Montag, 19. September 2011

Bocachica und Reggae tanzen


Am Freitag hatten wir unser erstes Mentorentreffen mit Marianella auf der Insel Tierra Bomba, das gleichzeitig die Verabschiedung der „alten“ Freiwilligen war. Mit dem Moto-Taxi ging es morgens um 8 Uhr los zum Hafen von Cartagena (Moto-Taxi fahren ist noch viel schlimmer als Taxi fahren und ich bin jedes Mal wirklich unendlich froh, wenn ich heile und an der richtigen Adresse abgeladen werde). Von Cartagena braucht man mit dem Schnellboot etwa eine halbe Stunde um zum Dorf Bocachica auf der Insel Tierra Bomba zu gelangen. Es gibt jedoch keine Fahrpläne für die Boote oder besser gesagt gibt es hier für nichts Fahrpläne (wenn man Bus fahren will, stellt man sich einfach an die Straße und winkt so lange bis einer anhält). Man wartet so lange bis das Boot (wird hier „lancha“ genannt) gerammelt voll ist und dann erst kann die Fahrt losgehen. Fühlt sich ein bisschen so an wie auf einem überfüllten Flüchtlingsboot und ich hatte auch ein mulmiges Gefühl, da konnten die stinkenden, alten Schwimmwesten auch nicht helfen. Nachdem wir den Hafen verlassen hatten, nahmen wir so richtig Geschwindigkeit auf. Wir sind richtig über das Wasser geflogen und nach einer Weile konnte ich die Fahrt sogar einfach nur genießen. Auf Bocachica haben wir die Station besucht, wo drei „Mitfreiwillige“ von mir wohnen und arbeiten und sind von dort etwa 20 Minuten an einen wunderschönen Karibikstrand gelaufen, wo ich zum ersten Mal in der schön blauen und warmen Karibik baden konnte :D War wie Urlaub! Da könnt ihr ruhig neidisch sein :D
Die Nacht haben Julia, Larissa und ich auf der Station verbracht und ich hab zum ersten Mal ohne fließend Wasser geduscht, da es auf der Insel kein fließendes Wasser gibt. (Bei uns im Colegio passiert das zum Glück nicht so oft, dass es gar kein Wasser mehr gibt und mich hat es glücklicherweise noch nicht getroffen :D) Am nächsten Morgen haben die „alten“ Freiwilligen auf Bocachica angefangen, ihre Koffer zu packen. Das war schon irgendwie ein komisches Gefühl. Gerade kann man sich noch nicht vorstellen, dass einem der Abschied in einem Jahr genauso schwer fallen wird.
Anne und Maria (zwei der Freiwilligen auf Bocachica) hatten sich leider einen Infekt eingefangen und konnten nicht einmal mehr aufstehen an diesem Tag. Deshalb sind Julia, Larissa und ich schon gegen Mittag zurück nach Cartagena gefahren und ich hab mich mal wieder ans Wäsche waschen gemacht :P Jiippiieh! Deutschland ist im Vergleich zu hier wirklich purer Luxus.
Da der Samstag (17.Sept) in Kolumbien „el día de amor y amistad“ (Valentinstag, aber auch für normale Freunde) ist, ging es um 17 Uhr zu einem besonderen JuCUM-Treffen in das Stadion einer größeren Schule. Jedes Ministerium musste während der Feier eine besondere Region von Kolumbien repräsentieren und darstellen. Zusätzlich gab es verschiedene kolumbianische Spezialitäten zu essen. Seeeeehr lecker!!!
Unser Colegio war für die Karibikinseln San Andrés und Providencia verantwortlich. Henry, ein Lehrer hier an der Schule, hat extra dafür eine Reggae-Choreografie mit uns eingeübt, die wir genau einmal gezeigt bekommen haben und dann typisch kolumbianisch nicht mehr geprobt, sondern spontan an dem Abend vorgetanzt haben. Eeeigentlich steh ich ja wirklich nicht gerne auf der Bühne vor so vielen Leuten, aber hier in Kolumbien ist das irgendwie alles sehr viel lockerer. Fünf Minuten vor unserem Auftritt haben wir noch spontan beschlossen, den Tanz in ein Theaterstück miteinzubinden und schon gings loooos :D Es hat mega viel Spaß gemacht und die ganze Tribüne hat mitgetanzt und es war nicht im geringsten peinlich, auch wenn unser Reggae-Lehrer während der Vorführung die Choreografie wieder abgeändert hat :D  Manchmal fehlt mir die deutsche Zuverlässigkeit wirklich! Die Kolumbianer leben einfach immer in den Tag hinein, Entscheidungen werden spontan getroffen und langfristige Pläne gibt es so gut wie gar nicht und wenn doch, dann werden sie wahrscheinlich kurzfristig wieder über den Haufen geworfen :P Mittlerweile kann ich darüber schon lachen und versuche mich nicht, auf meine geschmiedeten Pläne zu versteifen, um darausfolgende Enttäuschungen zu vermeiden. Denn wie wir schon im Vorbereitungsseminar gelernt haben: „Nicht gut, nicht schlecht, sondern einfach ANDERS!“ :D