Letzten Sonntagabend habe ich um 22 Uhr erfahren, dass meine Leiter Hugo & Lourdes am nächsten Morgen nach Texas fliegen und drei Wochen nicht hier im Colegio sein werden. Überraschende und sehr kurzfristige Neuigkeiten :P Wenigstens mir wurde während dem Gespräch auch endlich mitgeteilt, wo ich in diesem Jahr eingesetzt werde: nämlich in der transición ( Vorschule). Dort werde ich der Señora Margarita mit den 13 Kindern helfen. Die Margarita ist wirklich sehr nett, hat viel Geduld mit mir und den Kindern und ist nur ein bisschen sehr unorganisiert wie jeder hier in Kolumbien :D
Zusätzlich zum Unterricht müssen Larissa und ich verschiedene hauswirtschaftliche Aufgaben im Colegio erledigen für die es einen Wochenplan gibt, der immer durchgewechselt wird. In der ersten Woche hatten wir die ehrenvolle Aufgaben morgens um 5 Uhr die Büros zu putzen und abends nach dem Abendessen abzuspülen, die Küche zu putzen und den Müll zu entsorgen. Aber zu zweit geht alles einfacher als allein und komischerweise macht mir hier das frühe Aufstehen nicht so viel wie in Deutschland, da wir uns von Anfang an an den Tagesrhythmus hier angepasst hatten.
Wenn ich an die letzte Woche zurückdenke, fallen mir zu meiner Arbeit in der Vorschule vor allem die Worte ein: anstrengend, laut, viel Körperkontakt mit den Kindern, herausfordernd aber trotzdem auch viel Spaß gehabt :)
Jeden Morgen beginnt der Tag für die Vorschulkinder um 7.45 Uhr mehr oder weniger pünktlich mit einem „devocional“, einer kleinen Andacht für die Kinder und danach geht’s los mit Unterrichten.
Gleich am Montag hab ich fünf Minuten vor 10 Uhr erfahren, dass ich um 10 Uhr meine erste Englischstunde halten soll. Recht knappe Vorbereitungszeit :P Aber man wächst mit seinen Aufgaben. Eigentlich sollte ich bis Dezember noch gar nicht selber unterrichten, aber Margarita spricht kein Englisch, deswegen muss ich die 2 Stunden Englisch pro Woche übernehmen und zusätzlich auch noch den Kunstunterricht.
Die Schule hier ist leider so arm, dass wir kein Unterrichtsmaterial haben und auch keinen Lehrplan oder irgendwelche Vorgaben, was wir unterrichten sollen. Ich muss jetzt in den nächsten Wochen erst einmal herausfinden, was die Kinder schon können und was ich noch unterrichten könnte.
Sind schon sehr andere Verhältnisse an der Schule hier als in Deutschland und das fällt mir schon manchmal sehr schwer.
Jeden Mittag um 12:30 Uhr nach der Schule bin mit meiner Kraft ziemlich am Ende. Die Kinder hier aus dem Viertel haben keinerlei Disziplin und können weder stillsitzen noch zuhören. Die Lautstärke während dem Unterricht ist unglaublich und erst wenn man eine Aufforderung zum fünften Mal sagt bzw. schreit, fangen, wenn man Glück hat, ein paar an diese auch umzusetzen. Aufgrund dieser Umstände lernen die Kinder meiner Meinung nach auch fast nichts. Es geht aber wirklich in allen Klassen hier so zu. In dieser Hinsicht sind die Kinder hier wirklich, wirklich schlimm und ich bin jeden Morgen immer wieder auf’s Neue entsetzt.
Aaaaber auf der anderen Seite sind die Kinder auch unglaublich liebenswert. Schon von weitem rufen sie meinen Namen, wenn sie mich sehen und ich bekomme eine Umarmung zur Begrüßung. Während dem Stuhlkreis sitzen sie mir auf dem Schoß oder streicheln meinen Kopf und meine Haare. Selbst die Jungs hier suchen immer Körperkontakt und nehmen mich an der Hand oder flechten sogar meine Haare :) Echt voll süß! Da kann man gar nicht lange böse sein.
Trotzdem war ich froh, dass ich am Donnerstag nur bis um 9 Uhr arbeiten musste, weil wir danach zum Spanischkurs gefahren sind. Als wir dann um 15:30 Uhr mit dem Taxi wieder zurück zum Colegio fahren wollten, hat es wieder mal so stark geregnet, dass wir noch 1,5 Stunden in einem nahen Einkaufszentrum warten mussten. Die Straßen waren komplett überflutet und verwandelten sich in Flüsse, auf denen die Autos mehr vorbeigeschwommen sind als gefahren. Wirklich unvorstellbar! Leider hatte ich keinen Foto dabei. :(
Am Freitag haben Larissa und ich den süßen Kindergartenkindern einen Besuch abgestattet, da unsre beiden Erzieherinnen einen Termin hatten. Die Zeit war aber eine ziemliche Herausforderung, weil es etwa 20 Kinder waren und die alle ziemlich nuscheln :P Ich hab am Anfang nicht mal verstanden, wenn sie gefragt haben, ob sie auf die Toilette gehen dürfen. Aber wir haben dann mit angemalten Eisstielen zählen geübt und dann damit Häuser, Sonnen, Sterne und Kirchen gebaut. So ging die Zeit auch relativ schnell um.
Es ist aber wirklich unglaublich, wie fertig ich nach den 5 Stunden Unterricht bin. Danach bin ich erst mal zu nichts mehr fähig und muss mich hinlegen und am besten mit Ohropax versuchen, alle Geräusche (v.a. die Musik!!) auszublenden. Larissa und ich sind auch abends meistens so fertig, dass wir zwischen halb 9 und 9 einschlafen :D (Aber wir stehen ja um 5 Uhr auch schon wieder auf!)