Samstag, 3. März 2012

Zwischenseminar und Bergfest


Unser Zwischenseminar vom 14. bis zum 18. Februar war wirklich klasse! Wir waren in einer Ferienanlage in einem kleinen Dorf in der Nähe von Barranquilla untergebracht mit Swimmingpool und dem Meer in Reichweite =). Es war wirklich entspannend und schön, mal weder kochen noch spülen noch putzen zu müssen und so konnte ich Kraft tanken für das nächste halbe Jahr.
Nach dem Zwischenseminar haben wir noch eine Nacht bei unserer Mentorin Marianella in Barranquilla verbracht bevor wir am Sonntagmittag wieder zurück nach Cartagena gefahren sind und der Alltag uns wieder eingeholt hat (meinen Unterricht für den nächsten Tag hatte ich nämlich noch nicht vorbereitet =P). 
Während meiner Abwesenheit waren nochmal fünf Kinder zur Transición hinzugestoßen, wobei zwei davon wirklich eine Herausforderung waren/sind und alle bisherigen „schlimmen“ Kinder bei weitem übertreffen. Howard, ein kleiner vierjähriger Junge, hat die gesamte Klasse tyrannisiert und mit seinen Schuhen beworfen, uns Lehrerinnen geschlagen und Lourdes, die Direktorin, gebissen. Bei einem Gespräch mit der Mutter stellte sich heraus, dass sie sehr überfordert mit ihrem Kind ist (die mit Zahnabdrücken übersäten Unterarme waren schon ein beeindruckendes Zeugnis). Letztendlich hat sie den Jungen dann von der Schule genommen und es wurde ihr zu einer psychologischen Behandlung geraten.
Keiner, der zweiten Problemfall ist nicht weniger schlimm (nur älter und größer, d.h. er hat auch noch mehr Kraft) und es ist auch noch nicht sicher, ob er bleiben wird oder nicht. Einerseits ist er jetzt schon Teil der Klasse, aber zu unterrichten, wenn er im Klassenzimmer ist, ist einfach kaum möglich. Keine zwei Sekunden bleibt er auf seinem Platz sitzen, macht keine Aufgaben, redet ununterbrochen, hört nicht zu und scheint auch einfach nicht zu verstehen, was man ihm sagt, egal auf wie viele verschiedene Arten man es versucht. Margarita und ich sind oftmals am Rande der Verzweiflung. Ich bin mal gespannt, wie es mit ihm weitergeht. Seinem Alter nach gehört er auf jeden Fall in die Vorschule, aber er verhält sich wie ein kleines Kind. Die Gespräche mit der Mutter haben auch nicht viel gebracht, weil sie selbst weder ein noch aus weiß.
Ansonsten liebe ich aber meine Klasse =D und wir haben sehr viel Spaß zusammen! Für ihre vier oder fünf Jahre ist es auch ganz verständlich, dass sie noch viel mehr Interesse am Spielen als am Stillsitzen haben und ich würde gerne viel mehr mit ihnen spielen, aber auf der anderen Seite ist mein Lehr- und Stundenplan, der nur eine halbe Stunde spielen pro Tag =(. Ich versuche jedoch, soweit es geht, meinen Lehrstoff spielerisch zu verpacken.
Im Sportunterricht hatte ich vor, den Großteil ihrer Energie schon gleich in der ersten Schulstunde zu verbrauchen, damit der restliche Tag etwas ruhiger verläuft, aber das Resultat war nur: eine ziemlich verschwitzte und fertige Anka und eine vierzehnköpfige Kinderschar, die nach mehr verlangt hat =P.
Der Lärmpegel während dem Unterricht ist einfach immer noch unvorstellbar, aber ich habe es mittlerweile halbwegs akzeptiert, dass die Kinder einfach aus einem Umfeld kommen, wo man sich nicht normal unterhält, sondern stattdessen nur herumgeschrien wird ( zum einen wegen der Musik, aber zum anderen auch einfach Gewohnheit und Kultur).
Ja, so gibt es wie bei jedem gute Tage, wo ich den Unterricht halten kann, den ich geplant und mühsam vorbereitet habe (es gibt nämlich kein Kopierer, d.h. ich muss alles immer 14x von Hand schreiben oder malen), aber auch nicht so gute Tage, wo ich mit Halsweh vom vielen „Für-Ruhe-sorgen“, Streit schlichten, alles tausend Mal erklären, weil mal wieder kein Mensch zugehört hat (und die Aufgabe dann von der Hälfte immer noch falsch gemacht wird) und ziemlich Kopfweh aus dem Klassenzimmer gehe =). Wenn ein Kind mir aber dann in dem Moment das Zahlenlied, das ich ihnen beigebracht habe oder das englische „Good morning“-Lied vorsingt oder mich ganz fest umarmt, muss ich doch jedes Mal wieder lächeln.

Nebenbei bin ich auch dieses Schuljahr wieder unfreiwillig als Schulkrankenschwester tätig und es gab auch schon mehrere Verletzungen wie Platzwunden, dicke Beulen und diverse andere Wunden zu verarzten. Auch wenn ich in dem Gebiet nicht sehr viel Ahnung hab, verschafft mir meine rote Betaisodonasalbe doch ganz schön Respekt =P.

Letztes Wochenende hat in Cartagena das „Festival Internacional de Cine de Cartagena“ (Internationales Kinofestival) begonnen. Während dieses Festivals werden in allen Kinos der Stadt besondere Filme gezeigt und der Kinoeintritt ist gratis!! Außerdem liefen die ganze letzte Woche auch im Zentrum auf verschiedenen Plätzen Filme unter dem Sternenhimmel mit Popcorn und Getränk ebenfalls alles umsonst. Das haben wir natürlich ausgenutzt und auch einige sehr gute Filme gesehen. Aber das Highlight des Festivals war für mich ein Jazz-Benefizkonzert auf einem riesigen Kreuzfahrtschiff im Hafen von Cartagena. Julia, eine Mitfreiwillige, hat uns drei über Beziehungen auf die Liste der geladenen Gäste setzen lassen und so durften wir einfach so einen super Samstagabend auf einem Kreuzfahrtschiff verbringen =D.

Uuuund am Freitag (02.03.12) habe ich die Halbzeit meines Kolumbienjahres mit Larissa und Julia gefeiert und wir haben uns einen alkoholfreien Cocktail im Café del Mar auf der alten Stadtmauer gegönnt Blick über die Altstadt und aufs Meer =D.

Nach dieser vollen Woche bin ich jetzt ganz froh, dass ich Wochenenddienst habe und gar nicht weggehen darf. So kann ich mal wieder Wäsche waschen (Jippiieeh =P) und Unterricht planen und vorbereiten und Blog schreiben =).