Dienstag, 22. November 2011

Langweilig wird's nie


Das letzte Wochenende war unser erstes freies Wochenende seit langem und das haben wir auch wirklich ausgenutzt.
Gleich am Freitag sind wir abends mit ein paar Freunden Billard spielen und Hamburger essen gegangen und haben bis um halb 2 nachts dann zum Abschluss des Tages noch einen Film im Bett geguckt (normalerweise fallen einem hier schon zwischen 9 und 10 Uhr die Augen zu, aber diesmal war die Vorfreude auf das Wochenende so groß, dass wir jede Minute ausnutzen mussten =)).
Am Samstagmorgen sind wir schon um 9 Uhr losgezogen ins Zentrum, um dort ein zweites Frühstück einzunehmen und ein bisschen nach besonderen Souvenirs Ausschau zu halten.
Mit Julia und den drei Bocachica-Mädels haben wir uns dann einen superleckeren Sandwich und frische, selbstgemachte Limonade gegönnt, während wir uns mal wieder ausführlich über unsere Kolumbien-Erlebnisse austauschen konnten. Danach sollte es eigentlich weiter in eine deutsche Bäckerei gehen, um einen Kuchen als Nachtisch einzunehmen (ja, Essen ist wichtig! =D). Leeeider gab es aber nicht mal dort guten Kuchen, weswegen wir uns entschieden haben, „Juan Valdez“ (so etwas wie ein kolumbianischer Starbucks) einen Besuch abzustatten und uns einen leckeren Oreo-Käsekuchen schmecken zu lassen.
Nachdem Larissa und ich den restlichen Nachmittag noch in der Stadt haben ausklingen lassen, waren wir pünktlich zum Abendessen wieder im Colegio =) und ich hab danach sogar noch im Dunkeln Wäsche gewaschen mit einer springenden, schwarzen Spinne als Zuschauerin.
Am Sonntagmorgen sind wir noch früher losgezogen, da wir viel vor hatten und Sonntage sehr schön sind in Cartagena. Kaum jemand ist auf der Straße, da die meisten Einwohner noch schlafen, man kann tolle Bilder von den wunderschönen Häuserfassaden machen und die relative Ruhe genießen. Zuerst sind wir einfach ein bisschen durch die Gassen gezogen und haben uns die Waren (hauptsächlich Schmuck) der Straßenverkäufer angeschaut und um die Preise gefeilscht. Ein Straßenverkäufer hielt uns sogar schon für Argentinierinnen :D Das haben wir dann mal als Kompliment aufgefasst, da wir sonst immer nur als „gringas“, die Bezeichnung für US-Amerikanerinnen, betitelt werden.
Da wir danach an den Strand gehen wollten und deshalb nur ein Kleid anhatten und so wenig los war, haben wir jedoch ziemlich viel Aufmerksamkeit erregt und es war nicht ganz so entspannt, wie ich es mir vorgestellt hatte.
Das Zentrum von Cartagena kann wirklich ein Labyrinth sein, das uns an diesem Tag öfters mal gefangen hielt. (Larissas und mein fabelhafter Orientierungssinn hat nämlich irgendwann komplett versagt und wir waren mehr als verwirrt =P) Dafür haben wir aber wunderschöne Plätze entdeckt =).
Als langsam Wolken aufzogen, wollten wir die Sonne noch am Strand genießen, doch leider gelang es uns einfach nicht einen Weg auf die anderen Seite der Stadtmauer zu finden, weshalb wir uns einfach auf die Stadtmauer gesetzt und den grandiosen Blick aufs Meer plus einen großen Schoko-Brownie genossen haben.
Nach einem kurzen, heftigen Regenschauer und einem Abstecher zu Crepes&Waffles waren wir endlich fähig, das Labyrinth zu lösen und zum ziemlich überfüllten Strand zu gelangen.
Dort angekommen mieteten wir uns eine Art Zeltüberdachung mit zwei Stühlen. Abwechselnd konnte immer eine von uns ins Meer gehen, während die andere auf unsere Rucksäcke aufpassen musste. Bis dahin war das Wochenende wunderbar verlaufen und wir haben es aus vollen Zügen genossen. Als Larissa gerade im Meer war und ich mit einer Hand auf den Rucksäcken für einen Blick die Augen geschlossen hab und gedacht habe „Heute kann ich endlich in meinen Blog schreiben, dass ich endlich einen wirklich entspannten Nachmittag am Strand hatte“, bewegt sich etwas an meiner Hand und mein Rucksack war weg mit meiner Kamera, meinem Handy und Geldbeutel mit kolumbianischen Personalausweis. Tja, Ironie des Schicksals .
Meine erste Reaktion war so laut zu schreien, wie ich konnte. Ich war so wütend und konnte einfach nicht glauben, dass jemand so böse sein kann. Dann hab ich nach Larissa geschrien, aber sie war zu weit weg, weswegen ich ihren Rucksack geschnappt hab und wie wild am Strand herumgerannt bin und die Leute angeschrien habe, ob sie etwas gesehen haben. Mittlerweile wurden immer mehr Leute auf mich aufmerksam und ich hab einfach immer weiter wütend herumgeschrien und den Mann, der unter dem Zelt neben uns saß an den Schultern gepackt und angeschrien habe, dass es ja wohl nicht sein kann, dass er nichts gemerkt habe =P Ich war einfach nur soooo unendlich wütend und entsetzt. Wegen der immer größeren Menschenmenge wurde Larissa auf mich aufmerksam und von ihrem Handy konnten wir dann auch auf meinem Handy anrufen, aber der Dieb hat es kurz später ausgeschaltet. Mehrere Männer hatten einen Mann mit meinem Rucksack wegrennen sehen, aber es waren zu viele Menschen am Strand. Ein Mann war so nett und hat die Polizei gerufen, die dann auch mit 3 Motos kam (also 6 Polizisten), denen ich die Geschichte kurz erzählt hab. Meine Idee war ja mit dem Moto, die Straße, die direkt am Strand entlang führt, in die Richtung, in die der Dieb gerannt ist, entlang zu fahren und nach ihm Ausschau zu halten. Diese Idee fanden die auch gut, bloß haben sie sich einfach nicht auf das Moto gesetzt, sondern angefangen, es zu putzen. Ich war ja sowieso schon wütend und das hat mich nur noch mehr wütend gemacht, was sie auch zu spüren bekommen haben, sodass sie schließlich doch losgefahren sind. Leider ohne mich, da nur 2 Personen mitfahren dürfen und es immer zwei Polizisten sein müssen =( Ohne zu wissen wie mein Rucksack aussieht, war die Aktion also ziemlich sinnlos.
In der Zwischenzeit wurden meine „Personalien aufgenommen“: auf einem zerknitterten Schmierzettel, den einer der Polizisten aus seiner Hosentasche herausgekramt hat. Zusätzlich zu unserer Festnetznummer wollte der eine dann noch unbedingt meine Handynummer wissen (falls mal niemand ans Festnetz geht HAHAHA). Ich hab ihn dann nur angeschnauzt, dass die Nummer ihm sehr wenig bringen wird, da mein Handy weg ist, wie ich ihm schon 5 Mal erzählt hab, wenn er mir zugehört hätte.
(Von den kolumbianischen Polizisten halte ich im Allgemeinen sehr wenig, da die mehr an Flirts interessiert sich als jeder andere und Korruption ziemlich weit verbreitet ist).
Larissas Daten wollten sie natürlich auch noch wissen und ihre Handynummer haben sie dann auch bekommen. Nachdem wir vor Ort nichts mehr tun konnten, wollte ich nur noch zurück ins colegio.
Wenigstens war einer der Polizisten so freundlich, uns ein Taxi zu suchen, das mich mitnahm, obwohl ich nur einen Bikini anhatte, da alle meine Kleider und mein Handtuch auch in meinem Rucksack waren.
Zum Glück waren Beni und meine Familie noch bei Skype online und ich konnte mich erstmal richtig ausheulen =P Mittlerweile habe ich mich aber wieder eingekriegt =) Ändern kann ich es sowieso nicht und diese Erfahrung gehört wahrscheinlich einfach zu Kolumbien dazu.
Die Polizei hat sich gestern auch mal auf Larissas Handy gemeldet, aber „einfach nur so“. Sie wüssten anscheinend, wo der Dieb wohnt, aber sie hätten ihn noch nicht zuhause angetroffen. Haha, wer’s glaubt wird selig. Die Polizei kann man hier echt in der Pfeife rauchen!