Dienstag, 31. Januar 2012

Fünfte Station: Medellín vom 30. Dezember bis 6. Januar

Die knapp fünfstündige Busfahrt von Manizales nach Medellín war recht kurz, aber wie immer gab es viele Kurven und der Bus war schon ziemlich kaputt. Ich hab gelernt, die merkwürdigsten Busgeräusche und die waghalsigsten Überholmanöver zu ignorieren, weil man doch nichts ändern kann.
Gleich am ersten Abend haben wir vom Hostel aus ein bisschen die Gegend erkundigt und haben ein Restaurant gefunden, wo wir echten deutschen Döner gegessen haben. Suuuuper lecker!!
Den letzten Tag des Jahres haben wir erfolglos damit verbracht ein Silvesteroutfit zu finden, aber dafür haben wir ein Crêpe bei Crêpes&Waffles gefunden :D
Das Silvester am Abend dann war sehr sehr denkwürdig. Für 9000 Pesos sollte es ein gemeinsames Abendessen im Hostel geben. Da die Hostelinhaberin aber zu lange gebraucht hatte, um sich zu richten, mussten wir ihr ab halb 11 helfen, das Essen zu kochen und herzurichten. Die Zeit hat dann natürlich nicht mehr ganz gereicht und um Mitternacht waren wir noch mitten am Essen =P Den Brauch 12 Trauben innerhalb von 2 Minuten zu essen und sich bei jeder etwas zu wünschen haben wir dann etwas verspätet durchgeführt, aber war trotzdem interessant.
Die folgende Party im Hostel, die bis morgens um 8 Uhr dauerte, entsprach nicht wirklich unseren Vorstellungen, weshalb wir dann schon recht früh und mit Oropax ausgestattet (hat aber nichts gebracht) ins Bett sind.
Am ersten Januar war es dafür dann zieeeemlich ruhig im Hostel =P. Wir haben einen Film angeschaut und gegen Abend sind wir mit der Metro zum Fluss Medellín gefahren, der durch die Stadt fließt. In der Weihnachtszeit wird der entlang des Flusses jedes Jahr eine gigantische Beleuchtung angebracht mit ganz vielen unterschiedlichen Motiven. Mit den vielen Essensständen entlang des Flusses ähnelte es ein klein wenig einem Weihnachtsmarkt =).
Ab dem 2. Januar durften wir in der „Luxussuite“  =) von  Kerstin und Maria, die als Freiwillige in Medellín arbeiten, wohnen. Die zwei haben im 24. Stock eines neugebauten Hochhauses eine eigene Dreizimmerwohnung mit einer super Aussicht  über die riesige Stadt, einem richtigen Bad mit warmem Wasser zum Duschen, einer Küche uuuund einem (Bett-)Sofa. Vooooll krass =D Larissa und ich durften auf dem Bettsofa mit Blick über das Lichtermeer von Medellín bei Nacht schlafen. (Ein klein wenig neidisch wurde man da schon, aber ich bin trotzdem sehr froh, dass ich im Colegio in San Francisco wohne. Hier ist glaube ich, genau der richtige Platz für mich =))
Kerstin hat uns gleich am ersten Tag mit ein paar Freunden bekannt gemacht, mit denen wir dann die Bandeja Paisa essen gegangen sind. Das ist ein für die Region typisches Gericht, das aus knusprig gebratener Schweineschwarte (nicht ganz mein Fall), Arepas, Reis, Avocado, roten Bohnen und Plátano (frittierte Kochbanane) besteht.
Abends waren wir bei den Gründern des Projektes Brazos Abiertos (Open Arms), bei dem Maria und Kerstin arbeiten, eingeladen. Es gab Lasagne, eine richtige Schüssel Salat, verschiedene Säfte und zum Nachtisch selbstgebackene Cookies und Brownies. (Der Mann ist US-Amerikaner und sie Puerto-Ricanerin =P). Nach diesem Tag war ich einfach so richtig vollgefressen. Ihr Haus liegt etwas außerhalb von Medellín auf einem Berg und der Blick über die 5-Mio-Stadt bei Nacht ist noch besser als vom Bettsofa aus! =D
Der nächste Tag war der Tag der Projekte von Maria und Kerstin. Den Morgen haben wir mit Maria in dem Kinderheim für Jungs, die aus sehr schwierigen Verhältnissen kommen, verbracht. Wir durften mit ihnen Mittagessen und sie haben uns Armbändchen knüpfen beigebracht. Es war sehr lustig, aber die Jungs haben es schon dicke hinter den Ohren =P.
Nachmittags durften wir Kerstins Projekt kennenlernen, die mit jungen Frauen arbeitet, die entweder schwanger sind oder schon Kinder haben. Die Frauen sind zwischen 13 und 18 Jahren alt, also eigentlich noch Mädchen und die Arbeit ist nicht einfach. Es herrschte ein ziemlich rauer Umgang und ein wahnsinnig hoher Lärmpegel. Trotzdem war es sehr schön mal wieder ein Baby in den Schlaf zu wiegen =D.
Am Mittwoch (4. Januar) durften wir mit den Jungs aus Marias Projekt zusammen auf einen Ausflug an einen See etwa 1h außerhalb von Medellín. Auf der Hinfahrt durch den Wald sah es wirklich ein bisschen so aus wie im Schwarzwald. =) Während die Jungs im eiskalten Wasser schwimmen waren, haben wir Frauen mit Yuka und Kartoffel schälen beschäftigt. Als Mittagessen sollte es nämlich Sancocho (kolumbianischer Eintopf) geben. Das Fleische wurde im Dampfkochtopf überm Feuer gekocht, werden die Suppe in einem Riesentopf erwärmt wurde. Um ungefähr halb 4 Uhr nachmittags war das Essen dann fertig =P. Aber es hat wirklich Spaß gemacht und wir konnten unsere Armband-Knüpftechniken weiter ausbauen.
Kerstin hatte sich den nächsten Tag freigenommen und wir sind mit ihr und einem Freund mit dem Metrocable (Seilbahn in Medellín) zum Parque Arvi gefahren. Komischerweise war an dem Tag aber so viel los, dass wir 2 Stunden anstehen mussten bis wir erstmal in die Seilbahn einsteigen konnten. Aber dann ging es über die Stadt hinweg vorbei an der Biblioteca de España (sieht aus wie große schwarze Würfel) hoch in die Natur. Das Naturschutzgebiet ist riesig groß und ein Teil davon war früher von Ureinwohnern besiedelt. Wir sind einfach ein bisschen querfeldein im Wald gelaufen und über Flüsse balanciert und haben die Natur genossen. =)
Der nächste und letzte Tag in Medellín war ein sehr vollgepackter Tag. Um 10 Uhr morgens ging es los zum PARAGLIDEN. Für 32€ konnte man 20min über Medellín fliegen. Dafür mussten wir aber erstmal mit dem Bus viele Kurven nach oben fahren. Medellín ist von allen Seiten von Bergen eingekesselt, wenn man aus Medellín raus will, muss man also zwangsläufig zunächst in die Berge fahren. Von der Paragliding-Station mussten wir dann noch einen steilen Hügel hochklettern bis wir zum Abflugpunkt kamen. Ich war gleich die erste, die fliegen durfte. (Wir haben Lose gezogen, damit es auch schön gerecht ist =P). Mit Gurt und Helm ausgerüstet, stand ich dann an meinem Pilot befestigt auf dem Hügel und hab mit zittrigen Knien auf den richtigen Aufwind gewartet, um dann so schnell ich konnte auf einen Abhang zuzurennen. Hat mich viel Überwindung gekostet. Die ersten 5 Flugminuten waren wirklich wahnsinnig spektakulär. Man sitzt wie in einem Sessel, die Beine baumeln in der Luft und hat einen genialen Ausblick auf die Berge und auf Medellín.
Allerdings wurde mir dann langsam immer schlechter und schlechter. Der Schirm dreht sich die ganze Zeit nur im Kreis und schraubt sich so in die Höhe. Wenn man in den Schatten fliegt, geht es dann auf einmal ganz schnell wieder nach unten, weil der Aufwind wegfällt. Mir war einfach nur sooo schlecht. Meine einzige Hoffnung war, dass 20 Minuten ja nicht so lang sein können, aber sie haben sich eeeewig hingezogen. Ich konnte irgendwann weder meinen Kopf irgendwie bewegen geschweige denn Fotos machen, weil ich mich nur darauf konzentrierte, mich nicht zu übergeben. Der Pilot hat immer mehr Kreise gedreht und wir sind immer höher gestiegen. Es wurde richtig kalt, aber ich hatte ja zum Glück meine super Regen-/Windjacke an =). Die Landeanflugskurve nach einer gefühlten Ewigkeit war nochmal richtig heftig und dann hatte ich endlich wieder festen Boden unter den Füßen. Ich konnte mich weder bedanken noch selber ausschnallen, sondern hab mich einfach ganz flach auf den Boden gelegt und mich die nächste halbe Stunde nicht mehr bewegt. Ich war zum Glück nicht alleine, denn neben mir lag die Doreen, die sich in der Luft übergeben musste. Sie hat mir dann auch mittgeteilt, dass mein Pilot aus den 20 Minuten einfach 40 Minuten gemacht hat. Kein Wunder, dass mir die Zeit in der Luft so lange vorkam!
Die kurvige Fahrt im Stehen in einem überfüllten Bus zurück nach Medellín hat uns dann noch den letzten Rest gegeben.  NIE WIEDER WERDE ICH PARAGLIDING MACHEN!
Abends nachdem wir uns einigermaßen ausgeruht hatten, sind wir noch mit ein paar Freunden von Maria und Kerstin in das „Pueblito Paisa“ gelaufen. Das ist ein altes Dorf mitten in Medellín auf einem Hügel, das unter Denkmalschutz steht und zeigt, wie die Menschen früher in der Gegend gewohnt und gelebt haben. Es war wirklich ein schöner Abschluss und danach ging es gleich zum Terminal, von wo wir spontan noch an die Karibikküste nach Santa Martha gefahren sind, um die letzten Tage unseren gemeinsamen Urlaubs am Meer verbringen zu können!

Sonntag, 22. Januar 2012

Vierte Station: Manizales, auch noch Kaffeezone vom 29. bis 30. Dezember

Nach nur drei Tagen in Salento reisten wir mit dem Bus weiter über Pereira nach Manizales, wo wir eigentlich vorhatten, vier Tage zu verbringen. Doch schon der erste Eindruck der Stadt war nicht besonders toll. Als dann auch noch das Hostelpersonal unfreundlich war und das versprochene Frühstück doch nicht serviert wurde, haben wir einfach kurzfristig unseren Reiseplan umgeändert und sind gleich am nächsten Tag vorzeitig nach Medellín gefahren. Insgesamt waren wir also weniger als 24 Stunden in Manizales.

Dritte Station: Salento in der Kaffeezone vom 26. bis 29. Dezember


Mit dem Bus sind wir 6 Stunden über Nacht von San Gil zuerst nach Bogotá gefahren, wo wir morgens um 5 Uhr 2 Stunden auf einen Bus nach Salento warten mussten. In der Wartehalle des Busterminals in Bogotá war es so kalt, dass wir sogar unsere Handtücher aus den Rucksäcken hervorgesucht haben, um uns irgendwie warm zu halten. Und da Larissa und Julia schon so als Maria und Josef „verkleidet“ waren, haben sie die Chance genutzt und um uns mit einem improvisierten Krippenspiel die Wartezeit zu verkürzen =D.
Wir hatten die Info bekommen, dass die nächste Busstrecke von Bogotá nach Armenia (größere Stadt in der Kaffeezone) nur etwa 4 Stunden dauern würde. Leider saßen wir dann aber 10,5h im Bus, sind mehrere Pässe hoch- und auf der anderen Seite wieder heruntergefahren und unser Busfahrer wagte dabei einige unglaubliche Überholmanöver. Unterwegs konnte man auch einige Erdrutsche in den Bergen sehen, die ganze Teile der Straße weggerissen hatten, sodass nur noch eine Spur befahren werden konnte. Wir waren alle ziemlich fertig und verfroren, weil die Klimaanlage in den Bussen unverständlicherweise immer voll aufgedreht wird, sodass es ohne Decke wirklich ungemütlich ist und schlafen kann man erst Recht nicht wirklich gut.
Wenigstens dauerte die Fahrt von Armenia in das kleine 5000-Einwohner Dorf Salento nur noch eine Stunde und uns begleitete sogar ein Huhn im Bus.

Am 27. Dezember haben wir Gerrits Geburtstag mit einem super leckeren Müsli zum Frühstück gefeiert und sind dann mit einem Willy Jeep ins Cocora-Tal gefahren. Die Landschaft auf der Fahrt hat mich ein bisschen an „Pettersson und Findus“ erinnert. :) Im Tal angekommen ging es zu Pferd etwa 1,5 h über Stock und Stein und durch Flüsse durch den Berg hinauf. Die Gummistiefel, die wir bei unserem Hostel ausgeliehen hatten, waren sehr nützlich! Aber die Pferde taten mir wirklich sehr sehr leid, weil die Wege sehr schwer zugänglich waren und Larissas Pferd ist sogar bei einer Flussüberquerung gestürzt. Da haben dann auch keine Gummistiefel genützt, weil sie bis übers Knie im Wasser saß =P.
Nach den 1,5h eher weniger entspannten Ritt sind wir schließlich bei einer Kolibrifarm angekommen. Während wir auf einer Bank eine große Tasse heiße Schokolade tranken, konnten wir unzählige Kolibris beobachten, die einfach unglaublich schnell fliegen und im Flug stehen bleiben können.
In unseren super Gummistiefeln ging es dann weiter den Berg hoch zu einer weiteren Farm auf 2860m und von dort dann 5km in das Cocora-Tal hinunter.
In diesem Tal wächst die Wachspalme, die höchste Palmenart der Welt, die, glaube ich, bis zu 60m hoch wachsen können. Davon gibt es dort richtig viele und die sind wirklich gigantisch hoch.
Der Jeep brachte uns dann wieder zurück nach Salento in unser wunderschönes kleines Hostel Tralala. Der Ausflug war wirklich super schön und die Bewegung tat nach so viel Busfahren richtig gut.

Mit der Bewegung ging es am nächsten Tag gleich weiter, indem wir zu Fuß zu der Kaffeefarm von Don Elias gewandert sind. Don Elias ist ein uriger alter Mann mit Hut, der schon beinahe keine Zähne mehr hat und eine Finca cafetera betreibt. Für umgerechnet 2€ pro Person durften wir ihn auf eine Tour durch seine Kaffeeplantagen begleiten und haben viel über Kaffee gelernt. Zuerst haben wir Kaffeebohnen gepflückt (die frisch gepflückten Bohnen kann man wie Bonbons lutschen), dann die rote bzw. gelbe Schale entfernt. Unter einer Plane werden die Bohnen dann in der Sonne getrocknet.
Eigentlich verkauft Don Elias die getrockneten Bohnen dann so weiter, doch für den Eigenbedarf und seine Besucher röstet er auch ein Teil der Bohnen auf einem Herd, der noch mit Feuer geheizt wird. Der Duft von den frischgerösten Bohnen ist wirklich himmlisch. Von Hand werden die Bohnen dann gemahlen, um frischen Kaffee zu brühen.
Zum Abschluss unserer Tour haben wir mit Don Elias zusammen eine Tasse super starken Kaffee getrunken und jeder hat ihm ein Päckchen Kaffee abgekauft =).
Die Finca ist wirklich empfehlenswert, weil sie ziemlich abseitsliegt und wenig bekannt ist, also kein bisschen touristisch!

Mittwoch, 18. Januar 2012

Zweite Station: San Gil, Santander vom 20. bis 25. Dezember


Da der Strom immer noch da ist, kann ich den Eintrag doch veröffentlichen :) (Hat mich sowieso sehr gewundert, dass in Kolumbien die Stromausfälle auf einmal angekündigt werden =P) 

Am 20. Dezember ging es morgens schon um 6 Uhr im Hostel zum Busterminal von Bogotá und dann Richtung San Gil. An diesem Morgen war es wirklich besonders kalt, aber wenigstens hat sie Sonne zum Abschluss geschienen =). Die 7-stündige Fahrt von Bogotá nach San Gil war mit eine der schönsten Busfahrten, weil die Landschaft einfach unglaublich genial ist. Zuerst ging es durch die „Schweiz“ mit vielen Kühen, dann immer höher in die Anden, wo man vereinzelt Hirten mit dicken Ponchos und Hüten um Blechtonnen mit Feuer sitzen sah. Rundherum waren riesige Berge und wunderschöne Täler zu sehen. Einfach überwältigend schön! Leider konnten wir keine Fotos machen, weil der Bus zu schnell gefahren ist, aber ich hab mich darauf konzentriert, alles in meinem Kopf abzuspeichern. =P
Je näher wir Richtung San Gil kamen, waren wir immer mehr von Dschungel umgeben und es wurde immer wärmer.

San Gil ist eine wunderschöne Kleinstadt in den Bergen mit italienischem Flair. Viele Häuser haben kein fließendes Wasser, sondern große blaue oder schwarze Wassertanks auf dem Dach. Die Straßen sind teilweise so steil, dass keine Autos oder Motorräder fahren können, sondern man alles zu Fuß erledigen muss (die Waden werden beim Hochlaufen ziemlich gedehnt!). Es gibt viele kleine Läden und Restaurants und ein kleiner Stadtpark in der Mitte. Aufgrund seiner Lage kann man in San Gil ganz viele Outdoor- und Adventuresachen machen, was wir natürlich ausgenutzt haben =D

Am ersten Abend waren wir zusammen mit anderen Hostelgästen und Mitarbeitern Tejo spielen. Das ist ein kolumbianisches Trinkspiel mit „explosives and beer“. Man versucht aus einiger Entfernung Knallkörper, die auf einem Metallring auf einem großen Brett mit ganz viel Lehm (oder sowas ähnliches) liegen, zum Explodieren zu bringen, indem man einen schweren Metallpuk wirft. War wirklich lustig auch ohne Bier =)

Für den nächsten Tag war gleich das erste Abenteuer geplant: Die cueva de la vaca (Höhle der Kuh) besichtigen. Mit Bikini, Shorts, Top, Halbschuhen, Helm und Stirnlampe ausgestattet ging es mit einem Führer für 1,5 Stunden in die Dunkelheit. Innen wurde es schon gleich am Anfang ziemlich nass und ziemlich eng und somit war ein Fortbewegen oft nur krabbelnd auf allen vieren möglich. An manchen Stellen mussten wir auch ganz flach auf dem Boden kriechen, im Wasser paddeln oder schwimmen. Das Wasser war seeeehr kalt und mit durchnässten Kleidern und Schuhen war es nicht unbedingt wärmer und angenehmer :P. Der Helm aber war sehr nützlich, ansonsten hätte es sicherlich mehrere dicke Beulen gegeben. Die schlimmste Stelle war für mich als wir von einer Höhle zur nächsten tauchen mussten. Unter Wasser war zwar ein Seil angebracht, an dem man sich entlangziehen konnte, aber als man auf der anderen Seite wieder aufgetaucht ist, war die Höhle gerade so hoch, dass nur der Kopf aus dem Wasser herausgeschaut hat. Hat viel Überwindung gebraucht einfach so ins Unbekannte zu tauchen! In den einzelnen Höhlen waren Unmengen von Fledermäusen zu sehen und vereinzelt auch Kakerlaken und Spinnen. Eine Höhle haben wir sogar komplett im Dunkeln durchquert. Obwohl es eine sehr hohe Höhle war wie wir im Nachhinein herausgefunden haben, sind wir Hand an Hand beinahe auf dem Boden gekrochen vor lauter Angst, uns irgendwo anzustoßen =P.
Gegen Ende durften wir uns noch mit Heilerde einreiben, die wir an einem kleinen Wasserfall in der letzten Höhle wieder abwaschen konnten mit kostenloser Wasserstrahlmassage! (Leider arschkalt!!!!)

Den Abend diesen Tages haben wir im Parque Gallineral verbracht, der auch mit weihnachtlichen Lichtern geschmückt war und bekannt für seine Geißenbart/ Meerjungfrauenhaare an den Bäumen ist.

Am folgenden Tag sind wir mit dem Bus zu einem Wasserfall gefahren. Von der Straße aus mussten wir noch etwa 20 min durch den Urwald laufen (Felsen hochklettern und einen Fluss durchqueren) bis wir an einem wunderschönen Wasserfall herauskamen. Die Landschaft war übrigens auch mal wieder atemberaubend! Im Becken des Wasserfalls konnten wir sogar baden (ich hab es leider nur paar Sekunden ausgehalten, weil es einfach verdammt kaltes Gebirgswasser war).

Der 23. Dezember war für mich ein absolutes Highlight unseres Urlaubs. Durch unser Hostel haben wir von einer Mountainbike-Downhilltour in den Chicamocha-Canyon erfahren, die leider auch nicht ganz billig war (etwa 66 €). Nachdem aber ein Holländer die Tour einen Tag vor uns gemacht hat und total begeistern davon war, haben wir es auch gewagt. (Im Nachhinein eine der besten Entscheidungen während der Reise!!)
Die Veranstalter der Tour sind Mike (Amerikaner) und seine Freundin Kat (Engländerin), die zusammen in San Gil ein mexikanisches Restaurant führen.
Los ging es also um 8:15 Uhr morgens im Gringo Mike’s (das Restaurant) mit einem superleckeren Wrap gefüllt mit Rührei, Avocado, Tomate, Schinken und Käse und einem leckeren schwarzen Tee mit Milch bzw. einem Kaffee.
Dann sind wir alle in den Jeep, der schon fertig beladen vor dem Eingang stand, eingestiegen und etwa 45 Minuten hoch in die Berge des Chicamocha-Canyons gefahren.
Mike war diesmal unser Jeep-Fahrer, während Kat und ein Mountainbiker aus Utah, USA, der den amerikanischen Winter über in San Gil arbeitet, unsere Guides waren.
Unsere Fahrräder waren alle auf dem Dach befestigt und der Jeep mit Essens- und Wasservorrat sollte auch unser Begleitfahrzeug sein, soweit es die Wege zuließen. Zum größten Teil waren es aber doch ziemlich heftige Offroad-Strecken.
Oben angekommen bekam jeder von uns sein aus den USA importiertes-3000 Dollar-full suspension Fahrrad zugeteilt und wir durften ein bisschen Probe fahren, um mit dem Fahrrad vertraut zu werden, die mörderischen Bremsen zu testen und es richtig einstellen zu können. Von dem „full-suspension“ hab ich am Anfang nämlich gar nichts gespürt, weil ich viel zu leicht für die Federung war. Aber die 3 waren hervorragend ausgestattet und das Problem innerhalb weniger Minuten gelöst. =P Und daaaaann konnte es mit ungewohnt tiefem Sattel endlich losgehen.
„Downhill“ war dabei aber ungefähr so eine Aussage wie wenn der Papa beim Wandern sagt, es ginge nur noch bergab, aber damit habe ich schon gerechnet, da die Aussage ja von Sportlern kam. :D
Es ging zu Beginn nämlich schon ein paar steile Berge hoch, wo alle außer Kat, Tim und Gerrit schieben mussten. Man muss dazu sagen, dass es für uns alle aber auch der erste Sport nach fast 4 Monaten war.
Während den nächsten 35 km legten wir 1500 Höhenmeter von 2000m auf 500m über NN in einem ziemlich hohen Tempo über „Stock und Stein“ durch Flüsse, über Schotterpisten, vorbei an Wasserfällen und genialer Sicht in den Canyon, die man während dem Fahren leider nicht genießen konnte, weil man sich lieber sehr gut auf den Weg konzentriert hat.
So heftig bin ich noch nie in meinem Leben Fahrrad gefahren und es hat schon einiges an Überweindung gebraucht, um mir selber und dem Fahrrad zu zutrauen, dass es Hindernisse wie Felsbrocken und tiefe Löcher ohne Probleme überwindet und auch so, dass ich gar nicht so viel davon mitbekomme. Mein eigenes Fahrrad zu Hause hätte da nämlich komplett versagt.
Die Ermüdung der Arme während dem Fahren war schon kräftig zu spüren. (Es war sehr gut, dass wir ab und zu mal kurz eine Pause gemacht haben, um die Aussicht zu genießen, weil ich sonst Angst hatte, keine Kraft mehr zu haben, um zu bremsen :P).
Der Popo tat im Gegensatz dazu, kaum weh, da man eh die meiste Zeit im Stehen fahren musste, damit der Körper mitfedern kann.
Als wir dann unten am Fluss Suaréz wieder auf den Jeep getroffen sind, waren die Bremsen ziemlich heiß gelaufen und wir alle ziemlich fertig. An einem einsamen Platz am Fluss schlugen wir dann unser Lager auf und konnten uns im Fluss abkühlen. Danach gab es einen Mega-Roastbeefsandwich, selbstgemachte Cookies und Mandarinen. Ein Rundum-Sorglos-Paket.
Im Jeep ging es dann die ganze zurückgelegte Strecke wieder bergauf bis zum Ausgangspunkt. (An manchen Stellen hatte er wirklich ordentlich zu kämpfen.) So konnten wir die tolle Landschaft auch endlich ausgiebig genießen.
Die Jungs sind den Berg auf der anderen Seite zum Abschluss wiederruntergefahren, während wir Mädels gemütlich im Jeep hinterher fuhren. Kurz vor San Gil gab es dann nochmal eine Bademöglichkeit und wir stießen mit einem Bier bzw. Cola auf die gelungene Tour an. Jeder von uns bekam zum Abschied noch ein T-Shirt und damit war die beste Mountainbiketour meines bisherigen Lebens zu Ende. :)

An Heilig Abend waren wir morgens zu Besuch in Barichara, eines der schönsten Kolonialdörfer Kolumbiens, von dem wir noch einmal einen super Blick in und über den Canyon hatten. Den Nachmittag verbrachte ich dann ganz entspannt am Pool unseres Hostels und abends sind wir alle zusammen schick essen gegangen in einem Restaurant mit Blick über die Plaza Mayor (Hauptplatz) von San Gil. Alles in allem ein sehr ruhiges und ganz anderes Weihnachten =).

Den ersten Weihnachtsfeiertag verbrachten wir nochmal an einem Fluss zum Baden bevor es dann abends los ging Richtung Kaffeezone.

Unsere Reise im Fernsehen

Mein Freund hat unsere Kolumbien-Reise im Fernsehen gefunden :P
http://www.3sat.de/mediathek/mediathek.php?obj=28726&mode=play&fb_source=message

Wir haben alle Orte (und noch mehr), die in dieser Dokumentation gezeigt werden, besucht außer Villa de Leyva :)
Es war wirklich schön, die Reise nochmal im Fernsehen anzuschauen! Wer also Lust und Zeit hat, sich die Doku anzuschauen, ich kann sie nur weiterempfehlen. Meine Blogeinträge zu unserem Urlaub werde ich aber trotzdem noch nach und nach veröffentlichen.

Eigentlich wollte ich heute Abend den Bericht über San Gil fertig schreiben und veröffentlichen, aber in 20 min wird der Strom ausgeschaltet. Das macht mir natürlich einen Strich durch die Rechnung. Aber naja, Kolumbien halt :D

Samstag, 14. Januar 2012

24 Tage, 6 Städte, 2 Stunden Flug, über 52 Stunden im Bus


Wichtigste Begleiter: 
Vliesjacke, Schal, Icebreaker-Shirt, Regenjacke, gute Schuhe, Föhn, Nähzeug, Foto, Spontanität, Resistenz gegen Reiseübelkeit, gutes Zahlengedächtnis (Hosteladressen auswenig lernen), Orientierungssinn (ich bin wirklich besser geworden!), Geduld!! (die braucht man überall in Kolumbien :P)


Jaaa, ich bin nach 3 Wochen auf Kolumbien-Reise wieder heile und ohne dass mir irgendwelche Sachen abhandengekommen sind in Cartagena angekommen und habe seeeehr viel zu erzählen  und auch einiges an Bildern :) Kolumbien ist so unglaublich groß und vielfältig und verschieden. Es war wirklich spannend zu entdecken, wie unterschiedlich jede Region ist.
Deswegen werde ich den Blogeintrag ein wenig untergliedern. Dann müsst ihr nicht warten bis ich den gesamten Bericht geschrieben habe, sondern könnt von Station zu Station lesen.

Erste Station: Bogotá, die Hauptstadt Kolumbiens

Am 27. Dezember war es endlich soweit und Larissa, Julia und ich konnten morgens um 8 Uhr ins Flugzeug nach Bogotá steigen. Wie schon befürchtet war es Flugzeug im Vergleich zu heißen Cartagena-Klima so kalt wie in einer Gefriertruhe. Man konnte sogar die Luft, die aus der Klimaanlage kam, kondensieren sehen. Unglaublich. Aber wenigstens gab es immerhin einen Snack, obwohl der Flug nur 2 Stunden gedauert hat und dann noch einer von Juan Valdez (so etwas wie Starbucks und genauso teuer, aber superlecker). Es gab bis auf die Kälte also nichts zu beklagen :)
Die Kälte sollte leider für die nächste Zeit mein ständiger Begleiter sein, denn Bogotá liegt auf etwa 2.600m in den Anden und es herrschte eine Eiseskälte (zwischen 15 und 20 Grad :P). Auch die Luftfeuchtigkeit ist viel geringer als im karibischen Cartagena und ich bekam auf einmal ganz trockene Haut und musste mich mehrmals am Tag eincremen.
Beim Landeanflug auf Bogotá hatte ich echt das Gefühl ich lande in der Schweiz, weil es um Bogotá herum einfach aussieht wie in der Schweiz :D
Bogotá an sich ist leider ziemlich hässlich. Soweit ich das bis jetzt beurteilen kann würde ich sagen, es ist zusammen mit Manizales die hässlichste kolumbianische Stadt.
Zusammen mit Gerrit, Doreen (Freiwillige, die in der Nähe von Bogotá arbeiten) und Felix (Freiwilliger aus Medellín) waren wir in einem Backpacker-Hostel in der Altstadt La Candelaria mit Leuten aus der ganzen Welt untergebracht. Gespräche wurden deshalb hauptsächlich auf Englisch geführt, aber auch mein Französisch konnte ich aus den hintersten Ecken meines Gehirns wieder hervorkramen.

In der Altstadt haben wir am selben Tag dann noch den Präsidentenpalast von außen angeschaut, der an den Simon Bolívar-Platz grenzt und ein Besuch im Botero-Museum durfte natürlich auch nicht fehlen.

Für den nächsten Tag hatten wir die Wanderung auf den Monserrate, einen 3150m hohen Berg mit einer Kirche, die von vielen Pilgern besucht wird, geplant. Nachdem wir uns aber schon auf dem Hinweg zu dem Fuß des Berges verlaufen hatten, war die Zahnradbahn doch eine sehr verlockende Option. Von der Zahnradbahnstation musste man dann trotzdem noch ein Stück den Berg hochkraxeln. (Entweder lag es an unserer fehlenden Kondition nach über 3 Monaten ohne Sport oder der Sauerstoffmangel war spürbar, auf jeden Fall waren wir alle ziemlich fertig da oben :P)
Vom Monserrate hat man eine super Aussicht über Bogotá. Die 8-Millionen-Stadt ist einfach riesig. Leider hatten wir bisschen Pech mit dem Wetter in Bogotá mit viel Regen und Nebel, deswegen sind die Fotos auch etwas vernebelt geworden.

Da das berühmte Goldmuseum in Bogotá ausgerechnet montags geschlossen hatte, sind wir einfach ins Polizeimuseum gegangen, was wirklich sehr interessant (und sogar kostenlos) war. Unser Führer war ein junger Polizist, der uns auch viele Sachen erzählt hat, die er nicht einfach so hätte erzählen dürfen, aber da er nur noch 1 Monat dienen musste, war es ihm egal.
Alle jungen Männer müssen einen solchen einjährigen bzw. zweijährigen, wenn man keinen Schulabschluss hat, Dienst entweder bei der Polizei, beim Militär oder bei der Marine ableisten.
Die Polizeiausbildung findet zu Rammstein-Musik statt und ist ziemlich hart. Er selbst wurde beim Kampf gegen die Guerilla von einer Granate verletzt und wurde deshalb nach Bogotá versetzt. Von seiner 15-köpfigen Gruppe, die mit ihm den Dienst geleistet hat, leben nur noch 3 Leute.
In Bogotá und auch in vielen anderen Städten wimmelt es einfach nur so von Polizisten, die den ganzen Tag irgendwo herumstehen und scheinbar nichts zu tun haben. Das haben wir natürlich ausgenutzt und die Polizei einfach kurzerhand in „Touristenführer“ umgetauft, weil sie uns immer bereitwillig und ausführlich den Weg zu irgendwelchen Sehenswürdigkeiten erklärt hat. Also lieber Polizei fragen, bevor sich die Uneinigkeit über den richtigen Weg in eine endlose Diskussion ausweitet und man sich am Ende doch verläuft.
Den letzten Abend in Bogotá haben wir im alternativ-angehauchten Stadtviertel Usaquén im Norden von Bogotá verbracht, wo zum ersten Mal in Kolumbien ein wenig Weihnachtsstimmung aufkam :D Der Park von Usaquén ist zur Weihnachtszeit nämlich wunderschön beleuchtet und dekoriert mit einem Sternenhimmel uuuuund KUNSTSCHNEE. Zu jeder vollen Stunde schneit es Schaumschnee von oben. Hihi. Da fühlt man sich beinahe wie auf einem deutschen Weihnachtsmarkt =P (Aber wirklich nur beinahe).
Der Abend war ein schöner Abschluss, denn länger als 3 Tage in Bogotá zu verbringen, ist nicht sehr empfehlenswert, weil es einfach nicht besonders viel zu sehen und noch sehr viel schönere Orte in Kolumbien zu entdecken gibt. Wir waren also bereit für die nächste Station =)