Da der Tag heute sehr anstrengend war und es zur Abwechslung mal nicht geregnet hat, sondern strahlend blauer Himmel herrschte, haben Larissa und ich den Plan gefasst, den Nachmittag ganz entspannt am Strand zu verbringen.
Unser simpler Plan wurde jedoch schon gleich von der Türe des Colegios ein wenig durchkreuzt. Die ersten zwei Taxis wollten uns nicht zum Strand mitnehmen, weil es den verbilligten taxi-colectivo-Tarif anscheinend nur zum Zentrum gibt. Gerade als wir dann dabei waren, zwei motos herbeizurufen, haben zwei Schülerinnen, die in der Nähe wohnen, uns entdeckt und wollten sofort mit an den Strand. Nach einigem Hin und Her hab ich dann entschieden, dass wir sie ein anderes Mal mitnehmen, weil ich ja zum Entspannen an den Strand wollte und nicht zum Babysitten. In der Zwischenzeit hatte sich jetzt schon ein älterer Herr zu uns gesellt, der sich anscheinend ein Taxi mit uns teilen wollte. Leider hab ich ihn nicht verstanden, weil er fast keine Zähne mehr hatte.
Nun standen wir schon zu fünft gegenüber vom colegio auf dem Gehweg und haben nach Taxis und Motos gewunken. Von hinten kam jetzt auch noch die Mutter der zwei Mädchen mit der jüngeren Schwester und ließ sich die Lage erstmal erklären, bevor sie sich auch auf die Suche nach einem Taxi für uns machte. Immer mehr Leute versammelten sich um uns und redeten durcheinander, dabei wollten wir nicht mehr als ein Taxi zum Strand. Zu allem Überfluss kamen auch noch vier Polizisten auf ihrem Moped angefahren und wollten uns aus der Situation retten. Sie waren entsetzt, was wir da auf der Straße machen. Hier wäre es viel zu gefährlich und sie würden uns jetzt schnellstens nach Hause bringen. Das unser „Zuhause“ das Colegio hier mitten im Barrio San Francisco haben sie keinem von uns wirklich abgenommen, weshalb sie sich dann auf der gegenüberliegenden Straßenseite postierten.
Der nächste Taxifahrer war dank des Verhandlungsgeschicks der Mutter der Schülerinnen bereit, uns für einen sehr guten Preis nach Crespo zum Strand zu fahren. Ich hatte mich schon gefreut, dass es endlich losgehen kann (mittlerweile war schon beinahe eine halbe Stunde vergangen), als die Autotür nochmal aufging und die zwei Mädels spontan mit ins Taxi einstiegen.
Wir haben ihnen dann während der Fahrt mitgeteilt, dass sie uns gehorchen müssen und nicht wegrennen dürfen, was sie natürlich wie immer bereitweillig versprachen. Nebenbei fanden wir allerdings auch heraus, dass beide nicht schwimmen können. (Sehr toll, wenn man ans Meer geht, um schwimmen zu gehen.) Meine Vorfreude aufs Meer war mittlerweile schon ein klein wenig gedämpft worden.
Am Strand war es dann aber doch gar nicht so schlimm. Das Wasser war schön warm und es ging ziemlich flach rein, sodass die Mädels auch ein wenig baden konnten. Sie hatten allerdings weder Badekleidung noch Handtuch mitgenommen und sind deswegen mit voller Montur ins Wasser. Aber war ja nicht mein Problem (dachte ich zumindest). Larissa und ich haben uns im Wasser treiben lassen und von dort aus ein Auge auf die zwei werfen können.
Als es langsam Zeit war, den Rückweg anzutreten, und wir uns zum Trocknen noch ein wenig aufs Handtuch legen wollten, lag plötzlich ein anschaulicher Haufen toter Fische neben unseren Sachen. Wie sich herausstellte gehörten die stinkenden, toten Fische unseren Mädels, die sie unbedingt ihrer Mama fürs Abendessen mitbringen wollten. Blöderweise hatte keine von ihnen eine Tüte mitgebracht und von ihrem Vorschlag, die Fische in unsere Taschen zu tun, waren wir keineswegs begeistert. Die zwei lösten das Problem, indem die eine kurzerhand ihr nasses T-Shirt auszog und die Fische darin einwickelte.
Auf unsre Frage, wie wir die zwei klatschnassen, triefenden Mädels in ein Taxi bekommen sollten, bekamen wir nur ein Schulterzucken und einen entschuldigenden Blick zugeworfen.
Da uns nichts anderen übrig blieb, machten wir uns also auf die Suche, wobei schon die ersten zwei Taxis, als sie die Mädels erspähten, mit der Aussagen „mojado“ (nass) wieder abdrehten.
Der dritte Taxifahrer jedoch hatte Erbarmen mit uns verzweifelten Deutschen und packte eine große orangene Plane aus, um seinen Rücksitz zu schützen. Für beinahe den doppelten Preis wie bei der Hinfahrt war er bereit uns mitzunehmen. Allerdings hielt er nach 100m wieder an, da der Fischgeruch im Auto unerträglich war (T-Shirts sind bekanntlich nicht sehr luftdicht). Yuremis (eine der Schwestern) sollte also die Fische aus dem Fahrzeug schaffen oder wir müssten alle aussteigen. Diese weigerte sich jedoch und klammerte sich an ihr nasses Fischpaket. Ich hatte mittlerweile die Nase gestrichen voll von dem Theater und tat so, als würde ich kein Spanisch verstehen. Kurze Zeit herrschte absolute Stille im Auto, doch plötzlich ging die Fahrt unvermittelt weiter. Allerdings mit offenen Fenstern, da der Taxifahrer Angst um seine nächsten Gäste hatte.
Ich war wirklich heilfroh, als ich aus dem stinkenden Taxi wieder aussteigen und der peinlichen Situation entkommen konnte. Der Taxifahrer bat uns dann noch um Wasser und einen Lappen, um sein Taxi wieder zu putzen :P Ohhh mannn!
Ich glaube nicht, dass so schnell wieder irgendwelche Schüler in meiner Freizeit irgendwohin mitnehme. Hoffentlich waren die blöden Fische dieses Theater wert!