Mittwoch, 1. Februar 2012

Sechste und letzte Urlaubsstation: Santa Marta vom 7. bis zum 9. Januar


Kurz nachdem wir unsere Tickets für die Fahrt von Medellín nach Santa Marta am Busterminal gekauft hatten, haben wir erfahren, dass in der Nacht davor anscheinend irgendwas auf der Busfahrt schiefgegangen sein soll. Ziemlich beunruhigt bin ich dann in den Bus für die 15stündige Fahrt eingestiegen. Den größten Teil der Reise hab ich dann aber ganz friedlich verschlafen bis kurz nach einem Stopp in Barranquilla (etwa 1,5 h vor dem Ziel Santa Marta) meine Gepäckstücknummer aufgerufen wird. Der Busfahrer teilte mir dann freundlich mit, dass ein älterer Herr meinen schwarz-roten Rucksack mit seinem roten Rucksack in Barranquilla verwechselt hat (dass er selbst verbockt hatte, die Gepäcknummerzettel zu vergleichen, hat er natürlich nicht erwähnt) und der Rucksack deshalb in Barranquilla geblieben ist. TOOOOLL. Aber das wäre ja natürlich überhaupt kein Problem, den Rucksack würde ich noch am selben Abend wiederbekommen. JAAJAA
In Santa Martha am Terminal wollte ich dann eine Sicherheit, dass ich ihn wirklich wiedersehe und ich habe zwei Telefonnummern bekommen, wo ich abends um 6 Uhr anrufen sollte, um dann den Rucksack abzuholen, der mit dem nächsten Bus geschickt werden sollte. (Das Geld für die Taxifahrt hab ich mir natürlich auch von dem Busfahrer geben lassen, das er widerwillig aus eigener Tasche gezahlt hat.)
Den Nachmittag verbrachten wir trotzdem am Strand in Taganga, einem kleinen Fischerdorf. Da ich nur lange Kleidung dabei hatte, bin ich halt in Unterwäsche und mit Larissas bisschen weiter Shorts baden gegangen =P.
Gegen Abend rief ich dann mehrmals auf beiden Nummern an, aaaber ging natürlich keiner dran. Also sind Larissa und ich losgezogen um persönlich nach dem Rucksack zu fragen. Wie zu erwarten war, war von diesem jedoch keine Spur. Nach ein wenig Druck auf die Ticketverkäuferin am Schalter rief sie in Barranquilla an und bekam heraus, dass der Rucksack noch dort stand, aber mit dem Bus um halb 9 Uhr abends losgeschickt werden sollte. Ich gab ihr meine Handynummer, damit sie dann um 11 Uhr abends anrufen sollte, wenn er da ist. (Ich hätte ihn dann aber erst am nächsten Morgen abholen können).  Leeeider kam kein Anruf und am nächsten Morgen ging immer noch keiner ans Telefon. Die Nacht hatte ich ziemlich schlecht geschlafen, denn meine Hoffnung schwand mit jeder Stunde und ich wütend war ich auch.
Um 9 Uhr morgens bin ich dann alleine zum Terminal gefahren (mittlerweile war das Taxigeld schon lange aufgebraucht) und am Schalter der Busgesellschaft hatte keiner eine Ahnung. Das hat dann aber das Fass zum Überlaufen gebracht und ich bin ein bisschen ausgerastet. Mir war so egal, was die Leute von mir dachten, Hauptsache ich bekam meinen Rucksack wieder. Ich wurde von einer Person zur nächsten gereicht, bis ich einem Mann mal ganz deutlich gesagt hab, dass er sofort in Barranquilla anrufen sollte. Aber dort war mein Rucksack nicht mehr. AHHHHH Ich bin dann heulend an der Tür zum Büro stehen geblieben, um genau mitzubekommen, was er sagt und wie sich die Sache entwickelt. Ihm war das sichtlich unangenehm und er wollte mich immer wieder ins Wartezimmer abschieben, aber sobald ich außer Sichtweite war, haben die einfach aufgehört sich darum zu kümmern. Nach tausenden Telefonaten ist er dann einfach verschwunden und kam nicht wieder.
Ich bin dann einfach zur nächsten Schalterdame gegangen vor allen anderen Kunden und hab gemeint, ich will auf der Stelle wissen, was los sei. Nach 2 Stunden hatten sie dann mal herausgefunden, dass der Rucksack mit dem Bus aus Barranquilla am Vorabend mitgeliefert, bloß aufgrund der Unfähigkeit des Busfahrers nicht in Santa Martha ausgeladen wurde, sondern einfach bis nach Maicao (4-5Stunden von Santa Martha Richtung Venezuela) mitgereist ist. Zum Zeitpunkt des Telefonats befand er sich also im Büro der Busgesellschaft in Maicao und der nächste Bus fuhr erst um 1 Uhr nachmittags wieder nach Santa Martha. Die Frau hat mir dann einfach so gesagt, ich solle um 5 Uhr nachmittags wiederkommen. Da bin ich dann nochmal bisschen mehr ausgerastet und hab gemeint, entweder mir wird jede einzelne Taxifahrt bezahlt oder der Rucksack wird mir ins Hostel geliefert und ihre Handynummer wollte ich auch. Dann bin ich gegangen, um den Tag mit den anderen am Strand von Santa Martha zu verbringen.
Und tatsächlich hat sich mein ganzes Theater gelohnt, denn um 16 Uhr rief der Mann von der Busgesellschaft an, um zu sagen, dass er den Rucksack hat. Um kurz vor 17 Uhr wurde er mir dann persönlich ans Hostel geliefert!!! Ich war sooo glücklich. Der Hostelbesitzer hat sich die ganze Zeit lustig über mich gemacht, weil ich ein mega Grinsen auf dem Gesicht hatte =D.
Das musste natürlich gefeiert werden, da es auch gleichzeitig der letzte Abend unseres Urlaubes waren und deshalb sind wir Kokosreis, Patacón und Fisch essen gegangen.
Den nächsten Vormittag konnte ich nochmal gaaanz entspannt und im Bikini und mit Handtuch am Strand in Tanganga verbringen und die Karibik genießen.
Am 9. Januar haben Julia, Larissa und ich nachmittags die letzten vier Stunden wieder zurück nach Cartagena zurückgelegt, während Doreen und Gerrit weiter in den Tayronapark gezogen sind.
Es war wirklich ein klasse Urlaub und wir haben wahnsinnig viel erlebt, viele Leute kennengelernt und gaaanz viel gesehen =) Die Zeit wird unvergessen bleiben.

Im Nachhinein haben wir auch erfahren, was in der Nacht vor unserer Busfahrt passiert ist: Der Bus von Medellín nach Santa Marta wurde von der Guerilla überfallen, der Busfahrer ermordet und der Bus ausgebrannt.
Außerdem gab es anscheinend in Santa Marta die letzten zwei Tage bevor wir angekommen sind einen Streik, der von Paramilitärs ausgerufen wurde. Sie hatten angedroht, jeden zu ermorden, der seinen Laden öffnet oder z.B. Taxi fährt. Es herrschte also absolute tote Hose in Santa Martha.
Zum Glück hab ich das alles erst danach erfahren!! Unsere spontane Urlaubsplanänderung war also wirklich auf den Tag perfekt geplant gewesen =P