trotz einem Sturz nichts passiert, aber ich war unendlich froh, als ich aus dem Taxi wieder aussteigen konnte!

Das barrio „San Francisco“ hat uns dann gebührend empfangen: kein Wasser schon seit 4 Tagen, selbst der Wasser-Tank für die Küche war bis auf den letzten Tropfen leer. Immerhin war der Strom nach 2 Tagen wiedergekommen. Aber blöderweise konnten wir so weder duschen noch unsere stinkende Wäsche waschen, aber das ist San Fransisco =P

Montag (17.Oktober) war noch offiziell schulfrei und am Dienstag sollte der Unterricht theoretisch wieder beginnen. Leeeeeider (=P) hatte es die ganze Nacht so unglaublich geregnet, dass unser Viertel komplett überschwemmt und an Schule nicht zu denken war. Alles stand unter Wasser und selbst unser Zimmer (eins der trockensten im colegio) stand zur Hälfte unter Wasser.  Wir haben mehr als fünf Liter Wasser mit dem Wischmopp aufgesammelt. Mittwoch hat es immer noch geregnet und die Überschwemmung wurde immer größer. Mittlerweile waren 12 Stadtviertel von Cartagena komplett überflutet (San Francisco mit eingeschlossen =P) Da wir konträrer Weise aber immer noch kein fließendes Wasser hatten, haben wir den Regen einfach in Mülltonnen und riesigen Töpfen gesammelt und damit gekocht und abgespült.

Ab Montag war ein Team von vier koreanischen Amerikanern tagsüber im Colegio, um unsere Bibliothek auszubauen. Es wurden mehrere Wände herausgerissen, Fliesen gelegt, Wände verputzt und eine Decke eingezogen (meiner Meinung nach ziemlich sinnlos, weil das Wellblechdach nicht dicht ist und die Decke aus Gips ist und sich bei dem Regen schon wieder halb aufgelöst hat =P).  Da es mehrere kleinere Verletzungen gab, wurde ich einfach kurzerhand zur Krankenschwester auserkoren und war für das Verarzten der Wunden zuständig =P Haha, ich bin bestimmt die Richtige, um mit einer Nagel-Schießpistole durchlöcherte Finger zu versorgen, aber ich habs hinbekommen und der Koreaner waren begeistert. Die Unterhaltungen auf Englisch waren anfangs bisschen verwirrend, weil mein Kopf Spanisch und Englisch ziemlich durcheinander gebracht hat, und erst recht, als einer der Koreaner anfing mit mir auf Deutsch zu reden =P Er hat mich auf Deutsch begrüßt und ich hab ihn dann voller Begeisterung ausversehen auf Spanisch zugelabert, während er mich mit großen Augen angestarrt hat. Ups =P

Am Mittwochnachmittag hat der Regen dann endlich mal aufgehört und wir durften beim Bücherregale-Bauen helfen. Anscheinend ist es eher ungewöhnlich, dass kolumbianische Frauen bei so etwas mithelfen und für Koreanerinnen erst recht. Ich wurde allen Ernstes gefragt, ob ich die Zahlen auf einem Meterstab lesen kann. Haahaa! Als Hugo mir dann später etwas misstrauisch eine Schleifmaschine in die Hand gegeben hat, waren die Koreaner ziemlich aus dem Häuschen und standen um mich herum, haben Fotos gemacht und meine Arbeit gelobt. =P Oh mann. Die Situation war schon ziemlich herrlich :D

Sodele, jetzt seit ihr mal wieder einigermaßen auf dem neusten Stand. Ich habe leider bis jetzt immer noch kein Internet und in den Internetcafés gibt es wegen dem häufigen Regen oft auch kein Internet =P Ahhh bin ich froh, wenn die Regenzeit vorbei ist!!
Am Mittwoch (26. Oktober) beginnt die semanacultural (Kulturwoche) in der Schule und Larissa und ich müssen zusammen mit der Transición und der ersten Klasse Deutschland vorstellen. Bin mal gespannt, wie es so läuft, weil mal wieder alles ziemlich spontan laufen wird. ^^ Komischerweise klappt`s aber doch meistens :P
Ganz liebe Grüße an alle und hoffentlich bis bald! Fotos werden nachgeliefert, wenn ich wieder Internet hab.