Mittwoch, 18. Januar 2012

Zweite Station: San Gil, Santander vom 20. bis 25. Dezember


Da der Strom immer noch da ist, kann ich den Eintrag doch veröffentlichen :) (Hat mich sowieso sehr gewundert, dass in Kolumbien die Stromausfälle auf einmal angekündigt werden =P) 

Am 20. Dezember ging es morgens schon um 6 Uhr im Hostel zum Busterminal von Bogotá und dann Richtung San Gil. An diesem Morgen war es wirklich besonders kalt, aber wenigstens hat sie Sonne zum Abschluss geschienen =). Die 7-stündige Fahrt von Bogotá nach San Gil war mit eine der schönsten Busfahrten, weil die Landschaft einfach unglaublich genial ist. Zuerst ging es durch die „Schweiz“ mit vielen Kühen, dann immer höher in die Anden, wo man vereinzelt Hirten mit dicken Ponchos und Hüten um Blechtonnen mit Feuer sitzen sah. Rundherum waren riesige Berge und wunderschöne Täler zu sehen. Einfach überwältigend schön! Leider konnten wir keine Fotos machen, weil der Bus zu schnell gefahren ist, aber ich hab mich darauf konzentriert, alles in meinem Kopf abzuspeichern. =P
Je näher wir Richtung San Gil kamen, waren wir immer mehr von Dschungel umgeben und es wurde immer wärmer.

San Gil ist eine wunderschöne Kleinstadt in den Bergen mit italienischem Flair. Viele Häuser haben kein fließendes Wasser, sondern große blaue oder schwarze Wassertanks auf dem Dach. Die Straßen sind teilweise so steil, dass keine Autos oder Motorräder fahren können, sondern man alles zu Fuß erledigen muss (die Waden werden beim Hochlaufen ziemlich gedehnt!). Es gibt viele kleine Läden und Restaurants und ein kleiner Stadtpark in der Mitte. Aufgrund seiner Lage kann man in San Gil ganz viele Outdoor- und Adventuresachen machen, was wir natürlich ausgenutzt haben =D

Am ersten Abend waren wir zusammen mit anderen Hostelgästen und Mitarbeitern Tejo spielen. Das ist ein kolumbianisches Trinkspiel mit „explosives and beer“. Man versucht aus einiger Entfernung Knallkörper, die auf einem Metallring auf einem großen Brett mit ganz viel Lehm (oder sowas ähnliches) liegen, zum Explodieren zu bringen, indem man einen schweren Metallpuk wirft. War wirklich lustig auch ohne Bier =)

Für den nächsten Tag war gleich das erste Abenteuer geplant: Die cueva de la vaca (Höhle der Kuh) besichtigen. Mit Bikini, Shorts, Top, Halbschuhen, Helm und Stirnlampe ausgestattet ging es mit einem Führer für 1,5 Stunden in die Dunkelheit. Innen wurde es schon gleich am Anfang ziemlich nass und ziemlich eng und somit war ein Fortbewegen oft nur krabbelnd auf allen vieren möglich. An manchen Stellen mussten wir auch ganz flach auf dem Boden kriechen, im Wasser paddeln oder schwimmen. Das Wasser war seeeehr kalt und mit durchnässten Kleidern und Schuhen war es nicht unbedingt wärmer und angenehmer :P. Der Helm aber war sehr nützlich, ansonsten hätte es sicherlich mehrere dicke Beulen gegeben. Die schlimmste Stelle war für mich als wir von einer Höhle zur nächsten tauchen mussten. Unter Wasser war zwar ein Seil angebracht, an dem man sich entlangziehen konnte, aber als man auf der anderen Seite wieder aufgetaucht ist, war die Höhle gerade so hoch, dass nur der Kopf aus dem Wasser herausgeschaut hat. Hat viel Überwindung gebraucht einfach so ins Unbekannte zu tauchen! In den einzelnen Höhlen waren Unmengen von Fledermäusen zu sehen und vereinzelt auch Kakerlaken und Spinnen. Eine Höhle haben wir sogar komplett im Dunkeln durchquert. Obwohl es eine sehr hohe Höhle war wie wir im Nachhinein herausgefunden haben, sind wir Hand an Hand beinahe auf dem Boden gekrochen vor lauter Angst, uns irgendwo anzustoßen =P.
Gegen Ende durften wir uns noch mit Heilerde einreiben, die wir an einem kleinen Wasserfall in der letzten Höhle wieder abwaschen konnten mit kostenloser Wasserstrahlmassage! (Leider arschkalt!!!!)

Den Abend diesen Tages haben wir im Parque Gallineral verbracht, der auch mit weihnachtlichen Lichtern geschmückt war und bekannt für seine Geißenbart/ Meerjungfrauenhaare an den Bäumen ist.

Am folgenden Tag sind wir mit dem Bus zu einem Wasserfall gefahren. Von der Straße aus mussten wir noch etwa 20 min durch den Urwald laufen (Felsen hochklettern und einen Fluss durchqueren) bis wir an einem wunderschönen Wasserfall herauskamen. Die Landschaft war übrigens auch mal wieder atemberaubend! Im Becken des Wasserfalls konnten wir sogar baden (ich hab es leider nur paar Sekunden ausgehalten, weil es einfach verdammt kaltes Gebirgswasser war).

Der 23. Dezember war für mich ein absolutes Highlight unseres Urlaubs. Durch unser Hostel haben wir von einer Mountainbike-Downhilltour in den Chicamocha-Canyon erfahren, die leider auch nicht ganz billig war (etwa 66 €). Nachdem aber ein Holländer die Tour einen Tag vor uns gemacht hat und total begeistern davon war, haben wir es auch gewagt. (Im Nachhinein eine der besten Entscheidungen während der Reise!!)
Die Veranstalter der Tour sind Mike (Amerikaner) und seine Freundin Kat (Engländerin), die zusammen in San Gil ein mexikanisches Restaurant führen.
Los ging es also um 8:15 Uhr morgens im Gringo Mike’s (das Restaurant) mit einem superleckeren Wrap gefüllt mit Rührei, Avocado, Tomate, Schinken und Käse und einem leckeren schwarzen Tee mit Milch bzw. einem Kaffee.
Dann sind wir alle in den Jeep, der schon fertig beladen vor dem Eingang stand, eingestiegen und etwa 45 Minuten hoch in die Berge des Chicamocha-Canyons gefahren.
Mike war diesmal unser Jeep-Fahrer, während Kat und ein Mountainbiker aus Utah, USA, der den amerikanischen Winter über in San Gil arbeitet, unsere Guides waren.
Unsere Fahrräder waren alle auf dem Dach befestigt und der Jeep mit Essens- und Wasservorrat sollte auch unser Begleitfahrzeug sein, soweit es die Wege zuließen. Zum größten Teil waren es aber doch ziemlich heftige Offroad-Strecken.
Oben angekommen bekam jeder von uns sein aus den USA importiertes-3000 Dollar-full suspension Fahrrad zugeteilt und wir durften ein bisschen Probe fahren, um mit dem Fahrrad vertraut zu werden, die mörderischen Bremsen zu testen und es richtig einstellen zu können. Von dem „full-suspension“ hab ich am Anfang nämlich gar nichts gespürt, weil ich viel zu leicht für die Federung war. Aber die 3 waren hervorragend ausgestattet und das Problem innerhalb weniger Minuten gelöst. =P Und daaaaann konnte es mit ungewohnt tiefem Sattel endlich losgehen.
„Downhill“ war dabei aber ungefähr so eine Aussage wie wenn der Papa beim Wandern sagt, es ginge nur noch bergab, aber damit habe ich schon gerechnet, da die Aussage ja von Sportlern kam. :D
Es ging zu Beginn nämlich schon ein paar steile Berge hoch, wo alle außer Kat, Tim und Gerrit schieben mussten. Man muss dazu sagen, dass es für uns alle aber auch der erste Sport nach fast 4 Monaten war.
Während den nächsten 35 km legten wir 1500 Höhenmeter von 2000m auf 500m über NN in einem ziemlich hohen Tempo über „Stock und Stein“ durch Flüsse, über Schotterpisten, vorbei an Wasserfällen und genialer Sicht in den Canyon, die man während dem Fahren leider nicht genießen konnte, weil man sich lieber sehr gut auf den Weg konzentriert hat.
So heftig bin ich noch nie in meinem Leben Fahrrad gefahren und es hat schon einiges an Überweindung gebraucht, um mir selber und dem Fahrrad zu zutrauen, dass es Hindernisse wie Felsbrocken und tiefe Löcher ohne Probleme überwindet und auch so, dass ich gar nicht so viel davon mitbekomme. Mein eigenes Fahrrad zu Hause hätte da nämlich komplett versagt.
Die Ermüdung der Arme während dem Fahren war schon kräftig zu spüren. (Es war sehr gut, dass wir ab und zu mal kurz eine Pause gemacht haben, um die Aussicht zu genießen, weil ich sonst Angst hatte, keine Kraft mehr zu haben, um zu bremsen :P).
Der Popo tat im Gegensatz dazu, kaum weh, da man eh die meiste Zeit im Stehen fahren musste, damit der Körper mitfedern kann.
Als wir dann unten am Fluss Suaréz wieder auf den Jeep getroffen sind, waren die Bremsen ziemlich heiß gelaufen und wir alle ziemlich fertig. An einem einsamen Platz am Fluss schlugen wir dann unser Lager auf und konnten uns im Fluss abkühlen. Danach gab es einen Mega-Roastbeefsandwich, selbstgemachte Cookies und Mandarinen. Ein Rundum-Sorglos-Paket.
Im Jeep ging es dann die ganze zurückgelegte Strecke wieder bergauf bis zum Ausgangspunkt. (An manchen Stellen hatte er wirklich ordentlich zu kämpfen.) So konnten wir die tolle Landschaft auch endlich ausgiebig genießen.
Die Jungs sind den Berg auf der anderen Seite zum Abschluss wiederruntergefahren, während wir Mädels gemütlich im Jeep hinterher fuhren. Kurz vor San Gil gab es dann nochmal eine Bademöglichkeit und wir stießen mit einem Bier bzw. Cola auf die gelungene Tour an. Jeder von uns bekam zum Abschied noch ein T-Shirt und damit war die beste Mountainbiketour meines bisherigen Lebens zu Ende. :)

An Heilig Abend waren wir morgens zu Besuch in Barichara, eines der schönsten Kolonialdörfer Kolumbiens, von dem wir noch einmal einen super Blick in und über den Canyon hatten. Den Nachmittag verbrachte ich dann ganz entspannt am Pool unseres Hostels und abends sind wir alle zusammen schick essen gegangen in einem Restaurant mit Blick über die Plaza Mayor (Hauptplatz) von San Gil. Alles in allem ein sehr ruhiges und ganz anderes Weihnachten =).

Den ersten Weihnachtsfeiertag verbrachten wir nochmal an einem Fluss zum Baden bevor es dann abends los ging Richtung Kaffeezone.