Mein erster Blogeintrag, der wieder vom colegio-eigenen Internet gesendet wird :D Da war die Freude wirklich riesengroß!!
Aaaalso dann will ich euch mal wieder auf dem Laufenden halten mit den neuesten Ereignissen in Cartagena.
Vom 4. bis zum 6. November hatten wir ein „campamento infantil“ (Kinderfreizeit) für die Schüler ab der zweiten Klasse bis zur fünften und es kamen auch einige ehemalige Schüler. Die Kinder haben das Wochenende hier im Colegio gewohnt und in den Klassenzimmern übernachtet. Es hat auf der einen Seite echt viel Spaß gemacht, aber auf der anderen Seite war es waaaahnsinnig anstrengend.
Mit der Planung haben wir am Freitag (4. November) angefangen =P Und die Vorbereitung ging dann Freitagnachmittag zwei Stunden bevor die Kinder gekommen sind los. Stress pur!
Ich war mit der Alejandra die Leiterin der einen Mädchen -Kleingruppe von 9 Mädels und war für die Technik (Mikrophone, Lautsprecher, Beamer und Laptops jeden Tag aufbauen und anschließen und alles abends wieder aufräumen) zuständig. Außerdem sollte ich den zwei jungen Frauen, welche die Lehreinheiten während des Camps gehalten, zur Seite stehen (also Snacks und Trinken zwischendurch und jegliche Materialen besorgen, die sie benötigten). Als am Sonntag unsere Küchenhilfe wegen Kopfschmerzen ausfiel, mussten Larissa und ich auch noch in der Küche einspringen. Es gab also kaum eine Verschnaufpause das ganze Wochenende über. Wenigstens „durfte“ ich nicht bei den Kindern im Klassenzimmer schlafen, wegen den Mücken und Dengue-Gefahr. Von 11 Uhr nachts bis morgens um 5 Uhr hatte ich somit meine Ruhe um Kraft für den nächsten Tag zu tanken.
Am Sonntagnachmittag um 4 Uhr als alle Kinder gegangen waren und das meiste Aufräumen erledigt war, war mein Krafttank aber sehr sehr leer =P Doch die Rettung war nahe =D Von einem Rallye-Spiel waren noch etwa 300g Weizenmehl übrig geblieben und Alejandra hatte die fabelhafte Idee deutsche Pfannkuchen daraus zu machen =D Diese haben dann auch wirklich grandios geschmeckt!
Zu unserem großen Glück war die folgende Woche schulfrei wegen dem Karneval von Cartagena. Da scheint die ganze Stadt verrückt zu werden. Die Leute sperren mit Seilen die Straße ab und verlangen Geld fürs Passieren-Lassen oder stehen mit Eimer voller dreckigem Wasser am Straßenrand und erfrischen jeden (egal ob auf dem Moto, im colectivo, im Taxi oder zu Fuß), der nicht zahlt, mit einem Schuss Wasser. San Francisco war eins der schlimmsten Viertel =P Auf Spanisch: „Es pura locura“
Im Zentrum fanden jeden Tag mehrere Umzüge statt, wo man sich gegenseitig mit Schaum aus Sprühdosen einsprüht und sich nass macht und mit Mehl bewirft. Ist eigentlich ganz witzig :)
Am Donnerstag hat uns Katherine eingeladen mit ihr zur Batalla de las Flores (einer der größten Umzüge der Stadt) zu gehen. Ihre Ratschläge waren: keine Wertsachen und Kleider, die man danach wegwerfen kann.
Ein Taxi zu Katherines Wohnung war erstaunlicherweise schnell gefunden, aber beim Aussteigen gings dann schon los. Kaum aus dem Taxi draußen, stand plötzlich ein komplett mit Motoröl schwarz angemalter Mann vor mir (samt Haaren und Hose, einfach ganz schwarz), der mir mit einem breiten Grinsen drohte, mich zu umarmen, wenn ich ihm kein Geld gebe. Meine erste Reaktion war einfach ganz schnell auf die andere Straßenseite zu rennen. Leider ohne Erfolg, denn er war schneller und all mein Bitten und Betteln hat nichts gebracht, weshalb ich ihm doch lieber seine „moneda de amor“ gegeben hab. Ich wollte nicht schon schwarz sein, bevor richtig losging =P
Beim „Batalla de las flores“ –Umzug werden die 27 Kandidatinnen für die Miss Colombia Wahl auf verschiedenen Wagen vorgeführt und von ganz unterschiedlichen traditionellen Tanz- und Musikgruppen begleitet.
Zusammen mit Katherine haben wir uns ziemlich nah am Startpunkt der Parade platziert. Obwohl wir eine Weile zu früh da waren, war schon alles voller schaumsprühender, perückentragender, wasserverwerfender Leute. Da es uns zu blöd war uns mitten ins Chaos zu stürzen, entschieden wir, das Ganze erstmal vom Rand aus anzuschauen und auf dem Boden sitzend den Umzug zu erwarten. Leider hat das nicht sehr viel gebracht, weil Larissa und ich durch unsere Größe und die hellen Haare einfach aus einer Menschenmenge dunkelhäutiger, schwarzhaariger Menschen herausstechen und somit zur Zielscheibe der Karnevalsverrückheiten wurden =P
Zu Beginn handelte es sich noch um harmloses Wasser, Schaum und Maisstärke und wir dachten, wir sähen schon schlimm aus. Dooooch es kam schlimmer! Von hinten kamen immer mehr „Farbüberfälle“. Während also von hinten die lila und blaue Farbe in meinem Gesicht verteilt wurde, wurde mir der Schaum auf die Haare, in den Nacken und in die Ohren gesprüht. Wenn man Glück hatte, schaffte man es noch, die Augen und den Mund zu schließen. Mir ist es aber nicht immer gelungen =P Meine Zähne waren irgendwann dann auch blau und die lila Farbe verteilte sich in meinem Ohr, ganz zu schweigen von meiner Kleidung. Als die kolumbianischen Schönheiten dann endlich vorbeifuhren, war nicht mehr viel von meiner Hautfarbe zu sehen. =D Wir waren wirklich ganz schön angeschmiert worden und immer noch hatte keiner Erbarmen mit uns.
Nach dem Umzug ging es dann zu einem kleinen Stadtrundgang mit Katherine und jeder Kolumbianer, dem wir begegnet sind, konnte sich ein Lachen und ein Schaumspritzer nicht verkneifen. So viel Aufsehen habe ich glaube ich noch nie erregt.
Als wir zufällig an einem Mann mit einer Spritzpistole vorbeigekommen sind, hatte Katherine die grandiose Idee, dass er doch mein Gesicht damit ein bisschen von der Farbe befreien konnte. Da die Spritzpistole anscheinend nicht den gewünschten Erfolg lieferte, wurde mir einfach kurzerhand (bevor ich widersprechen konnte) einfach ein ganzer Eimer Wasser über den Kopf gekippt. Triefend nass und immer noch voller Farbe, die jetzt noch mehr verteilt war, rief ich nun noch mehr Lachanfälle hervor. =D Ich sah wirklich so schlimm aus, dass ich selber jedes Mal in Lachen ausbrach, wenn ich mich mein Spiegelbild in einer Fensterscheibe sah.
Nach einer gefühlten Ewigkeit hatte ich dann endlich die Möglichkeit mich in der Universitätstoilette zu waschen. Doch leider bewahrheitete sich meine Befürchtung: die Farbe war trotz kräftigem Schrubben nicht ganz so einfach aus meinem Gesicht zu entfernen. Das Blau ging relativ leicht weg, doch das Lila war sehr hartnäckig. Doch draußen wurde es schon langsam dunkel und so fiel ich nicht mehr so arg auf =D
Wieder zurück im Colegio bin ich sofort unter die Dusche gehüpft und hat geschrubbt und geschrubbt bis mein Gesicht ganz wund war. Zwei Tage später war mein Hals jedoch immer noch leicht lila und meine Kleider sind bis heute noch nicht wieder sauber, obwohl ich sie in Chlorbleichmittel eingeweicht habe.
Es das war‘s wert! Schließlich ist das der einzige Karneval von Cartagena, wir miterleben!
Aber ich bin auch froh, dass das ganze Chaos am Montag (14. November) mit der Miss Wahl zu Ende ging und man wieder ohne Angst auf die Straße kann und auch sauber wieder zurückkehrt =D
Die Schule hat gestern gleich mit den letzten Klausuren für dieses Schuljahr begonnen und am Freitag werde ich die erste eigens erstellte Englischklassenarbeit mit meinen Kindern aus der Transición schreiben und bin sehr gespannt, wie diese dann ausfallen wird =D