Samstag, 30. Juni 2012

Inselabenteuer


Vom 9. bis zum 11. Juni hatten wir zum Abschluss unserer Mini-Missionsschule einen Praxiseinsatz im Inseldorf Barú auf der gleichnamigen Insel und dieser begann schon mit einer aufregenden und abenteuerlichen Hinfahrt =).
Dorthin brachte uns am Samstagmorgen ein Jeep, der aber mit zwölf Personen plus Fahrer und unserem ganzen Gepäck (darunter auch Verpflegung, Wasser und Matratzen), das teils auf dem Schoß und teils auf dem Dach transportiert wurde, ziemlich überladen war. Nachdem dann mal alles gut verstaut und alle einigermaßen bequem saßen, konnte es endlich losgehen. Aber schon kurz außerhalb der Stadt musste der Fahrer erst einmal tanken gehen und da beim Tanken in Kolumbien niemand im Fahrzeug sitzen darf, mussten alle wieder aussteigen und danach den Jeep von neuem beladen.
Um auf die Insel zu gelangen, muss man natürlich auch das Wasser überqueren, das sie umgibt. Die Fähre dafür glich eher einem großen Metallblech auf das so viele Busse, Autos, Motos und Menschen geladen wurden, wie nur irgendwie drauf gepasst haben. Zum Glück dauerte die Überfahrt aber weniger als 5 Minuten! Danach ging die Fahrt weiter auf einer für mich nicht erkenntlichen Straße direkt am Meer im Sand, wobei wir mehrmals beinahe stecken blieben und der Jeep sich gefährlich Richtung Wasser neigte. Die Hitze im Auto war schon ziemlich extrem und bei unserem Fortbewegungstempo kam auch nicht richtig Fahrtwind auf. Der letzte Teil der Strecke glich für mich eher einer Motocross-Rennstrecke als dass sie für einen überladenen Jeep gemacht wäre, aber nach drei Stunden kamen wir tatsächlich in Barú an und waren wir alle ziemlich froh, endlich aus dem Auto aussteigen zu können, wobei es auch nicht kühler war =P.
Auf der Insel durften wir dann die Leute und wie sie leben kennenlernen, dazu sind wir einfach in kleinen Gruppen von Haus zu Haus gegangen und haben uns vorgestellt. Oft wurden wir eingeladen, uns zu setzen. Die Offenheit der Menschen in Barú hat mich echt überrascht. Die meisten arbeiten als Fischer oder verkaufen Schmuck an die vielen Touristen in Playa Blanca und den Islas del Rosario. Das größte Problem, was sie haben, ist das Süßwasser, denn es gibt kein fließend Wasser auf der Insel gibt. Das Süßwasser wird vom Festland dorthin gebracht und wird in kleinen Tanks gekauft. Deshalb werden sobald es regnet, so viele Gefäße wie möglich nach draußen geschafft, um das kostbare Regenwasser aufzusammeln.
Außerdem haben wir die Kirche vor Ort bei drei Gottesdiensten unterstützt, Kinderprogramm gemacht und Theaterstücke aufgeführt (5 Minuten vorher haben wir das mir unbekannte Stück geprobt bei dem ich die Hauptrolle spielen sollte =P). Ja, die kolumbianische Spontanität fordert mich ab und zu noch sehr heraus, aber ich glaube mittlerweile bin ich schon ziemlich gut im Improvisieren =P.
„Gewohnt“ haben wir Frauen in einem kleinen einfachen Holzhaus, das eigentlich nur aus einem Zimmer bestand und durch Vorhänge in drei Zimmer aufgeteilt wurde. Das „Bad“ war draußen zu finden =P,. Geschlafen wurde auf dem Boden, in der Hängematte oder zu zweit oder zu dritt in den zwei vorhandenen Betten.
Ich habe die zwei Tage auf der Insel sehr genossen, auch wenn sie mit viel Arbeit verbunden waren und die Menschen haben mich wirklich beeindruckt!
Am Montagmorgen mussten Larissa, Julia, ich und Francisco die Gruppe früher verlassen, weil wir Deutschen ein Mentorentreffen auf Bocachica hatten und Francisco im Refugio (Julias Projekt) bei einem Familientag helfen musste. Das bedeutete für uns, um 4.30 Uhr aufzustehen, um eine Lancha zur Insel Tierrabomba zu bekommen. Das frühe Aufstehen hat sich aber mehr als gelohnt, weil wir so einen der schönsten Sonnenaufgänge bei einer etwa 1,5-stündigen Bootsfahrt miterleben konnten. Da um die Uhrzeit der Seegang noch relativ stark ist, war ich froh, nicht gefrühstückt zu haben!
Das Mentorentreffen mit Marianella, die diesmal ihren Mann und ihre zwei kleinen Kinder mitbrachte, haben wir an einem schönen Strand gehalten und gleichzeitig Marias Geburtstag gefeiert und konnten uns so noch ein bisschen erholen bevor es am Dienstag wieder zurück ins Colegio ging. Ich glaube, ich habe schon einmal erwähnt, dass in der Base in Bocachica eine amerikanische Familie mit sieben Kindern wohnt. Auf jeden Fall bauen die sich gerade selber ein Haus auf einem Hügel, wo wir am Montagabend ein Überraschungsgrillen für Maria vorbereitet haben mit Würstchen und Stockbrot  und einer herrlichen Sicht bis nach Cartagena bei Nacht! =D
In den letzten drei Schultagen dieser Woche habe ich meine Kinder für die zweite Examensphase vorbereitet und nur wiederholt und bis auf die üblichen zwei haben mich alle in der folgenden Woche bei der Mathe- und Englischarbeit wirklich überrascht. Ich war sehr stolz auf sie! Auch Jimmy und Megan haben sich beim Nachschreiben verbessert, haben aber vor allem in Mathe und Lesen und Schreiben noch großen Aufholbedarf. Ich hoffe, die Eltern nutzen die Ferien aus.
Da Larissa und ich letztes Wochenende frei hatten, mussten wir das natürlich ausnutzen und sind am Samstag mit Julia und Cesar, einem Freund, in den botanischen Garten gegangen, der auf dem Weg nach Arjona liegt. Dieser Garten gleicht eher einem großen Urwald und im Vergleich zu der riesigen Vegetation habe ich mich wie eine kleine Ameise gefühlt. Die Luftfeuchtigkeit war durch die Pflanzen wirklich extrem hoch!  Zu sehen gab es aber viele kleine schwarzgelbe Giftfrösche, Termitenbauten in den Bäumen, einen Geier, kleine und große Eidechsen und drei große bunte Papageien =D. Die Affen haben sich leider nicht gezeigt.
Nach dem botanischen Garten haben wir einen kurzen Abstecher zu „Los Lagos“ gemacht. Was genau das ist weiß ich auch nicht. Auf jeden Fall gibt es einen See mit einer kleinen Insel in der Mitte, wo ein Affe wohnt, ein Swimmingpool und ein edles Restaurant und alles ist sehr schön angelegt. Für mich hatte es ein bisschen Freibadcharakter hat bis auf das picksende Gras, das hier einfach nicht so schön weich wie in Deutschland ist =P.
Den Nachmittag verbrachten wir gemütlich in Arjona beim Cesar zu Hause mit Mango essen und Kokosnussmilch trinken und danach das Fruchtfleisch auslöffeln =). Nach einem vorzüglichen Abendessen mit Kokosreis, Hühnchen, Gemüse, Erbsensalat und Lulosaft ging es mit vollem Bauch und einer Tüte voller Mangos wieder zurück nach Cartagena.
Ganz langsam schleicht sich auch schon ein bisschen Abschiedsstimmung ein: meine letzten Examen sind geschrieben und korrigiert, ich musste zum letzten Mal die Zeugnisse schreiben, gestern war der letzte Elternnachmittag und die nächsten drei Wochen werden die letzten Ferien sein.
Momentan ist es etwas stressig, da ich das Gefühl habe, gerade in zwei Welten gleichzeitig leben zu müssen, weil ich jetzt schon wieder einiges für die Zeit danach in Deutschland planen muss, gleichzeitig aber hier meine letzten knappen zwei Monate ausnutzen möchte und auch noch viel zu tun habe.
Jetzt sind aber zum Glück erst einmal drei Wochen Ferien! In der ersten Woche haben wir noch einen Tag Kinderprogramm und die restlichen Tage irgendwelche Lehrerbesprechungen und pädagogischen Tage, aber dann zwei Wochen freiiiii =).

Mittwoch, 6. Juni 2012

Muttertag, Tag des Lehrers und Hugos Geburtstag


Ich bin gerade mal wieder viel zu früh für einen Sonntagmorgen aufgewacht und dachte, ich nutze die Zeit, um einen neuen Blogeintrag zu schreiben.
Muttertag wird hier in Kolumbien viel größer gefeiert als in Deutschland. Mit den Kindern zusammen haben wir Herzkarten gebastelt und sie haben ganze alleine „Feliz Día Mamá“ (Alles Gute zum Muttertag) und ihren Namen geschrieben =).  Die Karte durften sie dann mit nach Hause nehmen und ihrer Mama am Muttertag überreichen.
In der Schule haben wir den Muttertag erst am 18. Mai mit einer Feier am Nachmittag, wo nur die Mütter kommen durften (ohne Kinder und Mann) gefeiert. Dafür bastelten wir die schönen Moosgummibilderrahmen und verzierten sie mit Pailletten (Danke Oma für die Pailletten, sie stießen überall auf Begeisterung!). Die Feier war wirklich lustig und laut und es gab viel zu lachen, weil auch die Erwachsenen sich hier gerne lächerlich machen und so gab es eine Modenschau (alle Mamas hatten sich nämlich ziemlich herausgeputzt), verrückte Spiele und Tänze und Wettbewerbe, wer zum Beispiel die Schuhe mit den höchsten Absätzen trägt, die jüngste Mutter ist oder die längsten Haare hat. Die Interaktion zwischen dem Publikum und dem „Moderator“ ist hier in Kolumbien einfach sehr viel stärker, denn alle kommentieren, diskutieren und mischen eifrig mit =).
 Auch Larissa und ich mussten natürlich was vorführen und haben uns für einen typisch deutschen Schuhplattler entschieden. Nur gut, dass wir weder aus Bayern kommen noch Männer sind, aber dank Youtube-Videos haben wir uns dann noch schnell einen solchen Tanz beigebracht und für viele Lacher gesorgt =D. Nach einem leckeren arroz cubano (kubanischer Reis) mit Eistee und mit kleinen Präsenten ging es für die Mütter dann wieder nach Hause und für uns hieß es Aufräumen, aber es war wirklich ein gelungener Nachmittag.

Eines Morgens, ich glaube, es war in derselben Woche, während ich die Kinder wir jeden Morgen am Schultor empfangen habe, wurde ich vom kleinen Camilo mit einer großen roten Rose und einem Schokoriegel zum Tag des Lehrers begrüßt. Das war eine schöne morgendliche Überraschung und die Rose hängt immer noch getrocknet an meinem Spiegel =). Ich wusste gar nicht, dass es diesen Tag überhaupt gibt, aber da ist Lehrer sein doch gar nicht so schlecht. Es gab dann noch mehr Schokoriegel von meinen kleinen Schülern und sogar eine Bodylotion hab ich von der Ingrid geschenkt bekommen. Am Montag wurde das ganze Kollegium dann sogar noch etwas verspätet von einigen Müttern mit „gaseosa“ (in dem Fall Apfel-Fanta) und Kuchen überrascht. Und jeder hat ein kleines, super kitschiges Geschenk bekommen (ein großes rotes Rosenarmband und ein großer rot-goldener Ring =P) Aber Geschenk ist Geschenk!

Wie wir von unserer Mitbewohnerin Angie erfahren hatten, ist jeder letzte Sonntag im Monat „Día del Patrimonio“ (Tag des Kulturguts), was bedeutet, dass die meisten Eintritte in die Museen und sonstige Sehenswürdigkeiten kostenlos sind. Nachdem wir die letzten zwei vergangenen Monate nie Zeit hatten, um den Tag auszunutzen, haben wir es im Mai endlich geschafft. Nach dem Mittagessen (wir hatten nämlich eigentlich Wochenenddienst und somit keinen Ausgang) sind wir drei, Larissa, Angie und ich gleich losgezogen und haben uns zuerst das Haus von einem früheren Präsidenten mit Namen Rafael Nuñez angeschaut. Da es in Restauration ist, haben wir nicht viel von der Einrichtung gesehen, aber das Haus war trotzdem sehr schön anzuschauen. Danach ging es weiter in den Palacio de la Inquisición, wo die Hexenverfolgung  auf ziemlich grausige Art durchgeführt wurde und auch heute noch ziemlich anschaulich dargestellt wird mit allen echten Foltergeräten und Galgen usw. Danach waren das Haus und die große Kirche von Pedro Claver an der Reihe, einem katholischen Mönch, der sich um die afrikanischen Sklaven hier in Cartagena gekümmert hat und auch als „Sklave der Sklaven“ bekannt war. Das Haus hat auf mich einen sehr düsteren Eindruck gemacht und der Geruch war sehr modrig aufgrund der hohen Luftfeuchtigkeit, aber im Hof des Hauses gab es zwei große Papageien =).
Nächste Station war ein Schiff der venezolanischen Flotte, wo die Marineleute ausgebildet werden, das gerade an diesem Wochenende im Hafen von Cartagena lag und zur Besichtigung zur Verfügung stand. Weil Larissa und ich als Deutsche so etwas Besonderes waren, haben wir sogar eine Privatführung und einen Venezuelasticker, der jetzt ganz provokant an unserer Zimmertür klebt von einem netten Marinesoldaten bekommen. (Aufzufallen hat manchmal auch seine guten Seiten =P).
Eigentlich sollte die Tour danach noch weiter ins Castillo San Felipe gehen (die Festung in Cartagena), aber wegen der unerträglichen Hitze haben wir uns dann doch für einen Crepes mit Eis im klimatisierten Crepes&Waffles entschieden =).

Letzten Samstag (2.Juni) wurde unser Leiter Hugo 45 Jahre alt und da Larissa und ich mal wieder Lust auf eine Party hatten, haben wir einfach eine hier im Colegio organisiert. Da unsere Dampfnudeln, die wir zwei Wochen davor einmal ausprobiert hatten, auf große Begeisterung gestoßen waren,  sollten wir dann anstatt eine Torte zu kaufen, Dampfnudeln für alle 30 Gäste machen. Es war ein Risiko, das aber Gott sei Dank gelungen ist, bloß ziemlich zeitaufwendig war es. Die Topfdeckel schließen nämlich nicht richtig ab, weil wir keine zusammenpassende Deckel und Töpfe haben, aber wenn man ein Handtuch dazwischen klemmt, bleibt der Dampf halbwegs im Topf und einen anderen Deckel unter den Topf legt, um die Dampfnudeln vor der starken Gasflamme abzuschirmen. Vanillesoße und Kirschen im Glas gibt es auch nicht in Cartagena, aber Maismehlpudding mit Vanillekonzentrat und Bocadillo waren ein akzeptabler Ersatz. Somit hätten wir den Geburtstagskuchen schon einmal. Zum Trinken gab es Eistee und das Abendessen war ein Büffet, wo jeder was mitgebracht hat. Genug Essen war also vorhanden. Mit etwa einer Stunde Verspätung trudelten dann auch die Gäste ein und ein Freund aus JuCUM war für die Unterhaltung mit Spielen und lustigen Aktivitäten zuständig. Sogar die amerikanische Band „The Mamas and the Papas“ hat uns einen Besuch abgestattet und „California Dreamin‘“ mit Blockflötensolo vorgetragen. Haha =D Aber noch einmal wird sie nicht auftreten!
Wir hatten alle unseren Spaß und Hugo hat sich gefreut, weil es das erste Mal hier in Kolumbien war, dass man seinen Geburtstag richtig gefeiert hat, doch es war auch anstrengend alles zu organisieren und für alles verantwortlich zu sein =P.

Mittlerweile ist schon Mittwochabend und ich hab meinen Blogeintrag immer noch nicht fertig geschrieben. Es tut mir wirklich leid, dass die Abstände zwischen meinen Blogeinträgen werden immer größer werden. Die letzten Wochen waren ziemlich vollgepackt und jetzt sind es nur noch weniger als drei Monate bis ich wieder zurück nach Deutschland komme und es gibt noch so viel zu machen. Manchmal müssten die Tage einfach ein paar Stunden mehr haben, damit ich alles hinbekomme, was ich mir vorgenommen habe. Pero bueno, así es la vida =).

Gerade bin ich schon wieder am Klassenarbeiten vorbereiten, die ich Anfang nächster Woche zum Korrigieren abgeben muss. Ich hab festgestellt, dass ich doch ziemlich gut in meinem Lehrplan liege, was ich gar nicht erwartet habe. Die lieben Kinderleins bringen mich sehr oft zum Lachen und auch öfters mal zum Verzweifeln. Aber meistens haben sie sehr viel Spaß am Lernen und fragen, wann sie endlich wieder Matheunterricht bei der Seño Anka haben oder wann der Rabe Willy wieder zu Besuch kommt.

Ansonsten ist ganz Cartagena gerade schon über 24 Stunden ohne Wasser, wegen irgendwelchen Arbeiten am Wasserrohr und wir müssen noch mindestens 24 bis 48 Stunden warten bis es wiederkommt. Sogar in Bocagrande, dem Luxus- und Hotelviertel von Cartagena, gibt es kein Wasser!

Gestern Abend um 10:30 Uhr ist die Tochter von Percy und Aura zur Welt gekommen! Percy ist ein Bruder von Hugo und die beiden haben bis letzten November hier im Colegio gearbeitet, bevor sie nach Perú gezogen sind. Das Kind trägt den deutschen Namen Heidi =D. Die Ärzte waren sich nicht einig, wann der Geburtstermin sein sollte und wollten es schon vor einem Monat per Kaiserschnitt auf die Welt bringen, aber es hat doch alles wunderbar auf natürlichem Wege geklappt.

Der Blogeintrag ist diesmal etwas unzusammenhängend, weil ich ihn nicht in einem Zug durchgeschrieben habe, aber ich hoffe, ihr habt Verständnis dafür =). Ich werde jetzt noch ein bisschen Englischunterricht vorbereiten, bevor ich  dann auch bald schlafen gehe.
Gute Nacht!