Dienstag, 22. November 2011

Langweilig wird's nie


Das letzte Wochenende war unser erstes freies Wochenende seit langem und das haben wir auch wirklich ausgenutzt.
Gleich am Freitag sind wir abends mit ein paar Freunden Billard spielen und Hamburger essen gegangen und haben bis um halb 2 nachts dann zum Abschluss des Tages noch einen Film im Bett geguckt (normalerweise fallen einem hier schon zwischen 9 und 10 Uhr die Augen zu, aber diesmal war die Vorfreude auf das Wochenende so groß, dass wir jede Minute ausnutzen mussten =)).
Am Samstagmorgen sind wir schon um 9 Uhr losgezogen ins Zentrum, um dort ein zweites Frühstück einzunehmen und ein bisschen nach besonderen Souvenirs Ausschau zu halten.
Mit Julia und den drei Bocachica-Mädels haben wir uns dann einen superleckeren Sandwich und frische, selbstgemachte Limonade gegönnt, während wir uns mal wieder ausführlich über unsere Kolumbien-Erlebnisse austauschen konnten. Danach sollte es eigentlich weiter in eine deutsche Bäckerei gehen, um einen Kuchen als Nachtisch einzunehmen (ja, Essen ist wichtig! =D). Leeeider gab es aber nicht mal dort guten Kuchen, weswegen wir uns entschieden haben, „Juan Valdez“ (so etwas wie ein kolumbianischer Starbucks) einen Besuch abzustatten und uns einen leckeren Oreo-Käsekuchen schmecken zu lassen.
Nachdem Larissa und ich den restlichen Nachmittag noch in der Stadt haben ausklingen lassen, waren wir pünktlich zum Abendessen wieder im Colegio =) und ich hab danach sogar noch im Dunkeln Wäsche gewaschen mit einer springenden, schwarzen Spinne als Zuschauerin.
Am Sonntagmorgen sind wir noch früher losgezogen, da wir viel vor hatten und Sonntage sehr schön sind in Cartagena. Kaum jemand ist auf der Straße, da die meisten Einwohner noch schlafen, man kann tolle Bilder von den wunderschönen Häuserfassaden machen und die relative Ruhe genießen. Zuerst sind wir einfach ein bisschen durch die Gassen gezogen und haben uns die Waren (hauptsächlich Schmuck) der Straßenverkäufer angeschaut und um die Preise gefeilscht. Ein Straßenverkäufer hielt uns sogar schon für Argentinierinnen :D Das haben wir dann mal als Kompliment aufgefasst, da wir sonst immer nur als „gringas“, die Bezeichnung für US-Amerikanerinnen, betitelt werden.
Da wir danach an den Strand gehen wollten und deshalb nur ein Kleid anhatten und so wenig los war, haben wir jedoch ziemlich viel Aufmerksamkeit erregt und es war nicht ganz so entspannt, wie ich es mir vorgestellt hatte.
Das Zentrum von Cartagena kann wirklich ein Labyrinth sein, das uns an diesem Tag öfters mal gefangen hielt. (Larissas und mein fabelhafter Orientierungssinn hat nämlich irgendwann komplett versagt und wir waren mehr als verwirrt =P) Dafür haben wir aber wunderschöne Plätze entdeckt =).
Als langsam Wolken aufzogen, wollten wir die Sonne noch am Strand genießen, doch leider gelang es uns einfach nicht einen Weg auf die anderen Seite der Stadtmauer zu finden, weshalb wir uns einfach auf die Stadtmauer gesetzt und den grandiosen Blick aufs Meer plus einen großen Schoko-Brownie genossen haben.
Nach einem kurzen, heftigen Regenschauer und einem Abstecher zu Crepes&Waffles waren wir endlich fähig, das Labyrinth zu lösen und zum ziemlich überfüllten Strand zu gelangen.
Dort angekommen mieteten wir uns eine Art Zeltüberdachung mit zwei Stühlen. Abwechselnd konnte immer eine von uns ins Meer gehen, während die andere auf unsere Rucksäcke aufpassen musste. Bis dahin war das Wochenende wunderbar verlaufen und wir haben es aus vollen Zügen genossen. Als Larissa gerade im Meer war und ich mit einer Hand auf den Rucksäcken für einen Blick die Augen geschlossen hab und gedacht habe „Heute kann ich endlich in meinen Blog schreiben, dass ich endlich einen wirklich entspannten Nachmittag am Strand hatte“, bewegt sich etwas an meiner Hand und mein Rucksack war weg mit meiner Kamera, meinem Handy und Geldbeutel mit kolumbianischen Personalausweis. Tja, Ironie des Schicksals .
Meine erste Reaktion war so laut zu schreien, wie ich konnte. Ich war so wütend und konnte einfach nicht glauben, dass jemand so böse sein kann. Dann hab ich nach Larissa geschrien, aber sie war zu weit weg, weswegen ich ihren Rucksack geschnappt hab und wie wild am Strand herumgerannt bin und die Leute angeschrien habe, ob sie etwas gesehen haben. Mittlerweile wurden immer mehr Leute auf mich aufmerksam und ich hab einfach immer weiter wütend herumgeschrien und den Mann, der unter dem Zelt neben uns saß an den Schultern gepackt und angeschrien habe, dass es ja wohl nicht sein kann, dass er nichts gemerkt habe =P Ich war einfach nur soooo unendlich wütend und entsetzt. Wegen der immer größeren Menschenmenge wurde Larissa auf mich aufmerksam und von ihrem Handy konnten wir dann auch auf meinem Handy anrufen, aber der Dieb hat es kurz später ausgeschaltet. Mehrere Männer hatten einen Mann mit meinem Rucksack wegrennen sehen, aber es waren zu viele Menschen am Strand. Ein Mann war so nett und hat die Polizei gerufen, die dann auch mit 3 Motos kam (also 6 Polizisten), denen ich die Geschichte kurz erzählt hab. Meine Idee war ja mit dem Moto, die Straße, die direkt am Strand entlang führt, in die Richtung, in die der Dieb gerannt ist, entlang zu fahren und nach ihm Ausschau zu halten. Diese Idee fanden die auch gut, bloß haben sie sich einfach nicht auf das Moto gesetzt, sondern angefangen, es zu putzen. Ich war ja sowieso schon wütend und das hat mich nur noch mehr wütend gemacht, was sie auch zu spüren bekommen haben, sodass sie schließlich doch losgefahren sind. Leider ohne mich, da nur 2 Personen mitfahren dürfen und es immer zwei Polizisten sein müssen =( Ohne zu wissen wie mein Rucksack aussieht, war die Aktion also ziemlich sinnlos.
In der Zwischenzeit wurden meine „Personalien aufgenommen“: auf einem zerknitterten Schmierzettel, den einer der Polizisten aus seiner Hosentasche herausgekramt hat. Zusätzlich zu unserer Festnetznummer wollte der eine dann noch unbedingt meine Handynummer wissen (falls mal niemand ans Festnetz geht HAHAHA). Ich hab ihn dann nur angeschnauzt, dass die Nummer ihm sehr wenig bringen wird, da mein Handy weg ist, wie ich ihm schon 5 Mal erzählt hab, wenn er mir zugehört hätte.
(Von den kolumbianischen Polizisten halte ich im Allgemeinen sehr wenig, da die mehr an Flirts interessiert sich als jeder andere und Korruption ziemlich weit verbreitet ist).
Larissas Daten wollten sie natürlich auch noch wissen und ihre Handynummer haben sie dann auch bekommen. Nachdem wir vor Ort nichts mehr tun konnten, wollte ich nur noch zurück ins colegio.
Wenigstens war einer der Polizisten so freundlich, uns ein Taxi zu suchen, das mich mitnahm, obwohl ich nur einen Bikini anhatte, da alle meine Kleider und mein Handtuch auch in meinem Rucksack waren.
Zum Glück waren Beni und meine Familie noch bei Skype online und ich konnte mich erstmal richtig ausheulen =P Mittlerweile habe ich mich aber wieder eingekriegt =) Ändern kann ich es sowieso nicht und diese Erfahrung gehört wahrscheinlich einfach zu Kolumbien dazu.
Die Polizei hat sich gestern auch mal auf Larissas Handy gemeldet, aber „einfach nur so“. Sie wüssten anscheinend, wo der Dieb wohnt, aber sie hätten ihn noch nicht zuhause angetroffen. Haha, wer’s glaubt wird selig. Die Polizei kann man hier echt in der Pfeife rauchen!

Mittwoch, 16. November 2011

Karneval

Mein erster Blogeintrag, der wieder vom colegio-eigenen Internet gesendet wird :D Da war die Freude wirklich riesengroß!!
Aaaalso dann will ich euch mal wieder auf dem Laufenden halten mit den neuesten Ereignissen in Cartagena.
Vom 4. bis zum 6. November hatten wir ein „campamento infantil“ (Kinderfreizeit) für die Schüler ab der zweiten Klasse bis zur fünften und es kamen auch einige ehemalige Schüler. Die Kinder haben das Wochenende hier im Colegio gewohnt und in den Klassenzimmern übernachtet. Es hat auf der einen Seite echt viel Spaß gemacht, aber auf der anderen Seite war es waaaahnsinnig anstrengend.
Mit der Planung haben wir am Freitag (4. November) angefangen =P Und die Vorbereitung ging dann Freitagnachmittag zwei Stunden bevor die Kinder gekommen sind los. Stress pur!
Ich war mit der Alejandra die Leiterin der einen Mädchen -Kleingruppe von 9 Mädels und war für die Technik (Mikrophone, Lautsprecher, Beamer und Laptops jeden Tag aufbauen und anschließen und alles abends wieder aufräumen) zuständig. Außerdem sollte ich den zwei jungen Frauen, welche die Lehreinheiten während des Camps gehalten, zur Seite stehen (also Snacks und Trinken zwischendurch und jegliche Materialen besorgen, die sie benötigten). Als am Sonntag unsere Küchenhilfe wegen Kopfschmerzen ausfiel, mussten Larissa und ich auch noch in der Küche einspringen. Es gab also kaum eine Verschnaufpause das ganze Wochenende über. Wenigstens „durfte“ ich nicht bei den Kindern im Klassenzimmer schlafen, wegen den Mücken und Dengue-Gefahr. Von 11 Uhr nachts bis morgens um 5 Uhr hatte ich somit meine Ruhe um Kraft für den nächsten Tag zu tanken.
Am Sonntagnachmittag um 4 Uhr als alle Kinder gegangen waren und das meiste Aufräumen erledigt war, war mein Krafttank aber sehr sehr leer =P Doch die Rettung war nahe =D Von einem Rallye-Spiel waren noch etwa 300g Weizenmehl übrig geblieben und Alejandra hatte die fabelhafte Idee deutsche Pfannkuchen daraus zu machen =D Diese haben dann auch wirklich grandios geschmeckt!

Zu unserem großen Glück war die folgende Woche schulfrei wegen dem Karneval von Cartagena. Da scheint die ganze Stadt verrückt zu werden. Die Leute sperren mit Seilen die Straße ab und verlangen Geld fürs Passieren-Lassen oder stehen mit Eimer voller dreckigem Wasser am Straßenrand und erfrischen jeden (egal ob auf dem Moto, im colectivo, im Taxi oder zu Fuß), der nicht zahlt, mit einem Schuss Wasser. San Francisco war eins der schlimmsten Viertel =P Auf Spanisch: „Es pura locura“
Im Zentrum fanden jeden Tag mehrere Umzüge statt, wo man sich gegenseitig mit Schaum aus Sprühdosen einsprüht und sich nass macht und mit Mehl bewirft. Ist eigentlich ganz witzig :)
Am Donnerstag hat uns Katherine eingeladen mit ihr zur Batalla de las Flores (einer der größten Umzüge der Stadt) zu gehen. Ihre Ratschläge waren: keine Wertsachen und Kleider, die man danach wegwerfen kann.
Ein Taxi zu Katherines Wohnung war erstaunlicherweise schnell gefunden, aber beim Aussteigen gings dann schon los. Kaum aus dem Taxi draußen, stand plötzlich ein komplett mit Motoröl schwarz angemalter Mann vor mir (samt Haaren und Hose, einfach ganz schwarz), der mir mit einem breiten Grinsen drohte, mich zu umarmen, wenn ich ihm kein Geld gebe. Meine erste Reaktion war einfach ganz schnell auf die andere Straßenseite zu rennen. Leider ohne Erfolg, denn er war schneller und all mein Bitten und Betteln hat nichts gebracht, weshalb ich ihm doch lieber seine „moneda de amor“ gegeben hab. Ich wollte nicht schon schwarz sein, bevor richtig losging =P
Beim „Batalla de las flores“ –Umzug werden die 27 Kandidatinnen für die Miss Colombia Wahl auf verschiedenen Wagen vorgeführt und von ganz unterschiedlichen traditionellen Tanz- und Musikgruppen begleitet.
Zusammen mit Katherine haben wir uns ziemlich nah am Startpunkt der Parade platziert. Obwohl wir eine Weile zu früh da waren, war schon alles voller schaumsprühender, perückentragender, wasserverwerfender Leute. Da es uns zu blöd war uns mitten ins Chaos zu stürzen, entschieden wir, das Ganze erstmal vom Rand aus anzuschauen und auf dem Boden sitzend den Umzug zu erwarten. Leider hat das nicht sehr viel gebracht, weil Larissa und ich durch unsere Größe und die hellen Haare einfach aus einer Menschenmenge dunkelhäutiger, schwarzhaariger Menschen herausstechen und somit zur Zielscheibe der Karnevalsverrückheiten wurden =P
Zu Beginn handelte es sich noch um harmloses Wasser, Schaum und Maisstärke und wir dachten, wir sähen schon schlimm aus. Dooooch es kam schlimmer! Von hinten kamen immer mehr „Farbüberfälle“. Während also von hinten die lila und blaue Farbe in meinem Gesicht verteilt wurde, wurde mir der Schaum auf die Haare, in den Nacken und in die Ohren gesprüht. Wenn man Glück hatte, schaffte man es noch, die Augen und den Mund zu schließen. Mir ist es aber nicht immer gelungen =P Meine Zähne waren irgendwann dann auch blau und die lila Farbe verteilte sich in meinem Ohr, ganz zu schweigen von meiner Kleidung. Als die kolumbianischen Schönheiten dann endlich vorbeifuhren, war nicht mehr viel von meiner Hautfarbe zu sehen. =D Wir waren wirklich ganz schön angeschmiert worden und immer noch hatte keiner Erbarmen mit uns.
Nach dem Umzug ging es dann zu einem kleinen Stadtrundgang mit Katherine und jeder Kolumbianer, dem wir begegnet sind, konnte sich ein Lachen und ein Schaumspritzer nicht verkneifen. So viel Aufsehen habe ich glaube ich noch nie erregt.
Als wir zufällig an einem Mann mit einer Spritzpistole vorbeigekommen sind, hatte Katherine die grandiose Idee, dass er doch mein Gesicht damit ein bisschen von der Farbe befreien konnte. Da die Spritzpistole anscheinend nicht den gewünschten Erfolg lieferte, wurde mir einfach kurzerhand (bevor ich widersprechen konnte) einfach ein ganzer Eimer Wasser über den Kopf gekippt. Triefend nass und immer noch voller Farbe, die jetzt noch mehr verteilt war, rief ich nun noch mehr Lachanfälle hervor. =D Ich sah wirklich so schlimm aus, dass ich selber jedes Mal in Lachen ausbrach, wenn ich mich mein Spiegelbild in einer Fensterscheibe sah.
Nach einer gefühlten Ewigkeit hatte ich dann endlich die Möglichkeit mich in der Universitätstoilette zu waschen. Doch leider bewahrheitete sich meine Befürchtung: die Farbe war trotz kräftigem Schrubben nicht ganz so einfach aus meinem Gesicht zu entfernen. Das Blau ging relativ leicht weg, doch das Lila war sehr hartnäckig. Doch draußen wurde es schon langsam dunkel und so fiel ich nicht mehr so arg auf =D
Wieder zurück im Colegio bin ich sofort unter die Dusche gehüpft und hat geschrubbt und geschrubbt bis mein Gesicht ganz wund war. Zwei Tage später war mein Hals jedoch immer noch leicht lila und meine Kleider sind bis heute noch nicht wieder sauber, obwohl ich sie in Chlorbleichmittel eingeweicht habe.
Es das war‘s wert! Schließlich ist das der einzige Karneval von Cartagena, wir miterleben!
Aber ich bin auch froh, dass das ganze Chaos am Montag (14. November) mit der Miss Wahl zu Ende ging und man wieder ohne Angst auf die Straße kann und auch sauber wieder zurückkehrt =D
Die Schule hat gestern gleich mit den letzten Klausuren für dieses Schuljahr begonnen und am Freitag werde ich die erste eigens erstellte Englischklassenarbeit mit meinen Kindern aus der Transición schreiben und bin sehr gespannt, wie diese dann ausfallen wird =D

Mittwoch, 9. November 2011

Von Mäusen, Zecken und Termiten

Mittlerweile haben wir Bekanntschaft mit sämtlichen Untermietern unseres Zimmers gemacht.
Zum einen gibt es da unsere Zimmermaus, die ich an anderer Stelle schon einmal erwähnt hatte. Zu Beginn führten wir eigentlich eine ganz gute Beziehung voller gegenseitiger Toleranz und die nächtlichen Besuche störten weder mich noch Larissa sonderlich. Doch in der Zwischenzeit ist die Stimmung ein wenig umgeschlagen. Angefangen hat alles damit, als ich ein bisschen von meiner kostbaren Milka-Schokolade auf meinem Bett liegen gelassen habe und dann kurz das Zimmer verlassen musste. Bei der Rückkehr in unser Zimmer etwa eine halbe Stunde später musste ich leider feststellen, dass die Schokolade mit lauter kleinen Knabberspuren versehen war. Und los ging die Mäusejagd.
Es wurden alle Möbelstücke im Zimmer verrückt (sind zwar nur 4, aber war trotzdem viel Arbeit) und mit Bretten sämtliche Wege versperrt bis auf den Weg zur Türe. Bretter stellen für Mäuse nur leider keine Hindernisse dar, wie wir feststellen mussten =P Auf diese Weise haben wir aber wenigstens herausgefunden, auf welchem Wege die Maus immer in unser Zimmer gelangt. Nämlich durch ein Loch in einem Moskitonetz vor „Belüftungslöchern“ in der Außenwand unseres Zimmers. Mit Brettern wurde das Loch natürlich gleich abgedichtet, doch am nächsten Morgen war ein neues Loch im Moskitonetz =P War wohl nichts.
Das zweite Verbrechen der Maus war, dass sie sich in unserer Kommode häuslich eingerichtet hat, meine Kleider angefressen hat!! und überall ihre Hinterlassenschaften zu finden waren.
Eines Nachts bin ich von Tütengeraschel aufgewacht und war schon voller Panik, da sich unsere Essensvorräte in Tüten an einem Haken oben in der Wand befinden. Mit meiner Stirnlampe hab ich mich vorsichtig angeschlichen, um zum Glück herauszufinden, dass das Geraschel von der Türe her kommt, an deren Klinke unsere Mülltüte hängt. Viel Liebe hatte ich für die Maus nicht mehr übrig, aber sie zu töten habe ich auch nicht übers Herz gebracht. Deswegen wurde die Tüte einfach zugeknotet und nach draußen in den großen Mülleimer verfrachtet.
Mäuse sind aber ziemlich schlau und irgendwie hat sie es da wieder herausgeschafft, weil ich sie am Abend schon wieder im Zimmer herumflitzen gesehen hab.
Als sie dann aber eines Nachts das Nutella angeknabbert hat, das mir Mama und Papa in so kleinen Plastikbehältern geschickt haben, war wirklich Schluss mit lustig.
Nachdem eine zweite Mäusejagd erneut erfolglos verlief, musste eine Mäusefalle her! Mit einem Stück Brot sollte die Maus in die Falle gelockt werden. Doch am nächsten Morgen war das Brot verschwunden und die Falle noch gespannt. Als ich dann zufällig in die unterste Schublade unserer Kommode geschaut habe, saß da die Maus vor Schreck erstarrt (genauso wie ich, ich konnte nicht mal mehr schreien) mit den Brotkrümmeln auf meinem Handtuch.
Ich weiß nicht, wie sie es geschafft hat, aber in den folgenden zwei Nächten gelang es der Maus, die mit Milka-Schokolade versehene Falle leerzuräumen ohne gefangen zu werden. =(  Ich hab die Falle selber mal ausprobiert und bei mir schnappte sie schon zu, als ich mit einem Blatt Papier drangestoßen bin.  Es musste also eine neue Falle her.
Im Supermarkt fanden wir einen Superkleber, der die Mäuse lebend fangen sollte. Den verteilten wir großzügig auf einem Brett und legten ein Stück Schokolade genau in die Mitte. Die erste Nacht verging ohne dass etwas geschah. Doch als ich gestern Abend in unser Zimmer kam, hörte ich ein seltsames Kratzen und nach einigem Überlegen fiel mir unsere Falle wieder ein. Und tatsächlich, auf dem Brett saß die Maus mitten im Kleber fest und versuchte mit aller Kraft wieder freizukommen. Eigentlich war sie ja nur eine kleine, süße Maus, die uns mit großen Augen anstarrte und uns packte das Mitleid. Aber dann kamen mir meine Schokolade und mein Nutella wieder in den Sinn. Die Maus musste wirklich verschwinden!
Plötzlich hatte es den Anschein, als würde die Maus langsam vom Kleber loskommen und es musste schnell gehen. Mit sehr sehr viel Überwindung nahm ich das Brett in die Hand und brachte es nach draußen, wo Larissa es übernehmen musste. Durch unser Geschrei waren mittlerweile auch Alejandra und Lourdes anwesend und teilten uns mit, dass wir die Maus töten müssen, damit sie nicht zurückkommen kann. Dazu war ich nur leider nicht fähig, aber letztendlich wurde die arme Maus im Garten mit einem großen Stock erschlagen und im Mülleimer-Friedhof begraben. Obwohl die Geschichte mit der Maus nun endlich vorbei war, war ich doch nicht ganz so erleichtert, wie ich es mir erhofft hatte.

Die Maus war jedoch nicht unsere einzige Untermieterin. Hinter Larissas Bett entdeckten wir eines Tages ein etwas seltsames Gebilde an der Wand: komische braune verzweigte Linien, die mit jedem Tag mehr und länger wurden. Lourdes Rat wurde herbeigezogen und es stellte sich heraus, dass es sich um Termiten handelte, die anscheinend fähig sind, so ziemlich alles (Möbel, Kleidung, Wände) zu zerstören. Deswegen müssen wir ab jetzt eigentlich täglich die Linien von den Wänden kratzen, um die Termiten so zu vertreiben, wobei ich mir nicht sicher bin, ob das was bringt, weil ich glaube, dass die schon in der Wand drin sind. Aber Termiten sind nicht so mein Fachgebiet und wir tun wie uns geheißen. =P

In dem Sicherungskasten in der Wand und auch in allen möglichen anderen Wandlöchern haben sich einige Geckos eingenistet. Gegen Geckos habe ich (bis jetzt) noch nichts einzuwenden und von mir aus dürfen die gerne dort wohnen, denn sie machen keine Geräusche, zerstören nichts und gehen auch nicht an unser Essen! Außerdem wäre es, glaube ich, ziemlich unmöglich, gegen sie vorzugehen, weil es unzählbar viele davon gibt =P.

Es gibt aber noch eine Art Mitbewohner, gegen die ich sehr wohl etwas einzuwenden habe. Zecken finde ich nämlich richtig eklig. Unsere drei Hunde sind immer über und über mit ihnen in verschiedenen Stadien übersäht. Sogar schon die kleine Babyhündin Fiona, die von den drei noch übrig geblieben ist, ist ein Opfer der widerlichen Tierchen. Ich weiß nicht, wie die in unser Zimmer kommen, aber ich hab leider schon einige davon entdeckt und getötet.
Um unseren Essplatz vor der Küche herum lassen sich die vollgesaugten Zecken fallen und liegen dann zappelt auf dem Rücken und sehen wirklich widerlich aus. Richtig eklig wird’s dann, wenn man ausversehen auf eine Zecke drauf steht und das Blut in alle Richtungen spritzt, was schon öfters mal vorkommt. Zum Glück hatte ich hier noch keine Zecke und ich hoffe auch, dass das so bleiben wird!

Soo, außer tausenden Moskitos und vielen Spinnen fallen mir keine weiteren Untermieter mehr ein und ich bin eigentlich auch ganz froh drum =P. Mir reichen die genannten nämlich vollkommen! :)

Montag, 7. November 2011

semana cultural

Eigentlich sollte die ganze letzte Woche eine „Woche der Kulturen“ für die Kinder und Eltern im colegio stattfinden, aber da wegen dem Regen in der Woche davor zwei Tage ausgefallen sind, fand die Woche nur von Mittwoch bis Freitag statt.

Die erste Klasse und die transición waren zusammen mit Larissa und mir für Deutschland zuständig. Wir haben uns entschieden die vier Jahreszeiten und ein dazugehöriges besonderes Fest wie z.B. Ostern, Weihnachten und das Oktoberfest vorzustellen. Den ganzen Dienstagnachmittag haben Larissa und ich gebastelt, gezeichnet und unser Klassenzimmer dekoriert. Unser Hauptwerk war ein großer Baum, an dem wir die vier Jahreszeiten gezeigt haben und der ist uns auch ziemlich gut gelungen =P Die Kinder haben viele künstliche Blumen, vertrocknete Blätter und Watte mitgebracht, die dann für Frühling, Herbst und Winter verwendet wurden.
Außerdem mussten wir einen deutschen Tanz vorführen, was aber nicht ganz so einfach für uns war, weil in Deutschland nicht so getanzt wird wie hier in Kolumbien und die Leute das hier einfach nicht nachvollziehen können. Jede Region in Kolumbien hat ihren eigenen Tanz und schon die kleinsten Kinder können Tänze wie Salsa, Merengue oder Cumbia tanzen. Aber wir haben den Schneewalzer im Internetcafé herunterladen und dann einfach eine Choreografie erfunden.
Bei unserer „Tanzprobe“ in einem leeren Klassenzimmer hat uns dann ein kleiner Nachbarsjunge aus dem Kindergarten zugeschaut. Hihi Aber er fand unseren Tanz soo peinlich, dass er sich die Augen zuhalten musste und immer wieder das Zimmer verlassen musste. Zwischendurch hat er öfters den Satz „Ihr braucht Männer!“ losgelassen =D Er konnte einfach nicht mitansehen, wie zwei Frauen einen Partnertanz zusammentanzen, aber uns blieb ja nichts anderes übrig. Und als wir ihm vorgeschlagen haben, dass er dann halt mit uns tanzen muss, ist er schreiend davongelaufen =D Unsere Choreografie wurde auch wirklich nicht schlecht, auch wenn wir nur den Walzergrundschritt konnten und einfach noch ein paar Volkstanzelemente eingebaut haben=P
Nach dem Abendessen haben wir dann noch einen deutschen Kartoffelsalat für den Verkauf am Mittwoch zubereitet und der hat sogar ziemlich deutsch geschmeckt. Lieber hätten wir gebrannte Mandeln oder Plätzchen gemacht, aber leider sind Mandeln wahnsinnig teuer und wir haben keinen Ofen. Backen ging also auch nicht.
Jedenfalls war es ein sehr langer Tag und wir sind erst um halb 12 Uhr ins Bett gekommen und am nächsten Morgen ging es um 5 Uhr schon wieder weiter mit Büro putzen, Frühstück machen und dekorieren.
Margarita und Ethel kamen auf die glorreiche Idee Watte und Styropor auf dem gesamten Boden als Schnee zu verteilen, von der ich nicht sonderlich begeistert war, aber naaja. Bevor die Kinder in die Klassenzimmer kamen sah es auch echt gut aus, danach eher weniger =P
Die Präsentationen von den einzelnen Ländern waren letztendlich sehr chaotisch (aber da wir in Kolumbien hab ich auch nichts anderes erwartet =P) und trotzdem wirklich interessant.
Unser Schneewalzer war natürlich grandios! =D Und unser Kartoffelsalat ging auch ganz weg (wir hatten aber auch nur 2kg Kartoffeln verwendet)
Nachdem für den Tag alles geschafft war, waren wir dann noch zu dritt eine halbe Stunde beschäftigt, das Styropor und die Watte zusammenzufegen. Jippiieh =P

Am Donnerstag hat jede Klasse ein „Experiment“ vorgestellt, also z.B. mit Bildern gezeigt, wie aus einem Samen eine Pflanze wächst oder das Sonnensystem erklärt. Larissa und ich wollten den Cola-Mentos-Vulkan zeigen, aber leider konnten wir keine Mentos auftreiben und mit den kolumbianischen Mentos hat es leider nicht funktioniert =( Außerdem gab es eine Talenteshow, wo die Kinder vorgetanzt, gesungen und geturnt haben. Am Ende wurden noch gebastelte Kunstwerke der Kinder versteigert und alle haben eifrig ersteigert und die Preise gingen manchmal doch ziemlich in die Höhe :D Larissa und ich haben auch ein paar Zeichnungen beigesteuert :P

Der Freitag hat mit Aerobic für die Eltern begonnen und wir kamen in der einen Stunde kräftig ins Schwitzen. Vor allem, weil es hier nachts auch nicht wirklich abkühlt und es morgens immer noch knapp 30°C hat. Unserem lieben Sportlehrer Henry hat es so richtig Spaß gemacht uns Frauen bis ans Ende unserer Kräfte zu bringen. Aber ich hab die Zähne zusammengebissen und durchgehalten! =D
Zum Abschluss der semanacultural wurde ein Sancocho (eine Art Suppeneintopf mit Fleisch, Kochbananen, Yuca, Mais und Kartoffeln) für alle gekocht. Hat jetzt nicht sehr überragend geschmeckt und die Art des Servierens hat mir den Appetit wirklich verdorben. Erstens gab es nicht genug Teller und Löffel für alle und deshalb wurden die schon benutzten Plastikteller einfach ohne abzuspülen für die nächsten Portionen wiederverwendet und gegen Ende wurden auch die Kartoffeln, Bananen und Yuca knapp, weswegen in der Küche wirklich unglaublicherweise die Reste, die die Vorgänger übriggelassen haben dem Nächsten nochmal serviert. Es war so eklig, dass ich irgendwann aus der Küche rausgehen musste, weil ich das nicht mehr mitansehen konnte.
Als mir meine Suppe dann auch auf so einem Plastikteller serviert wurde, war mir schon so schlecht, dass ich kaum einen Löffel runterbekommen habe und es dann lieber ganz gelassen habe.
Die Hygieneverhältnisse in Kolumbien sind wirklich öfters eine Herausforderung. =P
Aber alles, was nicht unmittelbar zum Tod führt, härtet ab. =P