Montag, 20. August 2012

Abschied nehmen


Der Abschied steht jetzt unmittelbar bevor und seit letzter Woche weint der Himmel schon jeden Nachmittag mit uns, weil die Regenzeit begonnen hat.  =) Ja, Abschied nehmen nach einem Jahr ist nicht leicht, aber zum Glück findet dieser in Etappen statt. Am Freitagabend haben wir mit dem Schulchor in der Reunión familiar (JuCUM-Gottesdienst) in der Base gesungen. Angie leitet den Chor echt hervorragend! Zwölf Kinder und  Larissa, Yarina (unsere Sekretärin) und ich haben mitgesungen und es war sehr schön und alle waren begeistert =). Danach wurden wir von Hugo und Lourdes dort verabschiedet: traurig, aber trotzdem schön. Unsere Abchiedsfeier gestern im Colegio ist leider ins Wasser gefallen und da sich San Francisco im Regen in einen Fluss verwandelt, konnten nur sehr wenige kommen. Letztendlich war es aber trotzdem schön und wir hatten unseren Spaß!
Der schwerste Abschied steht mir aber noch bevor und das wird der von den Lehrern und vor allem von den Kindern sein. In ihrem Alter können sie das noch gar nicht richtig begreifen. Katerine hat mich vor kurzem gefragt, wann wir denn den Ausflug nach Deutschland machen, um mich und die Kristina zu besuchen.
Seit zwei Wochen verbringe ich die halbe Stunde, die wir zum Spielen jeden Tag haben mit Uno und Memory spielen. Besonders für Jimmy und Megan habe ich das Uno-spiel als Training für die Farben und Zahlen eingesetzt.  Aber die Regeln durchzusetzen ist wirklich ein harter Kampf und ich bin nach der halben Stunde fertiger als nach 3 Stunden unterrichten, aber macht trotzdem riesigen Spaß. Es fehlt den Kindern wahnsinnig schwer zu warten bis sie an der Reihe sind und auszuhalten, nicht als Erster zu gewinnen. (Gewinnen tun wir nämlich immer alle, bloß halt zu unterschiedlichen Zeitpunkten =P).  Da passiert es schön öfters, dass die Karten über den Tisch fliegen oder sehr sehr dreist geschummelt wird. Aber in solchen Fällen wird man einfach für den nächsten Tag gesperrt und darf nicht mitspielen. Diese Maßnahme hat gewirkt und es ist sehr witzig das Ringen um Selbstbeherrschung heimlich zu beobachten. Einmal haben wir es sogar geschafft alle zusammen zu vierzehnt Uno zu spielen =D.
Zoel ist ab jetzt der Verantwortliche für das schwere König-der-Löwen-Puzzle und muss dafür sorgen, dass immer alle Teile in die rote Tüte aufgeräumt werden. Mittlerweile bekommen sie das Puzzle wirklich beinahe alleine hin. Die Zahlen bis 39 und Rechnen am Zahlenstrahl beherrschen sie alle bloß Megan und Jimmy haben noch immer größere Probleme damit. Bis 13 zählen machen geht sogar auch auf Englisch und Deutsch! Unglaublich, was für Fortschritte sie gemacht haben, wenn man sich die Situation vor einem halben Jahr in Erinnerung ruft. Manchmal bin ich ja echt verzweifelt und habe gedacht, dass es überhaupt nicht vorangeht. Aber wenn man das ganze „Werk“ betrachtet, gab es doch große Veränderungen.
Letzten Mittwoch haben Margarita und ich in der letzten Schulstunde eine Überraschungsgeburtstagsfeier für alle Kinder aus der Vorschule vorbereitet. Katerine hatte an diesem Tag Geburtstag, aber wir haben einfach alle Geburtstage vor- und nachgefeiert mit Torte, Soft-Drink, Chips, Süßigkeiten, Luftballons, Seifenblasen, Spielen und Liedern. Es war laut, lustig, schön und anstrengend. Die Torte war am Ende im strahlenden Gesicht eines jeden Kindes verschmiert  =).
Am Freitag bin ich in der Musikstunde mit den Kindern in die Bibliothek gegangen und habe ihnen dort über Beamer Bilder und Videos von ihnen gezeigt. Zusammen haben wir in Erinnerungen geschwelgt und viel gelacht. Die Stimmung war hervorragend und die Kinder konnten es einfach nicht fassen, dass sie auf einmal auf der Wand zu sehen waren. Die Beamertechnik war für sie echt das größte Wunder. =D
Heute ist Feiertag in Kolumbien und wir haben unser letztes Mentorentreffen mit Marianella und dann noch zwei Tage Schule.
Mein Koffer ist größtenteils schon gepackt, weil wir nur gestern die Chance hatten in zu wiegen. Hier ist nämlich weit und breit keine Waage, deswegen hat uns Julia gestern die aus dem Refugio ausgeliehen. Zu meiner großen Freude habe ich bis jetzt nur 13kg und somit noch 10kg frei =D!!!!
Das zwischenzeitliche Megachaos in unserem Zimmer ist gestern auch einer halbwegs Ordnung gewichen und man berührt wieder den Boden, wenn man läuft =P.  Zum Glück haben wir alle Abschiedsgeschenke schon fertig und können so die letzten zweieinhalb Tage einfach noch genießen!

Ganz ganz liebe letzte Grüße aus Kolumbien. Vielen Dank für eure Unterstützung in jeglicher Hinsicht, die mir dieses Jahr möglich gemacht haben und dass ihr so fleißig Blog gelesen habt! (Bei Blogger wird mir nämlich die Statistik über meinen Blog bis ins kleinste Detail angezeigt: z. B. 7596 Seitenaufrufe in einem Jahr =). Danke, dass ihr meine Erfahrungen auf diese Weise mit mir geteilt habt!
Bis bald in Deutschland, genießt die Hitzewelle!
Eure Seño Anka



Dienstag, 7. August 2012

Ein besonderer Schultag für die Transición


Da mir noch einige Spendengelder für Material und Aktivitäten mit den Kindern zur Verfügung standen, hatte ich mich schon vor den Ferien auf den Weg zur Feuerwehr von Cartagena gemacht, um anzufragen, wie es denn mit einem Besuch mit der Transición aussehen würde. Ich wurde damals von einem etwas brummigen aber netten Feuerwehrkommandant empfangen, der mir überraschenderweise sofort einen Termin für den 27. Juli gab. Anscheinend wäre das nämlich immer eine etwas langwierige Angelegenheit, aber manchmal ist es doch gar nicht so schlecht durch mein Aussehen hier so aufzufallen, weil einem schon so manche Türen dadurch offen stehen. =P
Zwei Tage vor dem großen Tag stand dann auch mal das Transportmittel fest und nachdem ich allerlei Mütter abgewehrt hatte, die auch alle auf den bezahlten Ausflug mitwollten, konnte es endlich losgehen. =)
Den Kindern hatte ich es am ersten Schultag nach den Ferien (23. Juli) verraten und die Vorfreude war riesengroß. Am 27. Juli kamen dann auch alle mit ihrer sauberen Schuluniform, einer Flasche Wasser und einem Snack pünktlich zur Schule. Bloß der arme Jimmy konnte leider nicht mit, weil er krank war und das beschäftigt ihn bis heute noch =(.
Die erste Hürde war die 12 Kinder plus 4 Lehrerinnen (Margarita, Larissa, Lourdes und ich) plus Fahrer in das Colectivo (Jeep) zu verfrachten. Während Larissa und Lourdes auf der Vorderbank saßen, wurden Margarita und ich auf den zwei Rückbänken mit den Kindern gestapelt. Wurde schön kuschelig warm mit zwei Kindern auf dem Schoß und geschlossener Hintertüre. Haha.
Die Fahrt durch unser Barrio war schon das erste Highlight, weil uns so viele Kinder ganz stolz und aufgeregt zeigen konnten, wo sie wohnen. Aber das zweite Highlight folgte auch sogleich als auf einmal eine große Brücke in Sicht kam und das Colectivo doch wirklich auf die Brücke hinauffuhr und das Meer zu sehen war =D. Da konnten sie vor lauter Begeisterung gar nicht mehr aufhören zu kreischen. =D. Den Rest der Strecke legten wir fröhlich singend am Strand entlangfahrend bis zum Feuerwehrhaus am Eingang zum Luxusviertel Bocagrande ankamen.
Die Feuerwehrmänner haben dann etwas verdutzt geschaut als auf einmal ein Colectivo voller Kinder vor der Türe stand und es schien mir ganz so als hätten sie keine Ahnung mehr von dem vereinbarten Termin. Aber sie haben ihr Bestes gegeben, um dies zu überspielen. =P Mittlerweile überrascht mich sowas schon nicht mehr und außerdem hatte ich die unterschriebene Bestätigung für diesen Tag bei mir. Die diensthaben Feuerwehrmänner haben uns dann auch gleich ganz freundlich begrüßt und unter ein Pavillon mit Palmenwedeldach geführt, wo es zunächst eine kleine Einleitung über die Arbeit der Feuerwehr gab. Diese war leider wenig kreativ und nicht so interessant für fünfjährige Kinder, aber als dann die Feuerwehrkleidung (Stiefel, feuerfester Anzug, Helm und Handschuhe) angeschleppt wurde, war ihre Aufmerksamkeit wieder hergestellt =). Jeder, der wollte durfte den Helm anprobieren und der Höhepunkt war natürlich als die „Seños“ (Lehrerinnen) die ganze heiße und schwere Uniform anzogen und wie Astronauten verkleidet durchs Pavillon stolperten =D. Nachdem auch noch die richtig schwere Wasserdüse ? (Ich weiß nicht, ob man das so nennt) vom Wasserschlauch herumgereicht wurde und die Kinder uns ihre Kraft beim Herumtragen dieses Teils bewiesen hatten, statten wir den Feuerwehrmännern, die sich gerade im Fitnessstudio in Form hielten, noch einen kurzen Besuch ab.
Und dann durften wir zum Abschluss sogar noch in das riesige rote Feuerwehrauto einsteigen und haben mit eingeschalteter Sirene eine Runde durch Bocagrande gedreht. Da wurden die Augen (und Ohren) schon seeehr groß und der Feuerwehrbesuch hat sich so auch richtig gelohnt.
Doch unser Ausflug war noch nicht zu Ende, anstatt zurück ins Colegio zu fahren, ist das Colectivo noch weiter nach Bocagrande hineingefahren bis er vor einem großen gelben „M“ Halt machte. (Santiago kannte es als einziges Kind!!) Aus der Hitze des Colectivos überfielen wir den sehr klimatisierten McDonalds, um den besonderen Schultag noch mit einem leckeren Schokoladeneis abzuschließen. Nachdem das Eis verputzt war, musste ich erst einmal mit ein paar schlotterten Kindern vor die Türe gehen, um wieder aufzutauen! (Jaa, ich war dieses Mal nicht die einzige, die gefroren hat! =D). Aber Auftauen geht bei der cartagenerischen Mittagshitze ratzfatz und schon bald war der McDonalds Innen-Spielplatz mit Röhrensystem und einer langen Rutsche mit 12 Kindern wirklich ausgelastet.
Die Rutsche war so lang, dass der kleine Jhon schluchzend unten wieder herauskam, weil er sich in den Röhren verlaufen und Angst vor der Rutsche hatte. Aber Moisés hat ihn dann an der Hand genommen und zusammen haben sie das verschlungene System erkundigt und so war die Angst schnell vergessen. =) Überraschenderweise haben sich alle Kinder wirklich gut verhalten! Sogar eine Frau hat uns angesprochen, weil sie so überrascht war, dass sich eine Schulklasse so vorbildlich verhält!
Als wir uns so langsam auf den Rückweg machten, hat sich Carolina in den Kopf gesetzt unbedingt einen McDonalds-Luftballon zu bekommen. Überhaupt nicht auf den Mund gefallen, wie sie halt ist, hat sie den Luftballonaufblasmann, der einen für den Nachmittag angesetzten Kindergeburtstag vorbereitete, so lange genervt bis schließlich jedes Kind einen bekam =D.
Die Heimfahrt war dann noch enger und heißer, weil zu den 17 Personen nun auch noch 12 Luftballons in unserem Gefährt untergebracht werden mussten, aber wir hatten unseren Spaß und die strahlenden Gesichter sagten alles =D. Und ganz kurz bevor dann alle von ihren Mamis abgeholt wurden, kam Yazmeiri zu mir her und flüsterte mir ganz schüchtern: „Seño Anka, danke, heute hast du mich glücklich gemacht!“ ins Ohr.